Nach Raub in Bergneustadt35-Jähriger erkennt mutmaßlichen Komplizen nicht mehr
Köln/Bergneustadt – Sieben Jahre hatte er wegen verschiedener Raubüberfälle in den Jahren 2009 und 2010 im Gefängnis abgesessen. Am Mittwoch nun musste sich der 35-Jährige im Zeugenstand noch mal genau an seine kriminelle Vergangenheit zurückerinnern. Vor dem Kölner Landgericht ist derzeit ein mutmaßlicher Mittäter (40) von damals angeklagt.
Der 40-Jährige soll unter anderem auch am Überfall auf einen Verbrauchermarkt in Bergneustadt im September 2008 beteiligt gewesen sein, bei dem knapp 38.000 Euro erbeutet worden sein sollen. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob der Angeklagte einer der Mittäter von damals gewesen sei, betrachtete der Zeuge den 40-Jährigen lange und ausgiebig: „Wenn ich den so ansehe, hat der schon Ähnlichkeit mit dem.“ Aber sicher sei er sich nicht. Die Falten auf der Stirn und die Ohren würden ihn an seinen Komplizen erinnern. Aber der Mittäter damals sei dünner gewesen – „vor allem im Gesicht“.
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An drei Raubüberfällen soll der angeklagte 40-Jährige laut Anklageschrift beteiligt gewesen sein. Neben der Tat in Bergneustadt soll er auch an einem Überfall auf einen Baumarkt in Düren mit nur wenigen hundert Euro Beute sowie auf eine Sparkasse in Wermelskirchen im Juli 2010 beteiligt gewesen sein. Bei dem Bankraub sollen die Täter 136 000 Euro erbeutet haben. Der Angeklagte hatte zum Prozessauftakt die Vorwürfe über seine Verteidiger bestritten. Er sei zu jener Zeit in Spanien gewesen.
Bereits in der vergangenen Woche hatte der Haupttäter (47) der Raubserie den Angeklagten vor Gericht entlastet. Er gab an, den Angeklagten nicht zu kennen.
„Ich wusste ja nicht, was der mit der Waffe vorhat“
Was für ein einschneidendes Ereignis es sein kann, Opfer eines Überfalls zu werden, das hatte zuvor eine frühere Kassiererin (66) aus dem Bergneustädter Fall emotional im Zeugenstand veranschaulicht. Unter Tränen sagte die Frau: „Ich werde es nie vergessen. Das hat mein ganzes Leben verändert.“ Sie erzählte: „Ich wusste ja nicht, was der mit der Waffe vorhat. Es hätte ja von jetzt auf gleich vorbei sein können.“
Minutiös und detailliert konnte die Frau nach fast 13 Jahren den Überfall schildern, fast so, als wäre er erst gestern geschehen. Seither leide sie unter den psychischen Folgen, verlasse kaum noch ihre Wohnung. Das passiere aus dem Gefühl heraus: „Wenn du nicht rausgehst, kann dir nichts passieren.“