AboAbonnieren

Heimische PowerfoodsEckenhagener Kräuterfrau erklärt Heilkräfte von Pflanzen

Lesezeit 3 Minuten

Bei Führungen durch ihren Garten erklärt Elke Fritsch, wie Kräuter aus dem Garten Beschwerden lindern können – etwa der leuchtgelbe Löwenzahn.

Eckenhagen – „Giersch ist der Ärger der Gärtner“, sagt Elke Fritsch, Kräuterfachfrau vom Konradshof oberhalb von Reichshof-Eckenhagen. „Eigentlich zu Unrecht – mit seinen vielen Vitaminen und Mineralstoffen gehört er in jede Frühjahrsspeise.“ Ihr Lieblingsgemüse sei sehr nahrhaft und geschmacksintensiver als Spinat, beinhalte jedoch nicht dessen Oxalsäure. Zudem sei er mit der 3x-3x-3-Regel leicht zu bestimmen: dreikantiger Stiel und drei Blattansätze mit jeweils drei Blättern. Lachend sagt sie: „Gegen das Wuchern im Garten hilft nur eins: Aufessen.“

Elke Fritsch

Fritsch ist von Kindesbeinen an mit Kräutern vertraut: „Vieles habe ich von meiner Großmutter gelernt.“ Diese habe oft gesagt: „Kamille ist gut für den Bauch – Pfefferminze auch.“ Ihre Mutter dagegen sei weniger mit Wildpflanzen vertraut, dafür aber eine begeisterte Gärtnerin gewesen. „Von ihr habe ich die Liebe zum Garten.“ Die Kräuterfrau vereinigt beides auf ihrem weitläufigen Anwesen. Im zeitigen Frühjahr begrüßen mehr als 10 000 Schneeglöckchen auf einer Wiese neben dem Parkplatz die Gäste. Oberhalb haben die Hühner und Gänse ihr Refugium.

Literatur als Leidenschaft

Unzählige Bücher füllen die Regale in dem urigen Holzgebäude, das früher einmal als Jagdhaus genutzt wurde. „Fachliteratur ist meine Leidenschaft“, erzählt Fritsch. Darin habe sie geschmökert, als die Kinder klein gewesen seien. Später habe sie eine Heilpflanzenschule besucht und dort als Kräuterfachfrau ihr Diplom gemacht. Ebenso habe sie sich in der heimischen Ethnomedizin fortgebildet. Diese sei ähnlich wie die traditionelle chinesische Medizin (TCM), allerdings auf dem hiesigen Kontinent. Sie bedauert: „In Europa ist viel Kräuterwissen auf dem Scheiterhaufen verbrannt.“

Wilder Baldrian in Fritschs Garten.

Eine ganze Menge davon hat die 61-Jährige jedoch bei der Wildkräuterführung auf Lager – und die passenden volkstümlichen Sprüche dazu: „Schafgarbe im Leib tut wohl jedem Weib“. Gleich daneben wächst Frauenmantel, ebenfalls gut gegen Frauenleiden. Die Schafgarbe, wegen ihrer feingefiederten Blätter auch „Augenbraue der Venus“ genannt, sei aber ebenso als „Soldatenkraut“ bekannt, da es die Wundheilung positiv beeinflusse. Wegen seiner Bitterstoffe sei es auch für die Verdauung gut.

Powerfood aus dem heimischen Garten

Als „Powerfood“ bezeichnet Fritsch die Brennnessel, die – mit dem Strich gepflückt – keinerlei Schmerzen verursache: „Wenn es doch brennt, ist das gut für die Gelenke.“ Neben der kräftigenden und durchblutungsfördernden Wirkung helfe die Pflanze auch bei Prostatabeschwerden. „Die Brennnessel kann von der Wurzel bis zur Blattspitze verwendet werden.“ Die Samen etwa könnten sogar das Salz als Würze ersetzen. Dass Löwenzahnmilch giftig sei, verweist sie ins Reich der Ammenmärchen. „Die Flecken allerdings lassen sich nur mit einer Schere entfernen.“

Mehr als 100 Kräuterarten gedeihen auf dem Areal der Eckenhagenerin – hier blühende Vogelmirre.

Stattdessen empfiehlt sie eine 19-tägige Frühjahrskur, um die Verdauung nach dem Winter in Schwung zu bringen: „Bis zum zehnten Tag, mit einem beginnend, täglich einen Stängel mehr knabbern und danach täglich jeweils einen weniger.“ Wem das zu bitter sei, könne sie auch klein geschnitten im Salat untermischen. Insgesamt gedeihen mehr als 100 Kräuterarten auf dem Areal. Beifuß etwa zu fetten Speisen, drei Arten Wegerich gegen Husten, Kamille gegen Entzündungen, Wermut und Beifuß zur Verdauung.

Das könnte Sie auch interessieren:

Als Bodendecker nutzt Fritsch große Polster Vogelmiere, die kaum Nährstoffe benötigten: „Diese Pflanze ist Vitamin-C-haltiger als Zitrone oder Paprika.“ Zu Anschauungszwecken steht auch eine Tollkirsche im hinteren Teil des Gartens, damit Eltern die Pflanze in der Natur erkennen lernen. Die Kräuterfrau warnt nachdrücklich: „Wenn ein kleines Kind nur eine Handvoll der süßen Beeren isst, kommt es nicht mehr lebend aus dem Wald.“

Elke Fritsch veranstaltet regelmäßig samstags von 14.30 bis 16 Uhr Führungen auf dem Konradshof mit Abstechern auf Wiesen, an den Waldrand und in den Gesundheitsgarten, Kosten: zehn Euro. Die nächsten Termine sind am 22. Mai, 19. Juni und 24. Juli. Anmeldung unter 0170/3 43 27 44 oder per E-Mail an fritschelke@web.de.