Ehrenamt26-jährige Bergneustädterin ist für die Freiwillige Feuerwehr im Einsatz
Bergneustadt – Nein, einen Löschhubschrauber wird die Freiwillige Feuerwehr von Bergneustadt so schnell wohl nicht bekommen – obwohl sie seit kurzem eine Helikopterpilotin in ihren Reihen hat. Nachdem sich Juliana Ederer im September vergangenen Jahres der löschenden Truppe angeschlossen hat, wird sie von ihren Kameraden und Kameradinnen regelmäßig auf ihren außergewöhnlichen Beruf angesprochen. Den Löschhubschrauber-Scherz hat sie oft gehört. Vorerst aber arbeitet die Pilotin am Boden mit, wenn die Feuerwehr alarmiert wird. Und auch dort ist sie eine wertvolle Hilfe, denn in Bergneustadt wie in allen anderen Kommunen ist die ehrenamtliche Unterstützung mehr als willkommen.
In die Feuerwehr trat die 26-jährige Ederer bereits in ihrer bayerischen Heimat Vaterstetten ein, gelegen in der Nähe von München. Als sie volljährig war, folgte sie dem Vorbild ihres großen Bruders und absolvierte zum Einstieg in die Freiwilligen-Wehr die Ausbildung zum „Truppmann“, das nordrhein-westfälische Pendant ist die Ausbildung zur Feuerwehrfrau. Die Inhalte sind beinahe identisch: Es geht um Erste Hilfe, Gerätekunde, Brand- und Löschlehre und technische Hilfeleistung. Das Wissen wird in Modulen an mehreren Wochenenden vermittelt. Später legte Ederer noch mehrere Kurse nach, ließ sich in Absturzsicherung und im Funken ausbilden.
Im Ehrenamt fürs Leben lernen
Ihr Beruf als Pilotin war es, der Ederer ins Oberbergische verschlug. Sie arbeitet für das Unternehmen CoelnCopter, das seine Maschinen auf dem Flugplatz Meinerzhagen parkt. Sie hebt vor allem für Rundflüge ab. Um in ihrer neuen Heimat Anschluss zu finden, führte einer ihrer ersten Wege zur Feuerwehr. Ederer stellte sich bei Stadtbrandmeister Michael Stricker vor – der sich über die junge Unterstützung freute. Der Wechsel von der bayerischen in die nordrhein-westfälische Feuerwehr war kein Problem, das dort Gelernte gilt auch hier. Auf Kosten ihrer neuen Wehr wurde Ederer mit Schutzkleidung und Meldeempfänger ausgestattet. Sie bekam ihren eigenen Spint im Feuerwehrgerätehaus an der Talstraße, fünf Autominuten von ihren neuem Zuhause in der Innenstadt entfernt.
Feuerwehren
Der Brandschutz ist gesetzliche Pflichtaufgabe der einzelnen Gemeinden und Städte. Sie können Bürger notfalls zu einer Pflichtfeuerwehr heranziehen oder eine Berufsfeuerwehr gründen. Tatsächlich aber werde die Arbeit zum größten Teil von Freiwilligen Feuerwehren erledigt – also von Ehrenamtlern, berichtet Kreisbrandmeister Wilfried Fischer. Bundesweit gibt es nur etwas mehr als 100 Berufswehren. Die Mitgliederzahl aller Wehren beläuft sich auf rund 1,1 Millionen Aktive. Dazu kommen Mitglieder etwa der Alters- und Ehrenabteilung. Damit gehört die Feuerwehr zu den größten Gruppen, die sich für Mitmenschen unentgeltlich einbringen.
Im Oberbergischen Kreis gibt es 13 Freiwillige Feuerwehren in den einzelnen Kommunen mit insgesamt 86 Feuerwachen und Gerätehäusern, dazu kommt eine Werkfeuerwehr bei der Firma Radium in Wipperfürth und eine betriebliche Feuerwehr bei der Firma Martinrea in Bergneustadt. Die älteste Einheit ist Radevormwald, die im Jahr 1868 gegründet wurde. In den Einsatzabteilungen der Feuerwehren engagieren sich derzeit 2611 Freiwillige, hinzukommen 31 Einsatzkräfte bei Radium und Martinrea. Die frühere Werkfeuerwehr der Firma BPW gehört heute zum Löschzug Oberwiehl.
Von den insgesamt 2642 Kräften sind 169 Frauen. Im Durchschnitt leistet ein Freiwilliger oder eine Freiwillige pro Woche zwischen zwei und fünf Dienststunden. Wenngleich es in Oberberg keine Berufsfeuerwehr gibt, so gibt es doch die hauptamtlichen Wachen – wie die in Gummersbach: Deren 21 Angestellte sind Berufskräfte, aber eben bei der Freiwilligen Feuerwehr. Dazu kommen 27 Feuerwehrbeamte im Amt für Rettungsdienst Bevölkerungs- und Katastrophenschutz des Kreises.
Der Fuhrpark der oberbergischen Feuerwehren ist groß: Es gibt 115 Löschfahrzeuge, acht Hubrettungsfahrzeuge (Drehleitern), 34 Rüst- und Gerätewagen, 72 Mannschaftstransportwagen, 32 Führungsfahrzeuge (Einsatzleitwagen, Kommandowagen) 26 Sonderfahrzeuge (Messfahrzeuge, Dekontaminationsfahrzeuge, Wechselladerfahrzeuge, Abrollbehälter und sonstige Fahrzeuge). (ag)
Ederers Piepser geht regelmäßig, zwischen 80 und 100 Einsätze fährt die Einheit Talstraße jedes Jahr. Falls sie nicht gerade in der Luft ist, eilt Ederer dann mit dem Auto zum Feuerwehrhaus, wirft sich in Montur und besetzt eines der Löschfahrzeuge. Sie hat die erforderliche Ausbildung, um auf jedem der Wagen mitzufahren – egal, ob Drehleiter oder Gerätewagen. Nur selbst steuern kann sie die schweren Fahrzeuge nicht, dafür fehlt ihr der Lkw-Führerschein. Gut möglich, dass sie auch den irgendwann macht. Wichtiger sind ihr aber erst mal andere Lehrgänge: Die zur Atemschutzträgerin, Gruppenführerin und Maschinisten hat sie sich vorgenommen, um sich in der Feuerwehr noch nützlicher machen zu können. Eine Pflicht zu diesen Lehrgängen gebe es nicht, sagt Ederer: „Aber natürlich hat jede Einsatzkraft den Anspruch an sich selbst, sich fortzubilden.“
Die Feuerwehrfrau macht den ehrenamtlichen Job nicht nur, um sich für ihre Mitmenschen einzusetzen. Durchaus profitiere sie auch selbst von den Erfahrungen, die sie schon bisher in den Löschzügen gesammelt hat. „Ich habe gelernt, Probleme anzugehen und Entscheidungen zu treffen. Man weiß, klare Ansagen zu machen und auf solche zu hören, wenn es die Situation erfordert.“
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Oft sind es auch schwere Einsätze, an denen sie persönlich wächst. In Bayern wurde Ederer zu einen Verkehrsunfall gerufen. Ihr bot sich ein grausiges Bild: „Das Auto war als solches gar nicht mehr zu erkennen. Den lebensgefährlich verletzten Fahrer haben wir aus dem Wrack geschnitten.“ Dass er es schaffen würde, hatte sie kaum zu hoffen gewagt. Aber einige Wochen später erschien der Mann auf der Wache und bedankte sich bei den Feuerwehrleuten. Auch solche schönen Momente sind ihr Ansporn, freiwillig diese Arbeit auf sich zu nehmen.