Lebensgefahr im WaldTrockenheit und Käfer setzen Bergneustädter Bäumen stark zu
Bergneustadt – „Die Leute müssen wissen: Wenn sie in den Wald gehen, können sie darin umkommen.“ Kai Uwe Fritz zeichnete ein düsteres Bild vom Zustand der 1900 Hektar Wald in der aus 450 Eigentümern bestehenden Forstbetriebsgemeinschaft Dörspe-Othetal.
Trockenheit und Käfer hätten den Bäumen derart zugesetzt, dass immer wieder welche ohne Vorwarnung in mehreren Metern Höhe plötzlich abbrechen und zu Boden stürzen. Es sei fast ein Wunder, dass noch nichts passiert sei, aber er rechne fest damit, dass es Verletzte und womöglich Tote geben werde, sagte der FBG-Vorsitzende im Bergneustädter Ausschuss für Umwelt und Zukunftsfragen. Der hatte einen Bericht zum Zustand des FBG-Waldes erbeten.
Was die Politiker zu hören bekamen, war gespenstisch: Im Prinzip sei alles geschädigt, was älter als 20 Jahre sei, berichtete Fritz. 2018, im ersten Jahr der Dürre, habe die Forstbetriebsgemeinschaft noch 9000 Festmeter Holz vermarktet – eine normale Menge. Als 2019 auch zu wenig Regen fiel, musste man schon 21 000 Festmeter aus dem Wald schaffen, 2020 waren es unfassbare 60 000 Festmeter.
Fichte nicht der einzige Problemfall
„Noch vor ein paar Jahren hätte ich doch nicht gedacht, dass wir unser Holz irgendwann nach China verkaufen müssen“, sagt Fritz. Doch heute ist das Realität. Die Fichte sei dabei nicht der einzige Problemfall. „Buche, Eiche, die Trockenheit trifft alle.“ Während der Borkenkäfer den Fichten den Garaus macht, setzen der Buchenborkenkäfer oder der Eichenprozessionsspinner den Laubbäumen zu.
Befallene Bäume konsequent entfernen
Dass wie vor Jahren im Wald aufgestellte Lockstofffallen die Schädlinge im Zaum halten, ist lange schon passé: „Damals fanden wir in einem befallenen Baum 200 Käfer, heute sind es 60 000.“
Die FBG Dörspe-Othetal setzt darauf, die befallenen Bäume konsequent und möglichst schnell aus dem Wald zu entfernen. Anders als in den Kreiswäldern (wie am Donnerstag berichtet) sollen abgestorbene Bäume nicht stehen bleiben: Zu riskant sei das, findet Fritz. Schon jetzt verhielten sich Spaziergänger und Radfahrer manchmal unverantwortlich leichtsinnig, missachteten Warnungen und Absperrungen.
Aufforsten hat Zeit
Parzellen im Kreisforst, in deren Nachbarschaft man ohnehin gerade Flächen aufräume, für den Kreis gleich mit zu bearbeiten, habe dieser abgelehnt: „Der Einschlag ist gestoppt.“ Mit dem Aufforsten will man sich Zeit lassen und abwarten, was die Natur selbst auf den kahlen Flächen hervorbringt und welche der „Pionierpflanzen“ sich hält.
Im übrigen könne sich kaum ein Waldbesitzer das Aufforsten derzeit leisten – trotz staatlicher Hilfsangebote. Die seien an genaue Vorgaben gebunden, welche Baumarten angepflanzt werden müssen: „Nach zwölf Jahren wird kontrolliert, und wehe, da steht etwas anderes. Dann muss das Geld zurückgezahlt werden.“ Die Waldbesitzer wollten selbst entscheiden, was sie auf ihren Flächen pflanzen.
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Bei aller Betroffenheit über das Gehörte – helfen kann die Stadt den Waldbauern kaum. Die Waldbauern beim Wiederherstellen der durch die zahllosen Holztransporte ramponierten Wirtschaftswege zu unterstützen, wie etwa die Nachbargemeinde Reichshof das mit zusätzlichen 50 000 Euro vorhat, kann die Stadt sich nicht leisten. Der FBG-Chef ist allerdings schon zufrieden mit der Hilfe des städtischen Bauhofs, für die er sich ausdrücklich bedankte.
Aus den Reihen der Ausschussmitglieder gab es immerhin Anregungen, wie den Waldbauern geholfen werden könne. So könnten Unternehmen zur Verbesserung ihres Images und ihrer CO2 -Bilanz sich beim Aufforsten von Flächen finanziell beteiligen.