Nacht der Schmiedefeuer in BickenbachZeitreise mit heißem Messing und Fledermäusen
Engelskirchen-Bickenbach – Mehr als 200 Besucher, darunter viele Kinder, waren der Einladung gefolgt und tauchten ein in eine Welt vor mehr als 200 Jahren. Und immer wieder ertönten begeisterte Rufe wie: „Das hab ich in der Sendung mit der Maus gesehen!“ So ist das, wenn der Landschaftsverband Rheinland (LVR) die „Nacht der Schmiedefeuer“ ausruft: So wie am Freitagabend, als die Hüter des Industriemuseums Ermen & Engels in Engelskirchen-Bickenbach den Oelchenshammer in Bewegung setzten.
Dort erklärte etwa Hansjörg Förster aus Bergisch Gladbach anschaulich, wie im Puddelverfahren aus Roheisen Schmiedeeisen wird. Bei der im Oelchenshammer angewandten Methode des Raffinierens entsteht durch mehrfaches Zusammenschmieden von Rohstahlrippen ein Stahlknüppel, aus dem wiederum Beile, Äxte und Messer hergestellt werden können. Und die bleiben sogar dauerhaft.
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Förster gab aber auch Einblick in die harten Tage der Schmiedegesellen von einst: Sie schufteten sechs Tage in der Woche am von Wasserkraft angetriebenen Schmiedehammer, jeweils 14 bis 16 Stunden. Dazu kam morgens und abends ein etwa einstündiger Fußweg zum Arbeitsplatz. Die meisten wurden nicht älter als 45 Jahre und ohne Gehörschutz recht bald taub.
Der Grevenbroicher Schmied Paul Siggi führte vor, wie aus Stahlstäben Ringe und Hakenentstehen. „Ich habe noch nie ein Schwert geschmiedet, dazu bin ich einfach noch nicht gekommen“, sagte er lachend. Draußen zeigten die Hufschmiede Klaus Laschinski und seine Tochter Maja aus dem nahen Wallefeld in ihrer mobilen Schmiede zudem, wie aus alten Hufeisen Seepferdchen werden, die als Flaschenöffner dienen.
1000 Grad heißes Messing und eine Fledermausführung
Gespannt verfolgten die Besucher, wie Volker Allexi zwei Metallschwalben in Formsand einbettete, um damit eine Gussform herzustellen. Mit Helm und Schutzanzug nahm er rund 1000 Grad heißes Messing aus dem Schmelzofen und goss es in die Form, aus der er dann, wenige Minuten später, zwei exakte Kopien entnehmen konnte. Großes Interesse hatten vor allem die Kinder an der Fledermausführung mit Tobias Mika von der Biologischen Station Oberberg.
Nach einer lehrreichen Einführung machte Mika deren Ultraschallsignale mit einem „Bat-Detektor“ hörbar und demonstrierte im Schein einer starken Taschenlampe den atemberaubend schnellen Flug jagender Wasserfledermäuse über dem Teich. Nach Einbruch der Dunkelheit krönte das Duo Chapeau Bas, das die Kinder zuvor als Stelzenmann und Fakir mit einem Feuerworkshop in seinen Bann gezogen hatte, den Abend mit einer grandiosen Feuershow.