Bücherfabrik Jaeger in RünderothPolitik gibt grünes Licht für Förderantrag
Ründeroth – Die Gemeinde Engelskirchen macht den nächsten Schritt, um die alte Bücherfabrik Jaeger an der Oststraße in Ründeroth umzubauen und zu sanieren. Aus der Industriebrache sollen die „Bergische Gesundheitsmanufaktur“ und ein Bürgerzentrum werden. Den Beschluss, sich um den A-Stempel der Regionale 2025 und somit um etliche Fördermillionen zu bewerben und bei der Bezirksregierung Anträge auf Städtebauförderung zu stellen, hat der Gemeinderat gestern am frühen Abend bei nur zwei Gegenstimmen von der FDP gefasst.
Förderung tut Not: Es stehen Gesamtkosten in Höhe von 36,8 Millionen Euro im Raum. Auf Antrag der CDU-Fraktion wurde deshalb zusätzlich beschlossen, dass es einer vollständigen Förderungsfähigkeit bedarf, um das Projekt weiterzuverfolgen. Der Startschuss zum Baubeginn war das also noch lange nicht.
Der FDP schien aber auch der gestrige Schritt in Zeiten einer Wirtschaftskrise zu riskant. Sie verwies auf die nicht abschätzbaren Folgekosten, die die Gemeinde werde berappen müssen. Christopher Skerka: „Solch ein finanzielles Wagnis in diesen Zeiten ist falsch.“ Das sah der Rest des Rates komplett anders, der auf die zahlreichen Vorteile des Projektes hinwies. Neben der Verankerung der ärztlichen Versorgung in der Gemeinde und in der Region sei das die Schaffung neuer Arbeitsplätze, winkende Gewerbesteuern, Quartierentwicklung und das Inwertsetzen einer das Ortsbild prägenden Industriebrache, zum Beispiel.
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Dass das vielfach als Leuchtturmprojekt bezeichnete Vorhaben von der Grundidee her die fraktionsübergreifende Unterstützung der Politik hat, war klar. Im Juni wollte die CDU von einer Bewerbung um die Millionen allerdings noch nichts wissen. Die Risiken erschienen ihr höher als die Chancen. Diese Zweifel konnte eine Plausibilitätsrechnung, auf die die CDU warten wollte, inzwischen ausräumen.
Neue Arbeitsplätze sollen entstehen
Schon im Juni hatte Bürgermeister Dr. Gero Karthaus betont, dass überaus vorsichtig gerechnet worden sei, um etwaige Risiken zu minimieren. So sei man konsequent von Mieteinnahmen am unteren Rand der Möglichkeiten ausgegangen.Gesundheit gilt als ein Markenkern der Gemeinde. Der würde mit einer Gesundheitsmanufaktur mit angeschlossenem Medizinischem Versorgungszentrum (MVZ) noch erheblich an Bedeutung gewinnen. Bei der Planung des neuen Komplexes stützt sich die Gemeinde Engelskirchen übrigens auch auf die Expertise von Ingo Jakschies, der in Balve (Märkischer Kreis) ein aus Engelskirchener Sicht beispielgebendes Vorreitermodell initiiert hat.
Was soll da rein?
Im geplante Gesundheitszentrum sollen Synergien für kurze Wege zwischen den verschiedenen Diagnose- und Therapieeinrichtungen den Besuchern und Patienten helfen, Zeit zu sparen. Ansonsten sollen rein (Auszug):
Ärzte (Allgemeinmediziner, Konservative Orthopädie, Psychiatrie / Therapeuten, Ärztliche Naturheilkunde); Soziales (Senioren- und Pflegeberatung, Suchthilfe, Familienhilfe, Jugendhilfe, Hilfe für Alleinerziehende, Chronisch Erkrankte, Entlass-Management Krankenhaus); Dienstleistung (Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie, Ernährungstherapie, Sanitätshaus, Showroom für barrierefreie Einbauten, Kursangebote für spezielle Zielgruppen z.B. Rollstuhlfahrer); Pflege (Tagespflege Demenz, Pflegetraining für Angehörige, Lehrangebote für Pflegekräfte, Fortbildungsakademie, Spezialambulanz, z. B. Gerontopsychiatrische Tagesklinik in Zusammenarbeit mit regionalen Partnern). (sül)
Die Verwaltung wies auch auf die Vorteile hin, die das ebenfalls dort geplante Bürgerzentrum mit Veranstaltungsraum mit sich brächte: die Förderung des Ehrenamtes, die erwartete Verbesserung der sozialen Infrastruktur in der Gemeinde, die geeigneten Räumlichkeiten für gemeindeeigene Veranstaltungen und ein nachhaltiges und barrierefreies Raumangebot für die nutzenden Vereine. Dazu gehören Bücherei, Seniorentreff, Vorratskammer, Flüchtlingshilfe, VdK-Beratungsstelle und Heimat- und Verschönerungsverein samt Archiv, die bisher im Alten Rathaus firmieren.