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VortragAls 1945 Bomben auf Engelskirchen fielen

Lesezeit 2 Minuten
Blick auf den zerstörten Ortskern von Engelskirchen im März 1945. Rauch steigt noch aus einigen Ruinen auf.

In Schutt und Asche lag der Ortskern von Engelskirchen nach dem Bombenangriff im März 1945.

Kaum ein anderer Ort Oberbergs wurde 1945 so zerstört wie Engelskirchen, daran erinnerte nun der Bergische Geschichtsverein.

Engelskirchen wurde während des Zweiten Weltkriegs durch mehrere Bombenangriffe stärker als alle anderen oberbergischen Orte zerstört und hatte die meisten Todesopfer zu beklagen. Mit einer Gesprächsrunde zum Thema „Erinnerungen an Engelskirchen 1945“ widmeten sich die Oberbergische Abteilung des Bergischen Geschichtsverein im 100. Jahr ihres Bestehens und der Engelverein einem grausigen Kapitel in der Geschichte des Ortes.

Bomber kesselten das Ruhrgebiet ein

Als Verbindung zum Museums wurde zudem der Frage nachgegangen, wo die Engel waren, die sonst schützend die Hände über den Ort gehalten haben. Als Hausherr begrüßte Ralf Rother, Vorsitzender des Engelvereins, die rund 50 Gäste im neuen Anbau des Museums, bevor Kunsthistoriker Uwe Bathe die Moderation des Abends übernahm.

Zunächst schilderte Marcus Dräger, Vorsitzender des Geschichtsvereins, die Hintergründe der Angriffswellen. Um das Ruhrgebiet einzukesseln, sei es das Ziel der Alliierten gewesen, die umliegende Infrastruktur zu zerstören.

Dazu gehörte auch Engelskirchen als Eisenbahnknotenpunkt. Bevor Bathe Fotos aus der Zeit der Bombardements im März 1945 zeigte, teils aus Militärarchiven, gab er einen Einblick in das vielfältige Engelskirchener Leben in den 1930er Jahren.

Eifrig ergänzten Margret Haude (83), Erich Berghoff (90) und Horst Oberbüscher (84) als Zeitzeugen die Bilder auf der Leinwand mit ihren Erinnerungen. Haude berichtete, dass eine Funktionärin der Naziverwaltung, die in ihrem Elternhaus einquartiert war, ihrer Mutter kurz vor dem Angriff geraten hatte, mit ihren Kindern sich ein paar Tage im Wald zu verstecken: „Das waren nicht alles schlechte Menschen.“

Drei Tage darauf erfolgte die erste Angriffswelle. Bathe schilderte, dass dabei mehr als 200 Bomben mit einem Gewicht von bis zu 500 Kilogramm in einem Umkreis von nur einem halben Kilometer abgeworfen wurden und den Ortskern völlig zerstörten.

Über 300 Tote in den letzten Kriegstagen

Mehr als 300 Menschen starben. Horst Oberbüscher zeigte zwei kleine Buddha-Figuren, die zusammen mit anderen Relikten des Krieges, etwa ein zerbrochener Patronenkasten oder ein Bombensplitter, auf einem Tisch ausgestellt waren: „Die hat mein Vater in den Trümmern gefunden.“

Erich Berghoff erzählte, dass er nach dem Krieg in einer Gastwirtschaft zur Schule gegangen sei, weil in dem bisherigen Gebäude kein Unterricht mehr stattfinden konnte.

Uwe Bathe steht vor einer Gruppe Menschen und zeigt in Richtung eines Bildschirms.

Kunsthistoriker Uwe Bathe moderierte den Abend im Engel-Museum.

Zum Abschluss stellte sich Diakon Patrick Oetterer der Frage, wo in dieser Zeit die Engel waren und wie Gott so etwas zulassen konnte. Der Geistliche betonte, dass Gott in seiner Liebe zu den Menschen ihnen auch die Freiheit gegeben habe, sich für das Schlechte zu entscheiden. Dem müsse das Gute entgegengesetzt werden: „Es ist die Aufgabe eines jeden Menschen, Liebe in die Welt zu tragen.“