Reizthema Alte Bücherfabrik in Ründeroth: Eine knappe Mehrheit hat beim Bürgerentscheid für die Fortführung der Pläne gestimmt.
BürgerentscheidKnappe Mehrheit der Engelskirchener für die Ausbaupläne der alten Bücherfabrik
51,3 Prozent der Engelskirchenerinnen und Engelskirchener haben beim Bürgerentscheid dafür gestimmt, dass die alte Bücherfabrik Jaeger in Ründeroth zu einem Bürgerzentrum mit Veranstaltungshalle und zu einem Zentrum für innovative Gesundheitsdienstleistungen entwickelt wird. Das ist das Ergebnis des Bürgerentscheids, der am Dienstag endete und dessen Ergebnis am Nachmittag verkündet wurde – eine hauchdünne Mehrheit von 181 Stimmen.
Die nackten Zahlen: 3701 Ja-Stimmen, 3520 Nein-Stimmen, 15 ungültige Stimmen – das entspricht in der Summe einer Wahlbeteiligung von 45,6 Prozent.
Bewerbung muss Ende September fertig sein
Einen unmittelbaren Bauprozess löst das Ergebnis nicht aus. Die einzige konkrete Handlung, die aus der Abstimmung folgt, ist die Bewerbung der Gemeinde Engelskirchen um den A-Stempel und damit um Fördergelder aus Mitteln der Regionale 2025. Voraussetzung ist, dass der Gemeinderat in seiner Sitzung am heutigen Mittwoch das Ergebnis des Bürgerentscheids offiziell feststellt.
Bis Ende September müssen die Unterlagen fertig sein. Und wenn es den A-Szempel für das Projekt gibt, wird nochmal ganz neu gerechnet, welche Kosten die Umsetzung der Pläne nach sich ziehen würden und ob sich die Gemeinde Engelskirchen das leisten kann und will – oder eben nicht.
Bürgermeister Karthaus erleichtert
Bürgermeister Dr. Gero Karthaus war die Erleichterung anzumerken, als er am Dienstag gegen 15.20 Uhr die Zahlen offiziell verkündete. Die Frage nach der Zukunft der Bücherfabrik hatte sich in Engelskirchen zunehmend zu einem Politikum entwickelt; im Gemeinderat verlief die Grenze zwischen Befürwortern und Gegnern des Ausbaus trennscharf entlang der Fraktionsgrenzen: Während die SPD-Fraktion und der Bürgermeister vehemente Befürworter waren, traten CDU, FDP und Grüne geschlossen als Gegner auf.
Jetzt kann Karthaus einen knappen Sieg feiern. „Wenn man sich sieben Jahre lang für ein Projekt engagiert und mit seiner Verwaltung daran gearbeitet hat, dann hat man viel Herzblut reingesteckt“, sagte er nach der Auszählung. „Wenn dann der Entscheid positiv ist und der nächste Schritt gemacht werden kann, dann ist man schon erleichtert.“
Er freue sich über das Ergebnis, sagte er, und glaube, die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger habe die Chancen erkannt, die in dem Projekt Bücherfabrik stecken. Er betonte: „Es ist keine Selbstverständlichkeit, eine Mehrheit gegen drei Parteien zu finden, die zusammen in der Gemeinde auf 70 Prozent kommen.“
Wesentlich kritischer schätzen die Gegner des Projekts das Ergebnis des ersten Bürgerentscheids in der Geschichte der Gemeinde ein. „Das ist kein Ergebnis, bei dem die eine oder die andere Seite die Korken knallen lassen kann“, sagte Marcus Dräger, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Gemeinderat. „Das Projekt bleibt für alle Steuerzahler in der Gemeinde ein finanzielles Risiko, und die Ratsmehrheit ist nach wie vor gegen eine Umsetzung. Am Ende werden die Kosten entscheiden.“
FDP-Fraktionschef Christopher Skerka fand noch deutlichere Worte, sprach von einer Niederlage für Bürgermeister Karthaus: „Der angekündigte Volkssturm ist ausgeblieben, das Ergebnis ist so knapp – damit ist das Vorhaben tot. Ich gehe davon aus, dass spätestens die endgültigen Zahlen das Projekt beerdigen werden.“
Für die Grünen sagte Fraktionschef Karl Lüdenbach, es sei besonders enttäuschend, weil die Niederlage so knapp ausgefallen sei. „Wir gratulieren den Initiatoren des Bürgerbegehrens zu ihrem Erfolg. Wir stellen fest, dass jetzt eine Rechnung über 480.000 Euro auf dem Tisch liegt, die die Bewerbung um den A-Stempel kostet.“ Man werde genau im Blick halten, ob es die Nachlässe, die die Verwaltung in diesem Zusammenhang zugesichert habe, auch geben wird.
Bürgermeister Karthaus sieht sich selbst jetzt als Mediator in der Pflicht: „Es wird jetzt meine Aufgabe sein – und das nehme ich auch sehr ernst – denen , die skeptisch sind, deutlich zu machen, weshalb sie diese Skepsis nicht haben müssen, welche Chancen das Projekt birgt.“