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Ungewohnte BlickwinkelHistorischer Bildband zeigt 850-jährige Geschichte des Ortes Ründeroth

Lesezeit 4 Minuten
Vier Männer stehen zu einem Gruppenfoto zusammen und präsentieren einen historischen Bildband über den Ort Ründeroth.

Den historischen Bildband über Ründeroth stellten (v.l.) Christoph Gissinger, Ingo Stockhausen, Frank Gelhausen und Manuel Peters vor.

Auf 80 Seiten finden Leser ungewohnte Blickwinkel und Details aus der Geschichte der Engelskirchener Ortschaft in den vergangenen 100 Jahren.

Am Montag haben Christoph Gissinger, Vorsitzender des Heimat- und Verschönerungsvereins Ründeroth, und Frank Gelhausen, Archäologe und Historiker im Verein, den Bildband „Ründeroth in historischen Ansichten“ vorgestellt, den der Verein anlässlich des 850-jährigen Ortsjubiläums aufgelegt hat. Auf 80 Seiten findet der Leser ungewohnte Blickwinkel und Details aus der Geschichte der Engelskirchener Ortschaft in den vergangenen 100 Jahren. Gissinger ist begeistert: „Das ist der erste Bildband in der 158-jährigen Geschichte des Heimatvereins – und mein schönstes Geburtstagsgeschenk.“ Der Vorsitzende feiert in diesen Tagen sein 75. Wiegenfest.

Bildband über Ründeroth: Titelbild zeigt die 1845 erbaute Aggerbrücke

Das Titelbild zeigt die 1845 erbaute Aggerbrücke und die Dorfstraße am Beginn des 20. Jahrhunderts. Die älteste Aufnahme stammt aus der Zeit um 1860. Auf dem Bild von Gustav Klein aus Osberghausen, der dort das erste Fotoatelier Oberbergs betrieben hatte, ist das Hammer- und Puddelwerk der Firma Eduard Dörrenberg und Söhne zu sehen, dahinter der Hammergraben für die Energieerzeugung und die Ründerother Hütte, in der heute ein Supermarkt untergebracht ist. Die Eisenbahnstrecke von Ründeroth nach Gummersbach-Derschlag existierte damals noch nicht. Das jüngste Foto zeigt die Tankstelle mitten im Ort zu Beginn der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.

„Die Idee zu diesem Bildband ist im vorigen Jahr entstanden“, berichtete Gissinger. Auswahl in dem rund 1500 historische Fotos umfassenden Archiv genügend gegeben. Ein besonderer Fokus sei darauf gelegt worden, möglichst bislang relativ unbekannte Ansichten zu zeigen: „Ich habe nicht gedacht, dass das so viel Arbeit ist.“ Eine große Unterstützung sei ihm Frank Gelhausen gewesen, der erläuternde Texte zu den Fotos verfasst hat: „Manchmal war es unglaublich schwer, an fehlende Informationen zu gelangen.“

Lustige Anekdoten bei Recherche zu historischen Bildband über Ründeroth

Bei der Recherche seien auch lustige Anekdoten aufgetaucht. So habe die „Wilhelmsbrücke“, die 1899 erbaute Fußgängerbrücke von der Kamperstraße zu den Wanderwegen im Weinberg, im Volksmund diesen Namen erhalten, weil die vier am Bau beteiligten Handwerker alle mit Vornamen Wilhelm geheißen haben. Auf Seite 38 ist eine Postkarte mit einem Blick vom „Tempelchen“ auf Ründeroth abgebildet. Der verschwiegene Aussichtspunkt sei früher gerne von frisch Verliebten besucht worden, weiß Gissinger: „Es hieß, dass quasi verlobt war, wer sich dort öffentlich zeigte.“

Trotz der interessanten Reise in die Vergangenheit sei das ganze Projekt ein finanzielles Risiko gewesen. Gissinger zeigte sich dankbar für die Unterstützung durch die Kulturstiftung der Kreissparkasse Köln und die Volksbank Oberberg. Eine schwierige Frage sei auch die Auflagengröße gewesen. Deshalb habe es eine Postkartenaktion gegeben, in der der Bildband angekündigt wurde und die Möglichkeit für eine Buchreservierung bestand.

Rückmeldungen habe es selbst aus dem Schwarzwald oder aus Berlin gegeben, die weiteste Karte sei in Vancouver/Kanada abgestempelt worden. Manuel Peters, Regionaldirektor der Kreissparkasse, erläuterte schmunzelnd: „Der Mann hat in den 60er Jahren in Ründeroth gewohnt.“ Wegen der hohen Resonanz von rund 230 Vormerkungen sei eine Erstauflage von 500 Stück gewählt worden. Nach dem Verkaufsstart in der letzten Woche sei eine Folgeauflage bereits absehbar. Ingo Stockhausen, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Oberberg, zeigte sich beeindruckt: „Das ist ein tolles Werk.“

Im Rahmen der Buchvorstellung wies Christoph Gissinger auch auf die kostenlos an alle Haushalte im Ründerother Einzugsgebiet verteilte Festschrift hin, in der sich nach einer Vorstellung des Dorfes die ortsansässigen Vereine präsentieren.

Der Bildband „Ründeroth in historischen Ansichten“ ist zum Preis von 24,90 Euro in den Ründerother Geschäftsstellen der Volksbank Oberberg und der Kreissparkasse Köln erhältlich.


850 Jahre Ründeroth – Ein kurzer Blick über die Jahre

1174: Erste urkundliche Erwähnung Ründeroths als „Ruinede Rodhe“ in einer Urkunde des Kölner Stiftes St. Severin.

1565: 16 Hofbesitzer werden in Ründeroth gezählt.

1621: Während des Dreißigjährigen Kriegs (1618–1648) wird das Dorf von plündernden Soldaten in Brand gesteckt.

1634: Während des Dreißigjährigen Krieges bricht die Pest in Ründeroth aus.

1720: Eine Brandkatastrophe zerstört große Teile des Dorfes.

1750: Pastor Leopold Goes gründet eine Lateinschule.

1806: Christian Peter Zapp wird erster Bürgermeister von Ründeroth.

1832: Ründeroth wird Poststation der Pferdepost auf der Strecke Köln – Gummersbach.

1884: Einweihung der Eisenbahnlinie von Siegburg nach Ründeroth.

1903: Bau des Haldy Turms zu Ehren des Landrats Richard Haldy.

1910: Circa, Einstellung des Seilbahnbetriebs zum Erztransport.

1975: Eingliederung Ründeroths in die Gemeinde Engelskirchen.

2024: Ründeroth hat heute 3395 Einwohner.