Rosenmontag fuhr das „Männerballetts un Fründe“ im Rosenmontagszug mit. Vielleicht ein letztes Mal, denn der Frust der Ehrenamtler sitzt tief.
Nach KarnevalEngelskirchener Verein frustriert über Oberbergs Behörden
Nach Aschermittwoch machen die Karnevalisten ihrem Ärger Luft. Genauer: die Aktiven des Männerballetts un Fründe aus Engelskirchen. Am Rosenmontag waren sie als Lappenclowns mit einem überdimensionalen Oldtimer aus Pappmaché – Riesen-Kölschstangen inklusive – durchs Aggertal gezogen und hatten jede Menge Kamelle geworfen.
Doch gleich mehrere Gründe sorgen bei dem eingetragenen Verein für Frust. Kurz: Die Gruppe fühlt sich von den Gummersbacher Behörden gegängelt. Präsident Georg Hensch wird deutlich: Was das Männerballett in dieser Session erlebt habe, könne man als „neudeutsch als Brauchtums- und Ehrenamts-Bashing bezeichnen“, sagt Hensch und ergänzt: „Das Ehrenamt wird mürbe gemacht.“
Durchfahrt für Motto-Wagen verboten
Zwei Begebenheiten hätten ihn zu dieser Einschätzung gebracht. Da war einmal der Heimweg vom Engelskirchener Rosenmontagszug. Das Männerballett parkt seinen Wagen das Jahr über in Loope. Vom Zugende auf der Hardt sollte es daher nach dem Ende des Zugs zurück durch den Ort gehen. Die Rückfahrt dauerte dieses Jahr deutlich länger als in den Vorjahren.
Der Grund: Der Ortskern war noch für die Straßenreinigung gesperrt und an der Absperrung standen Polizeibeamte. Das aber sei noch nie ein Problem gewesen. Die Absprache mit den Fahrern der Kehrmaschinen sei bislang immer unkompliziert verlaufen. In der Regel räume die Polizei die Absperrung zur Seite und wünsche eine gute Fahrt.
Polizei: Karnevalisten waren nicht kooperativ
Doch diesmal wurden die Gruppe abgewiesen. Die Polizei bestätigt das. Der Einsatzleiter habe diese Entscheidung getroffen, weil „ein Durchfahren des Bereichs zu diesem Zeitpunkt nicht gefahrlos möglich war“, berichtet die Kreispolizei und verweist auf die Reinigungsarbeiten.
Die Fahrbahn sei mit vielen Flaschen und Scherben übersät gewesen. „Man schlug uns vor, den Wagen auf einem Parkplatz abzustellen und am nächsten Tag zu holen“, erinnert sich Hensch. Doch das wäre für den Verein zum Problem geworden, denn der Wagen auf Basis eines umgebauten Lastwagens hatte vom Straßenverkehrsamt nur eine Betriebserlaubnis für den Rosenmontag.
Vermittlungsversuch der KG Närrische Oberberger
Die Polizei betont, dass die Beamten auf der Hardt mit der Lösung, den Wagen mit beleuchteten Begleitfahrzeugen, auch bei Dunkelheit zu fahren, einverstanden waren. Auf weitere Diskussionen hätten sich die Beamten nicht eingelassen.
„Wir haben viele Jahre freundliche Kooperation mit den Ordnungsbehörden jeder Couleur vor, während und nach dem Rosenmontagszug in Engelskirchen erlebt“, sagt Präsident Hensch. Aus Sicht der Polizei waren es allerdings die Karnevalisten, die sich nicht kooperativ verhalten und dann auf ihr Gewohnheitsrecht gepocht hätten.
Daraufhin hätten die Beamten die Kommunikation tatsächlich abgebrochen. „Um eine Eskalation der Situation zu vermeiden“, heißt es in der Stellungnahme. Ein Fehlverhalten sei nicht zu erkennen. Gleichwohl bedauere die Polizei, dass es nicht zu einer einvernehmlichen Lösung mit dem Verein gekommen sei.
Die KG Närrische Oberberger, die den Zug organisiert, versuchte an Rosenmontag ebenfalls zu vermitteln. Erst später am Abend sei der Wagen des Männerballetts mit Eskorte vom Bauhof und Privatautos im Konvoi nach Loope gebracht worden.
Planungen für Rosenmontag 2025 anpassen
Zugchef Andreas Trenkmann bedauert den Umstand, das sei in den Vorjahren kein Problem gewesen. Für das kommende Jahr werde eine Lösung im Vorfeld gefunden. Für das Männerballett un Fründe ist das aber nur ein Punkt.
„Und im Kern geht es nicht um unseren Wagen oder unsere Frustration am Rosenmontag“, so Hensch. Die Genehmigungen für den Mottowagen des Männerballetts sei immer wieder zeit- und kostenaufwendig. „Auch in diesem Jahr haben wir erst an Weiberfastnacht das finale Go für unseren Wagen bekommen“, berichtet Hensch.
Frist über Auflagen für Zugwagen
Obwohl das Männerballett ein Tüv-Gutachten vorgelegt habe und auch alle Unterlagen zeitig einreichte. Das berge für den kleinen Karnevalsverein Risiken. „Bis dahin hat alleine unser Verein 7000 Euro für den Wagen und Kostüme und noch mal 1000 Euro für Wurfmaterial ausgegeben“, zählt Hensch auf und verweist auf die vielen Stunden Arbeit, die in einem Motto-Wagen und den Kostümen stecken.
„Und dann bekommen wir erst vier Tage vorher finale Sicherheit“, ärgert er sich. Das weist der Kreis zurück. In einer Stellungnahme an diese Zeitung heißt es, dass „die Betriebserlaubnis für Karnevalswagen in der Regel unmittelbar am Tag der Einreichung, spätestens jedoch am Folgetag abschließend bearbeitet und ausgehändigt“ werde.
Beim Rosenmontagszug werden die Betriebserlaubnisse gebündelt von den Närrischen Oberbergern eingereicht. „Wir wollen den Gruppen so viel Arbeit wie möglich abnehmen“, erklärt Zugchef Trenkmann.
Laut Kreis sei das am Mittwoch vor Weiberfastnacht geschehen, einen Tag später seien die Genehmigungen erteilt und abgeholt worden. „Darüber hinaus wurde noch am Rosenmontag kurzfristig für zwei nachgemeldete Wagen umgehend die Betriebserlaubnis erteilt“, berichtet Kreissprecher Philipp Ising.
Betriebserlaubnis für Wagen an Rosenmontag
Dass die Bearbeitungsdauer innerhalb der Kreisverwaltung zur fehlenden „finalen Sicherheit“ der Vereine führe, sei nicht nachvollziehbar. Vielmehr mache „insbesondere die kurzfristige Bearbeitung am Rosenmontag deutlich, dass die Kreisverwaltung das Brauchtum und das Ehrenamt schätzt und alles unternimmt, um das Ehrenamt entsprechend zu unterstützen“.
Der Eindruck beim Männerballett ist da ein anderer. Bei Absprachen und Abnahmen des Motto-Wagens komme er sich aber regelmäßig wie ein Störfaktor vor, berichtet Georg Hensch. Dabei erwarte er sich eigentlich Hilfe von Amtsseite.
Rheinische Lösung angeboten
Karneval funktioniere nur durch das Engagement der Freiwilligen. Für das Dilemma schlagen die Karnevalisten jedoch eine rheinische Lösung vor: „Wir laden hiermit Landrat Jochen Hagt für den nächsten Rosenmontagszug nach Engelskirchen ein“, so Präsident Georg Hensch.
Er könne beim Männerballett mitfahren und „erleben, welche Lebensfreude Karneval bei den Teilnehmenden, als auch bei den Zuschauern auslöst“, schließt Hensch.