Briefe aus aller Welt bearbeitet das Christkind in Engelskirchen. Auch sehr kuriose Wünsche von Kindern sind eingetrudelt.
„Falls das nicht klappt ... ein Spielzeugpferd“Christkind in Engelskirchen bekommt viele kuriose Kinderwünsche
Emilia wünscht sich, dass sie fliegen kann. „Falls das nicht klappt, kannst du mir auch ein Spielzeugpferd bringen“, schreibt sie ans Christkind in Engelskirchen. Ihr Brief ist einer von rund 130.000 liebevoll gestalteten Wunschzetteln, die seit Mitte November im eigens eingerichteten himmlischen Postamt eingetroffen sind.
Drei Tonnen Wunschpost landeten in Engelskirchen
Viele Kinder haben Bilder gemalt, andere haben gedichtet, sogar glitzergeschmückte Bücher gebastelt. Bis Freitagmittag haben die 15 Helferinnen und zwei Helfer des Christkinds noch Antworten verschickt, inzwischen kennen Kinder in der ganzen Welt die Adresse des Christkind-Postamts, das schon seit 37 Jahren jedes Jahr im Advent einen ganz speziellen großen Wunsch-Postkasten vor der Tür aufstellt.
Postzusteller Stefan Schulte hat in diesem Jahr über 500 gelbe Briefbehälter mit Kinderwünschen zum Engelsplatz in Engelskirchen geschleppt – das sind unglaubliche drei Tonnen Gewicht. „Wir haben Post aus 48 verschiedenen Ländern bekommen, den längsten Weg hat mit 18.400 Kilometern ein Brief aus Neuseeland zurückgelegt, gefolgt von Argentinien mit 12.000 Kilometern und Singapur mit 10.200 Kilometern“, verrät die Pressesprecherin der Deutschen Post, Britta Töllner.
Allein 3000 Kinder aus Taiwan, auch Mädchen und Jungen aus Indien, Südkorea und Costa Rica hoffen, dass das himmlische Kind heute Abend ihre großen und kleinen Wünsche erfüllt.
„Die meisten Kinder wünschen sich Spielzeug“, weiß Marion Hähner, die dem Christkind schon seit 25 Jahren zur Hand geht. „Daran hat sich nichts geändert.“ Lego und Playmobil sind immer noch die Klassiker, Baukräne, Fußballschuhe, Kuscheltiere.
Ganze Scharen von Einhörnern werden wohl in diesem Jahr die Weihnachtszimmer erobern, echte Schminke und Barbie als Ärztin, Yogalehrerin oder auch schwanger soll unterm Weihnachtsbaum liegen.
„Viele Kinder wünschen sich auch ein Geschwisterchen“, berichtet Helferin Elaine Franke. Allerdings gibt es da gelegentlich auch Reklamationen: So erzählt das Christkind von einem Kind, dessen Wunsch sich erfüllt hat – und im nächsten Jahr dringend darum bat, den kleinen Bruder doch so schnell wie möglich wieder abzuholen.
Ein Junge macht sich Sorgen, weil er doch nicht immer so ganz brav gewesen sei. Immerhin habe er seine Schwester seltener geärgert, gibt er zu bedenken.
Emily wünscht sich ausdrücklich kein Handy, weil es das „schon von Mama und Papa bekommt“. Ein anderes Kind weist das Christkind darauf hin, dass es sich schon im vergangenen Jahr ein echtes Pony und keins aus Plüsch gewünscht hat.
Das Christkind beherrscht sogar die Blindenschrift
Das Engelskirchener Christkind muss ein Sprachgenie sein, liest und beantwortet es doch auch Post in zwölf verschiedenen Sprachen wie Arabisch, Chinesisch, auch die Blindenschrift Braille ist kein Problem. „Dieses Jahr wurde auf dem deutschsprachigen Antwortbrief auch ein QR-Code abgedruckt, über den Übersetzungen in ukrainischer, französischer und englischer Sprache angeboten werden“, sagt Töllner.
Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie durften in diesem Jahr wieder Kindergruppen das Christkind besuchen, „allerdings mussten leider manche Besuche wegen der Krankheitswelle ausfallen“, so Töllner. Beim Weihnachtsmarkt habe man gute Erfahrungen mit kostenfreien Anmeldungen gemacht. Auf diese Weise habe man Wartezeiten und auch Gedränge im Postamt vermieden.
Kinder wünschen sich auch Sicherheit und Geborgenheit
Nicht alle Kinder haben materielle Wünsche ans Christkind. „Gib den Kindern in der Ukraine meine Geschenke“, bittet ein Mädchen, und ein Junge aus Cherson wünscht sich, dass keine Bomben fallen und dass er seinen Papa wiedersieht. Viele Kinder hoffen auf Frieden, auf eine heile Umwelt. Dass kein Kind frieren muss und dass jedem Kind ein Weihnachtswunsch erfüllt wird. Viel Zeit mit der Familie, Sicherheit und Geborgenheit sind Wünsche, die immer wieder ans Christkind gerichtet werden.
Ein Kind sehnt sich „nach vielen Umarmungen“. Es sind diese Briefe, die die Helferinnen und Helfern manchmal zu Tränen rühren, bekennt Marion Hähner. Manchmal müssen sie auch schmunzeln, so über die Bitte, „dem Opa Haare zu schenken, damit er keine mehr Glatze hat.“