Die Engelskirchener Popmusikerin Charly Klauser spricht vor ihrem Auftritt beim Weltfrauentag über das Männerbusiness Rockmusik.
Charly KlauserEngelskirchenerin rockt den Oberbergischen Frauentag
Ist natürlich nicht so lustig für eine Musikerin ihres Kalibers, wenn der Tontechniker beim Soundcheck erklären will, wie der Gitarrenverstärker funktioniert. Charly Klauser hat schon allerlei frustrierende Erfahrungen dieser Art machen müssen. Sie kämpft dafür, dass Frauen in der Rockmusik eine selbstverständlichere Rolle spielen. Und zwar nicht nur als Sängerin, sondern auch an der Gitarre und am Schlagzeug. Darum war die Wahlengelskirchenerin gern bereit, am kommenden Freitag mit ihrer Band zum krönenden Abschluss des Oberbergischen Frauentags in der Gummersbacher Halle 32 aufzutreten.
Woran liegt es, dass der Rockmusik der Machismo nicht auszutreiben ist, fast 60 Jahre nach „Under My Thumb“ von den Rolling Stones? In „Street Fighting Man“ fragt Mick Jagger: „Was kann ein armer Junge tun, als in einer Rock'n'Roll-Band zu singen?“ Die armen Mädchen sollen zuhören.
Engelskirchenerin spielt in der TV-Band von Caroline Kebekus
Charlotte „Charly“ Klauser (33) glaubt, dass es mit dem klassischen weiblichen Rollenbild zusammenhängt, dass immer noch so wenige Frauen Rockmusik machen: „Ein Mädchen kriegt eben erst einmal die Flöte in die Hand gedrückt“, ärgert sich die Musikerin im Interview am Telefon. Sie erholt sich gerade für ein paar Tage in Costa Rica, „mein erster Urlaub seit Ewigkeiten“.
Charly Klauser hat es bei von ihr geleiteten Musikworkshops oft erlebt, dass die Jungs ungeniert auf den Drums rumpoltern, während die Mädchen lieber ans Keyboard gehen und vorsichtig mit Kopfhörer spielen. „Erst wenn sie allein sind, probieren sie das Schlagzeug aus.“ Weibliche Schlagzeuger seien gerade im Trend, berichtet Charly Klauser. Seit sie als Drummerin der Showband von Caroline Kebekus regelmäßig im Fernsehen zu sehen ist, bekommt sie vermehrt Anfragen. „Aber es fühlt sich natürlich auch nicht so gut an, wenn man den Eindruck hat, dass man gebucht werden soll, weil man eine Frau ist. Die Phase der Frauenquote müssen wir überwinden.“
Im März ist Charly Klauser Special Guest der Tour des musikalischen Fernsehkochs Nelson Müller, danach im Juni und Juli ist wieder unterwegs als Perkussionistin und Background-Sängerin in der Band von Peter Maffay. Aber eben nicht nur als bunte Dekoration. Sie schreibt auch Songs für den Altmeister des Deutschrocks. Für „Für immer jung“ vom 2019er Maffay-Album „Jetzt!“ hat sie mit ihrer Schwester Johanna Eiker zusammengearbeitet. Beim Gummersbacher Konzert wollen die beiden das Lied in einer Akustikversion auf die Bühne bringen.
Die Schwestern machen auch sonst viel zusammen, Johanna hat Charly zeitweise gemanaget, spielt ebenfalls in der Kebekus-Band, nämlich Bass, und auch im vergangenen Karneval waren sie ein Team, nämlich in Eikers neuer, reinweiblicher Kölschrockband Mätropolis. Charly Klauser beherrscht Schlagzeug, Gitarre und Bass gleichermaßen auf einem so professionellen Niveau, dass sie in der aufreibenden Session die ideale Aushilfe war.
In ihrem Engelskirchener Studio tüftelt sie an neuen Songs
Zu „85 bis 90 Prozent“ widme sie sich inzwischen aber ihrer eigenen Musik, sagt die Multiinstrumentalistin, „so wie ich es mir gewünscht habe“. Ihr Debütalbum „Mehr“, das im Juni 2022 erschienen ist, hatte Charly Klauser schon weitgehend im Alleingang aufgenommen und produziert. So etwas haben sonst nur Universaltalente wie Prince oder Dave Grohl von den Foo Fighters hingekriegt.
In ihrem Engelskirchener Studio arbeitet sie schon seit Monaten intensiv an dem nächsten Streich. Vielleicht gelingt ihr mit dem zweiten Album der Durchbruch in den Popcharts. Sie wird es nicht allein dem Glück überlassen und wieder so viel auftreten, wie es geht, sagt Charly Klauser, auch wenn das Touren schwieriger geworden ist: „Die Clubs sind teuer geworden, alles ist komplizierter. Corona wirkt noch nach.“
Einige der neuen Songs will sie am Freitag beim Konzert in der Halle 32 vorstellen. Den Weltfrauentag nennt Charly Klauser „ein wichtiges Datum“. Sie kann sich noch gut daran erinnern, dass sie und Schwester Johanna mit ihrer Band The Black Sheep vor fast 20 Jahren bei jedem Festival die einzigen Frauen waren. „Und leider sind es noch immer sehr wenige. Dabei macht es so einen ultragroßen Spaß!“
Oberbergischer Frauentag
Der Oberbergische Frauentag am Freitag, 8. März, bietet auf einer Messe in der Gummersbacher Halle 32 Gelegenheit zum „Zuhören, Informieren, Stärken“. An den Ständen präsentieren sich von 11 bis 17 Uhr 40 Ausstellerinnen aus dem ganzen Kreis. Bis 19.30 Uhr gibt es ein Programm aus kostenlosen Schnupperkurse und Fachvorträgen, Kinderbetreuung ist gewährleistet. Um 20 Uhr beginnt das Benefizkonzert von Charly Klauser & Band. Der Eintritt ist frei, es wird jedoch um eine Spende für den Verein nina + nico gebeten, der als Anlauf- und Beratungsstelle bei sexualisierter, psychischer und physischer Gewalt Rat und Unterstützung bietet.