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ImkereiMatthew Jones ist mit 200 Bienenvölkern nach Engelskirchen gezogen

Lesezeit 5 Minuten
Matthew Jones an einem seiner Bienenstöcke.

Matthew Jones (rechts) ist mit seiner Imkerei von Forsbach nach Engelskirchen gezogen.

Der einstigen Nachbarschaft mit der Künstlerin Mary Bauermeister hat Matthew Jones aus Engelskirchen die Imkerei zu verdanken.

Ein Urweltmammutbaum ragt in den Himmel. Wer darunter steht, schaut weit über das Aggertal mit Wald und Wiesen. Diese Szenerie überzeugte Matt Jones, als er Ende 2023 an diesem Ort stand. Der leidenschaftliche Imker war auf der Suche nach einem neuen Zuhause für sich, seine Familie und seine rund 200 Bienenvölker.

Bei der Besichtigung des Forsthauses in Oberstaat bei Engelskirchen entdeckte er diesen Baum. Heimisch sind diese Bäume eigentlich in den Bergen des chinesischen Provinz Szechuan. Das Forsthaus ist umgeben von Baumarten, die einst von einem Förster des Stifts Ehreshoven gepflanzt wurden.

In Nachbarschaft mit der Künstlerin Mary Bauermeister

Dieser Förster hatte dort ein Arboretum angelegt, eine beeindruckende Sammlung verschiedenster Baumarten: Douglasie, Buche, Eiche, Weide, eine Zypressenart, Kirsche und Birke. Doch es war dieses lebende Fossil, das das letzte Puzzleteil darstellte. Der gebürtige Waliser war endgültig überzeugt, von Rösrath ins Oberbergische zu ziehen. Ein halbes Jahr später erinnert er sich noch gut an diesen Moment. Inzwischen weist ein Schild an der Einfahrt des Forsthauses auf die Imkerei Jones hin und der erste Honig ist längst geschleudert und in Gläser gefüllt. Matthew Jones, 53 Jahre alt, ist hauptberuflicher Imker – eine Seltenheit, denn laut dem Deutschen Imkerbund leben nur etwa ein Prozent der rund 100.000 Bienenzüchter in Deutschland tatsächlich vom Ertrag ihrer Bienen. Für die meisten ist es ein Nebenerwerb oder ein Hobby. Und auch Jones kam Stück für Stück zu diesem Beruf. Er begann klein in Rösrath-Forsbach. „Seit zwölf Jahren mache ich das hauptberuflich“, berichtet er.

Der Bienenstock in Nahaufnahme.

Die Bienen produzieren in Engelskirchen bereits einen vielversprechenden Honig.

Dabei hatte alles mit einem Zufall begonnen: Jones war mit Frau und Tochter nach Forsbach gezogen. Dort brauchte eine Nachbarin dringend Hilfe. Diese Nachbarin war die Künstlerin Mary Bauermeister, die bei der schweren Arbeit in ihrem Garten Hilfe brauchte.

Jones hat in der Londoner Verlagsbranche PR gemacht

Denn eigentlich kann er gut mit Zahlen umgehen, das hatte Matthew Jones in seiner Heimat gelernt. Er arbeitete für eine britische Einzelhandelskette, und als diese vor über 20 Jahren nach Kontinentaleuropa expandieren wollte, schickte sie den jungen Waliser nach Deutschland. Zuvor hatte er in der Londoner Verlagsbranche PR gemacht und dabei einen guten Draht zu Kunst und Künstlern entwickelt. Auch in Forsbach stimmte gleich die Chemie mit der 2023 gestorbenen Künstlerin, die international viel beachtet wurde.

In Forsbach half er, Bauermeisters ganz eigene Vorstellungen der Gartengestaltung umzusetzen. Zum Dank gab es Kürbissuppe und viele gute Gespräche, erinnert er sich. „Als ein Imker in der Nachbarschaft einen Nachfolger suchte, schlug Mary mich vor“, erinnert sich Jones. Das war Mitte der 2000er Jahre, und Jones war sofort von der Bienenzucht fasziniert.

In Engelskirchen gibt es viel Platz für die Bienen

Er gewann Honig und Wachs aus seinen ersten Völkern und vertiefte sich in die Philosophie dieses alten Handwerks. „Eigentlich bestimmt das Volk in einem Bienenstock, nicht die Königin“, erklärt er. Die Königin müsse Eier legen, wenn sie das nicht leiste, sei sie nicht mehr die Königin.

Den Smoker setzt Jones nur sehr zurückhaltend ein.

Den Smoker setzt Jones nur sehr zurückhaltend ein.

Seine Königinnen dienten ihren Völkern gut und die Imkerei wuchs. Doch damit stieg auch der Platzbedarf. In Engelskirchen gibt es viel Platz. Hinter dem Forsthaus steht eine geräumige Scheune, in der Matthew Jones die Rahmen schreinert, in denen die Bienen ihre Waben bauen. „Ich verwende nur unbehandeltes Holz, alles andere kommt nicht in Frage“, erklärt er und zeigt die leeren Kisten – die Beuten – die auf Reparatur warten.

Bienenvölker sind auch Standorte rund um Köln verteilt

Mehr als 200 Bienenvölker betreut Jones aktuell, die meisten davon als Wanderimker. Das bedeutet, dass die Bienenvölker auf verschiedene Standorte rund um Köln verteilt sind und die haben auch stets Einfluss auf den Geschmack des Honigs. „Die weitesten sind rund 35 Kilometer entfernt“, erklärt Jones. Doch er plant, die Touren mit dem Lieferwagen zu reduzieren. Jones setzt auf nachhaltige Zucht, am liebsten direkt vor Ort. Den Herstellungsprozess ließ er sich durch Bioland zertifizieren. Dadurch sind seine Honiggläser auch in einigen Supermärkten der Rewe-Gruppe und von Alnatura zu finden.

Ziel ist nun, dazu die direkte Vermarktung auszubauen, am liebsten im eigenen Hofladen. Der Honig ist dabei nur ein Teil des Ertrags. Wachs für Kerzen und als Grundstoff in der Kosmetik ist eine wichtige Einnahmequelle für die Imkerei. Vor allem aber die begehrte Propolis, das Kittharz der Bienen, das Jones ebenfalls verarbeiten lässt.

Stück für Stück ziehen nun die Bienenvölker nach Engelskirchen. Die Umgebung mit exotischen Bäumen im Arboretum, der Streuobstwiese hinter dem Forsthaus und den Wildkräutern im Wald beeinflusst auch den Geschmack des Honigs. Die erste Honigernte aus Engelskirchen war schon vielversprechend.


Lesetipp

Ein Buch, das Matthew Jones für angehende Imkerei empfiehlt, ist „Neue Beobachtungen über die Bienen“ des Schweizer Naturforschers François Huber (1750 bis 1831), dessen Erstauflage 1792 in Genf erschienen ist. Huber war blind und bei seiner Forschung auf Helfer angewiesen. Nachdrucke sind immer noch Handel erhältlich, auch PDF-Versionen des inzwischen gemeinfreien Textes im französischen Original und der englischen Erstübersetzung (Edinburgh 1806) sind online zu finden.

An dem Buch fasziniert Jones unter anderem die exakte Beschreibung des Imkerhandwerks durch den blinden Forscher und die Tatsache, dass das Buch schon im 19. Jahrhundert internationalen Wissenstransfer ermöglichte und in Einwandererkreisen in den Vereinigten Staaten weit verbreitet war. (lb)