Kreisbrandmeister Julian Seeger zieht nach dem Blackout in Engelskirchen ein positives Resümee mit Hinblick auf die Arbeit der eingesetzten Kräfte während des Notfalls
Fragen und AntwortenPositives Fazit nach gemeindeweitem Stromausfall in Engelskirchen
Nach dem gemeindeweiten Stromausfall am Mittwoch vergangener Woche in Engelskirchen ist die Normalität zurück. Doch was haben die Verantwortlichen an Erkenntnissen mitgenommen? Was lief gut? Wo muss für die Zukunft nachgeschärft werden? Fragen, die wir dem neuen Kreisbrandmeister Julian Seeger gestellt haben, der an dem Abend mit im Führungsstab gesessen hat und im Nachgang über seine Erfahrungen berichtet.
Waren Führungsstab und Kräfte auf die Lage vorbereitet?
Ausgehend von einem drohenden Blackout nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine war ein solches Szenario bereits vorbereitet worden. Allerdings in einem viel größeren Rahmen. Angenommen wurde ein einwöchiger Blackout in Westdeutschland. So gesehen war Engelskirchen deutlich kleiner, aber die Erkenntnisse und die Vorbereitung waren jetzt von Vorteil, wie Kreisbrandmeister Seeger erläutert. „Das hat uns am Ende gerettet“, wie Seeger sagt. Alle hätten gewusst, was zu tun ist. Das fand Seeger „extrem positiv“, wie er sagt. Verbesserungsmöglichkeiten gebe es natürlich immer, aber schlecht gelaufen sei nicht wirklich viel.
Welche Punkte muss man vor allem auf dem Plan haben?
Ein Knackpunkt ist die Kommunikation – die „Achillesferse“, wie der Kreisbrandmeister sagt. Ist der Strom weg, geht das Telefon-Festnetz nicht mehr und der Mobilfunk bricht auch zeitnah zusammen, weil die Pufferbatterien der Umsetzer nicht lange vorhalten, erklärt der Kreisbrandmeister. Umso wichtiger sei es, Informationen an die Bevölkerung über Warn-Apps wie Nina oder das System Cellbroadcast rasch an den Start zu bekommen, so lange die Netze noch laufen.
Was ist, wenn es dann trotzdem noch Notrufe gibt?
Für diese Fälle gibt es kreisweit rund 90 Notfallinformationspunkte. Die befinden sich in aller Regel an den örtlichen Feuerwehrgerätehäusern und werden, wie auch an besagtem Mittwochabend, besetzt. Die Feuerwehren erreichen mit ihrem Funk immer noch die Leitstelle, die dann Hilfe losschickt. Feuerwehr und Rettungsdienst sind so aufgestellt, dass sie auch bei einem Stromausfall weiter kommunizieren können. Und in den Schlüsselpositionen gibt es darüber hinaus noch Satellitentelefone, die ebenfalls bei einem Stromausfall funktionieren.
Welche Bereiche sind in einem solchen Fall besonders kritisch?
Neben der Kommunikation ist das die sogenannte kritische Infrastruktur. Dazu gehören auch Krankenhäuser und die Altenheime. Während Kliniken, wie die in Engelskirchen, verpflichtend eine Notstromversorgung haben müssen, sieht das in den Pflegeheimen anders aus. Daher ging es bei dem Einsatz auch darum, sicher zu stellen, dass Patienten, die beatmet werden müssen, sicher mit Sauerstoff versorgt werden.
Und wenn das nicht geht?
Vorsorglich hatte der Führungsstab auch einen Zug für den Personentransport alarmiert, der im Fall der Fälle Menschen in eine nahe gelegene Klinik verlegt hätte.
Was ist mit den Patienten, die zu Hause beatmet werden?
Die Feuerwehr fuhr entsprechende Adressen an, um zu klären, ob alles in Ordnung ist.
Wie können die Bürger für Krisenfälle vorsorgen?
Mit Hinblick auf die Achillesferse „Kommunikation“ rät Kreisbrandmeister Julian Seeger zu einem herkömmlichen Radio, das entweder batteriebetrieben ist oder via Kurbelbetrieb funktioniert. Die Leitstelle des Oberbergischen Kreises könne sich, wie zuletzt noch geprobt, bei Radio Berg aufschalten und so die Bürger über eine Gefahrenlage informieren. Auch Kerzen und eine Taschenlampe sind in einem solchen Notfall dienlich.