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Nach dem Stromausfall: Schutzmechanismen im Netz haben in Engelskirchen versagt

Lesezeit 6 Minuten
Feuerwehrleute im Einsatz in Engelskirchen.

Die Feuerwehr rückte mit 40 Mann zum Umspannwerk aus. In der Trafostation gab es eine Verpuffung.

Der Schaden in Engelskirchen wurde repariert, nach dem Feuer im Umspannwerk fließt der Strom überall wieder.

Donnerstag, 14.20 Uhr: Ein Kurzschluss mit gravierenden Folgen

Nach dem gemeindeweiten Stromausfall am Mittwochabend in Engelskirchen ist am Donnerstag wieder weitgehend Normalität eingekehrt. Den ganzen Tag über war die abrupte Dunkelheit am Abend in vielen Haushalten aber weiter das Thema. Seit 4 Uhr in der Früh ist der Schaden im Umspannwerk Büchlerhausen repariert. Bereits um 22.30 Uhr am Vorabend hatte die Aggerenergie durch Umschaltungen im Netz die meisten Bürger wieder versorgen können. Auch Teile von Wiehl waren von dem Blackout betroffen.

Was der Auslöser am Mittwoch war, steht noch nicht im Detail fest. „Ein Kurzschluss im Netz“, sagt Holger Thielmann, Technischer Leiter der Aggerenergie. Und der sei der Anstoß für den Schaden in Büchlerhausen gewesen, der wiederum dann für den Blackout verantwortlich war. Dass ein Kurzer so gravierende Auswirkungen bis ins Umspannwerk hat, sollte eigentlich nicht passieren, wie Thielmann sagt. Dafür gebe es Schutzmechanismen, doch die hätten nicht ausgelöst.

Arbeiter der Aggerenergie vor dem Umspannwerk.

Bis 4 Uhr am Morgen dauerten die Reparaturarbeiten am Umspannwerk in Büchlerhausen.

Was für Thielmann und Aggerenergiechef Frank Röttger aber vor allem zählt, ist, dass am Abend alle Räder für einen solchen Notfall gegriffen hätten. So auch die Zusammenarbeit mit den Krisenstäben des Kreises oder das zeitnahe Umschalten der Netze, sodass beispielsweise das Krankenhaus Engelskirchen als kritische Infrastruktur zeitnah wieder versorgt war. In diesem Fall dann aus Richtung Overath. Auch aus Dieringhausen, Marienheide und Wiehl wurde Engelskirchen mit Strom versorgt.

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Auf Nachfrage sagte Holger Thielmann, dass man sich gegen einen solchen Schaden, wie man ihn am Mittwochabend erlebt habe, nicht wappnen könne. Allerdings könne man Notfallszenarien entwickeln, die in einem Ernstfall greifen müssen. So hatte die Aggerenergie binnen kurzer Zeit so viele Notstromaggregate in Startposition gebracht, dass kritische Bereiche damit hätten versorgt werden können. Doch dazu kam es dann zum Glück nicht mehr.

Donnerstag, 12.04 Uhr: Die Aggerenergie hat das Umspannwerk repariert

Im Video-Interview spricht Holger Thielmann, Technischer Leiter der Aggerenergie, über die Ursache des Brandes im Umspannwerk und die Instandsetzung in der Nacht zum Donnerstag.

Donnerstag, 9.15 Uhr: Bürgermeister berichtet von "dramatischen Momenten"

Am Morgen nach dem gemeindeweiten Stromausfall zeigt sich Engelskirchens Bürgermeister Dr. Gero Karthaus im Gespräch mit dieser Zeitung erleichtert darüber, dass der Strom deutlich früher als zunächst angenommen zurückgekommen ist. Er gestand aber auch, dass es zwischendurch Momente gegeben habe, die dramatisch gewesen seien. So auch, als es darum gegangen sei, wie lange das Altenheim noch Strom habe für die Versorgung der Beatmungspatienten. Und solche habe es auch privaten Bereich gegeben.

Problematisch sei auch gewesen, dass Kühe auf den Bauernhöfen nicht hätten gemolken werden können. In dieser Phase hätten Kreis, Gemeinde, Hilfseinheiten und Aggerenergie sehr gut Hand in Hand gearbeitet, sagt der Bürgermeister. Karthaus berichtete, dass ausgehend von der Corona-Pandemie ein Szenario wie das am Mittwochabend in den letzten zwei Jahren mit dem Krisenstab des Kreises durchgespielt worden sei. Das Krisenmanagement sei verstärkt worden. Und trotz einer Vorbereitung auf einen solchen Ernstfall sei es dann in der Realität immer noch was anderes. Einen gemeindeweiten Stromausfall, so der Bürgermeister, habe er in seinen 15 Jahren Amtszeit auch zum ersten Mal erlebt.

Die Druckwelle der Verpuffung hat die Tür der Trafostation auffliegen lassen.

Die Druckwelle der Verpuffung hat die Tür der Trafostation auffliegen lassen.


Mittwoch, 22.45 Uhr: Alle Betroffenen sind wieder versorgt

Seit 22.35 Uhr sind laut Auskunft der Aggerenergie alle Betroffenen zumindest behelfsmäßig wieder mit Strom versorgt. Weil das Umspannwerk Büchlerhausen nicht mehr in Betrieb genommen werden konnte, wurde die Stromversorgung durch benachbarte Umspannanlagen provisorisch in Betrieb genommen. Elektrogeräte in Privathaushalten seien wieder nutzbar.

Mittwoch, 22.35 Uhr: 25.000 Menschen sind vom Stromausfall betroffen

Der Oberbergische Kreis teilt mit, dass aufgrund des Feuers im Umspannwerk Büchlerhausen bis zu 25.000 Menschen vom Stromausfall betroffen sind. Die örtlichen Kommunikationseinrichtungen sind beeinträchtigt (Telefon und Mobilfunk), deshalb wurden Notfall-Infopunkte in der Gemeinde Engelskirchen und in den betroffenen Randgebieten in Wiehl besetzt. An den Notfall-Infopunkten kann ein Notruf abgesetzt werden.

Besetzte Notfall-Infopunkte in Engelskirchen (alle):

  1. Rathaus/Feuerwehrgerätehaus Engelskirchen, Engels-Platz 4
  2. Feuerwehrgerätehaus Loope, Bruchstraße 2a
  3. Feuerwehrgerätehaus Osberghausen, Oesinghausener Straße 5
  4. Feuerwehrgerätehaus Ründeroth, Hauptstraße 29

Besetzte Notfall-Infopunkte in Wiehl:

  1. Feuerwehrgerätehaus Bielstein/Weiershagen, Hammerstraße 13
  2. Feuerwehrgerätehaus Drabenderhöhe, Drabenderhöher Straße 18

Mittwoch, 22.30 Uhr: Techniker haben jetzt Zugang zu der Anlage bekommen

Techniker haben inzwischen Zugang zur Anlage bekommen. „Offenbar ein technischer Defekt“, wie Pressesprecher Lenz berichtet. Vermutlich durch einen Kurzschluss wurde dann der Brand ausgelöst. Wobei er betont, dass es sich aktuell noch um Vermutungen handelt.

Die Spezialisten der Aggerenergie arbeiten bereits an der Behebung des Schadens, können aber noch nicht abschätzen, wie lange es dauert. Daher laufen parallel die Vorbereitungen für den Einsatz von Notstromaggregaten. „Ob sie wirklich zum Einsatz kommen müssen, kann ich noch nicht sagen“, sagt Lenz. Wir haben etwa zehn Notstromaggregate organisiert. „Wie gesagt, bislang aber noch unklar, ob die alle zum Einsatz kommen müssen“, so der Pressesprecher.

Mittwoch, 22.15 Uhr: 30 Stationen sind wieder mit Strom versorgt

Die Aggerenergie berichtet, dass durch Umschaltungen inzwischen 30 Stationen wieder mit Strom versorgt sind. „Die Räder greifen“, sagt Pressesprecher Peter Lenz. Einsatz-Orte der Notstromaggregate werden mit der Feuerwehr und dem Bürgermeister abgestimmt.

Mittwoch, 21.13 Uhr: Zugverkehr ist nach wie vor gestört

Nachdem für die Löscharbeiten das in der Nähe befindliche Bahngleis zwischenzeitlich gesperrt wurde, gibt es zur Stunde nach wie vor Störungen der RB25-Verbindung zwischen Oberberg und Köln. Die Züge Richtung Köln fahren zwar wieder, jedoch müssen Fahrgäste noch mit Verspätungen rechnen.

Mittwoch, 20.40 Uhr: Aggerenergie informiert zu aktuellen Maßnahmen, Strom fließt in einigen Bereichen wieder

Auf Nachfrage unserer Zeitung teilt der Versorger Aggerenergie mit, dass hauseigene Techniker sowie vom Unternehmen Westnetz und Spezialisten für Umspannanlagen aus Siegen vor Ort sind. Ein Aggerenergie-Mitarbeiter befindet sich als „Bindeglied“ in der Kreisleitstelle. Auch das Technische Hilfswerk sei vorsichtshalber informiert worden, ebenso Engelskirchens Bürgermeister Gero Karthaus. Notstromaggregate befänden sich in Bereitstellung. Jedoch habe die Feuerwehr derzeit (20.30 Uhr) die Unfallstelle noch nicht freigegeben.

Mittels Umschaltungen konnten Teile von Engelskirchen und Wiehl mittlerweile wieder mit Strom versorgt werden. Sobald die Feuerwehr den Zugang zu der Anlage freigegeben hat, wollen sich die Experten ein Bild vom Schaden machen und versuchen, die Stromschaltungen wieder provisorisch herzurichten.

Betroffen vom Stromausfall war auch das Engelskirchener Krankenhaus. Auch das sei mittlerweile wieder mit Energie versorgt.

Das Umspannwerk zwischen Engelskirchen und Ründeroth.

Das Umspannwerk zwischen Engelskirchen und Ründeroth.

Mittwoch, 20.21 Uhr: Feuer im Umspannwerk ist gelöscht – Verpuffung ließ Türen auffliegen

Mittlerweile ist klar: Die Feuerwehr wurde um 18.45 Uhr alarmiert – zunächst wegen eines Wohnhausbrandes. Dann stellte sich heraus, dass es eine Verpuffung in einem Trafohäuschen gab. Die Druckwelle war so heftig, dass die Türen aufflogen. Die Flammen wurden mit CO₂-Löschern eingedämmt und schließlich gelöscht. Von den 40 Einsatzkräften vor Ort sind viele mittlerweile wieder eingerückt. Andere fahren sensible Einrichtungen ab und fragen, wo Notstromaggregate gebraucht werden.

Mittwoch, 20.13 Uhr: Kreisleitstelle löst Alarmmeldung auf Handys aus

Um 20.12 Uhr hat auch die Leitstelle des Oberbergischen Kreises reagiert und auf den Smartphones eine Gefahrenmeldung mit der Überschrift „Extreme Gefahr“ ausgelöst. Das Warnsystem „Cell Broadcast“ warnt die Bevölkerung vor Katastrophen und Notfällen. Demnach ist der Notruf 112 und 110 in der Gemeinde Engelskirchen und in Teilen der Stadt Wiehl ausgefallen. Die Aufforderung bei der Warn-App Nina lautet: „Bitte informieren Sie bei Bedarf Ihre Nachbarn. Alle Informationspunkte der Gemeinde Engelskirchen sind besetzt.“ Die Notfallpunkte stehen unten in diesem Artikel.

Mittwoch, 19.23 Uhr: Brand im Umspannwerk, großflächiger Stromausfall

Weite Teile der Gemeinde Engelskirchen sind derzeit ohne Strom. Wie die Rettungsleitstelle des Oberbergischen Kreises um 19.11 Uhr mitgeteilt hat, ist im Umspannwerk zwischen Ründeroth und Engelskirchen, an der Straße Büchlerhausen, ein Feuer ausgebrochen. Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst sind vor Ort.

Einzelne Supermärkte haben den Betrieb eingestellt und die Türen dicht gemacht. Ampeln sind ausgefallen. Auch das Mobilfunknetz arbeitet nicht mehr flächendeckend. Stromausfall wird auch aus Wiehl-Drabenderhöhe gemeldet.

Notfallpunkte sollen besetzt werden

Wie aus Reihen der Einsatzkräfte zu erfahren war, bereitet die Feuerwehr Engelskirchen die Besetzung der sogenannten Notfallpunkte vor, weil mit dem Stromausfall auch die Alarmierung von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst über das Festnetz unmöglich geworden ist. Das sind die Engelskirchener Notfallpunkte:

  1. Das Rathaus im Hauptort, Engels-Platz 4
  2. Das Feuerwehrgerätehaus in Ründeroth, Hauptstraße 29
  3. Das Feuerwehrgerätehaus in Loope, Bruchstraße 2a
  4. Das Feuerwehrgerätehaus in Osberghausen, Oesinghausener Straße 5.

Der Kreis hatte die Notfallpunkte Ende 2022 für den Fall eines flächendeckenden Stromausfalls bekannt gegeben und im Januar 2023 bei einer kreisweiten Übung erprobt.

Als der Strom ausfiel, tagte der Engelskirchener Umweltausschuss im Rathaus. Die Notbeleuchtung sprang an, Mikrofone und Liveübertragung fielen aus. Die Sitzung wurde dennoch fortgesetzt. Vor dem Rathaus rückte die Feuerwehr aus ihrem Gerätehaus aus.