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Raffinierte TricksPolizei warnt Senioren in Engelskirchen vor Betrügern

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt Seniorinnen und Senioren aus Engelskirchen, die sich von Kriminaloberkommissarin Sabrina Maar beraten lassen.

Seniorinnen und Senioren aus Engelskirchen lassen sich von Kriminaloberkommissarin Sabrina Maar (r.) beraten.

Telefonbetrüger nehmen gezielt ältere Menschen aufs Korn. Mit Präventionsarbeit und Aufklärung hält die Polizei in Oberberg dagegen.

„Ihre Tochter hat gerade ein schweren Unfall gebaut. Sie müssen eine Kaution zahlen, sonst kommt sie ins Gefängnis. “ Solche Schockanrufe, mit der Betrüger ihre Opfer überlisten wollen, kommen häufig vor. Umso wichtiger ist Aufklärung.

„Prävention, um Senioren vor Betrügereien zu schützen, ist ein großes und wichtiges Thema“, ist Kriminaloberkommissarin Sabrina Maar überzeugt. In der Kreispolizeibehörde kümmert sie sich neben der Kriminalprävention um den Opferschutz und kennt unzählige Geschichten von älteren Menschen, die unter anderem Schockanrufe erhalten haben. Ein paar davon erzählt sie im Alten Baumwolllager bei ihrem Infovortrag.

Jeder kann auf einen Betrug hereinfallen.
Sabrina Maar, Kriinaloberkommissarin

Eingeladen hat sie die Engelskirchener Senioren- und Pflegeberaterin Nina Schurmann, Sabine Stachowiak, Seniorensicherheitsberaterin der Ehrenamtsinitiative Weitblick ist ebenfalls dabei. Sabine Maar stellt klar: „Jeder kann auf einen Betrug hereinfallen. In der ersten Schrecksekunde denkt niemand rational.“ Steht die Telefonnummer im Telefonbuch und ist vielleicht nur vierstellig, ist schon relativ klar, dass es sich um eine ältere Person handelt, die vermeintlich leichter auf Tricks hereinfallen.

Maars Tipp: „Melden sie sich aus dem Telefonbuch ab.“ Außerdem, so betont sie, gebe es in Deutschland keine Kaution – falls also angeblich Tochter oder Sohn eine solche Zahlung benötigen und ein hilfreicher „Polizist“ oder „Anwalt“ anruft, der das Geld am liebsten in bar und sofort haben möchte, sollte man sofort hellhörig werden und am besten sofort auflegen.

Senioren digital fit machen

Wer sicher gehen will, so die Polizistin, schaltet einen Anrufbeantworter ein und geht erst dann ans Telefon, wenn er weiß, wer anruft. Wenig Verständnis zeigte eine Teilnehmerin für Geldinstitute, die bei ungewöhnlich hohen Abhebungen von älteren Menschen nicht nachfragen.

Lästige Werbemails lassen sich laut der Expertin kaum vermeiden. Um hier aber nicht betrogen zu werden, riet sie dazu, sich auch als älterer Mensch digital fit machen zu lassen. Sie erinnerte an den Sperrnotruf für die EC-Karte, 116 116, und mahnte dazu, Taschen möglichst körpernah zu tragen. Wer sich zudem selbst ein Limit setzt, was die Höhe einer Geldabhebung pro Tag angeht, schütze sich schon recht gut vor dem Leerräumen des Kontos, erklärte einer der Teilnehmer.

Wie sehr das Thema bewegt, zeigte der anschließende Erfahrungsaustausch. Fast alle Teilnehmenden berichteten davon, dass sie schon betrügerische Anrufe entweder selbst oder im Bekanntenkreis erlebt haben. Und Sabrina Maar ergänzte: „Die Dunkelziffer bei diesen Betrügereien ist riesig. Den meisten Betroffenen ist es so peinlich, dass sie auf einen Betrug hereingefallen sind, dass sie sich nicht bei der Polizei melden.“

Sabrina Maar ist für Absprachen von Beratungsterminen erreichbar unter der Telefonnummer (0 22 61) 81 99-47 11 oder 47 12 und per E-Mail: kpo.obk@polizei.nrw.de.


Straftaten zum Nachteil älterer Menschen Vor allem Seniorinnen und Senioren werden häufig Opfer von Telefonbetrügern. Die Polizeistatistik erfasst die „Straftaten zum Nachteil älterer Menschen“ als eigene Kategorie. 2023 wurden in Oberberg vollendete 140 Fälle zur Anzeige gebracht, 122 Mal blieb es bei dem Versuch. 2022 lag die Zahl höher, es gab 221 Anzeigen und 215 versuchte Fälle. Dazu kommt eine hohe Dunkelziffer – entweder, weil die Angerufenen auflegen, oder weil Opfer sich schämen.

Zu den Straftaten zählt der „Enkeltrick“, bei dem sich der Anrufer als naher Verwandter ausgibt und finanzielle Probleme vortäuscht. Betrüger melden sich auch über Messengerdienste wie „WhatsApp“. Ebenfalls verbreitet sind Anrufe von „falschen Polizisten“ – die vor einem bevorstehenden Einbruch „warnen“ und anbieten, Wertsachen sicherzustellen. Bei Schockanrufen täuscht ein angeblicher Verwandter eine Notsituation vor, oft kommt noch ein falscher Polizist oder Anwalt ins Spiel und fordert Geld.