Etwas anderes als Bus und TaxiTestbetrieb für den Monti-Service gestartet
Wiehl – Am Dienstagnachmittag hat die Zukunft begonnen. Die Ovag-Monti-App (verfügbar für Apple und Android) wurde freigeschaltet, die ersten Buchungen gingen ein. Das neue Angebot ist ein Pilotprojekt, einer von mehreren Versuchsballons des Nahverkehrsplans, mit denen der Oberbergische Kreis Varianten einer neuen Mobilität erproben will. Der flexible Monti-Chauffeurdienst soll weiße Flecken auf der Karte des Linienverkehrs erschließen.
Diese betreffen im Wiehler Testgebiet Drabenderhöhe und die umliegenden Dörfer bis nach Büddelhagen und das Bechtal, die nun mit Monti an den Wiehler Hauptort angeschlossen werden. Der Service ist viel umfassender als ein Anrufbürgerbus, der in diesem Teil des Stadtgebiets ohnehin nicht verkehrt.
Service ist abrufbar von 6 bis 22 Uhr
Wer kein Smartphone hat, kann Monti auch telefonisch anfordern unter (0 22 61) 911 271. Unabhängig von einem Fahrplan stehen die Wagen montags bis donnerstags von 6 bis 22 Uhr, freitags 6 bis 24 Uhr, samstags 8 bis 24 Uhr und sonntags 8 bis 22 Uhr zur Verfügung. Maximal eine halbe Stunde Wartezeit und ein Fußweg von 350 Metern sollen damit verbunden sein. Neben den bestehenden Bushaltestellen gibt es ein ganze Reihe von weiteren festen, aber nicht markierten Stationen. Die App zeigt an, wo der nächstliegende Haltepunkt ist.
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Anders als ein Taxi bietet Monti keinen von Tür-zu-Tür-Transport, zudem muss der Fahrgast in Kauf nehmen, dass weitere Passagiere zusteigen und ein Umweg gefahren wird. Dafür kostet die Fahrt von Drabenderhöhe zum Weiherplatz auch nur den Bustarif von 2,50 plus zwei Euro Zuschlag.
Für den Schichtdienst hat die Oberbergische Verkehrsgesellschaft (Ovag) eigens neun Fahrer eingestellt. Die beiden geleasten Fahrzeuge sind so genannte „London-Taxis“ der Marke LEVC, wie sie tatsächlich auch in der britischen Hauptstadt unterwegs sind. Wie Ovag-Geschäftsführerin Corinna Güllner erläutert, bot sich dieses Modell an, weil es elektrifiziert und mit einer Rollstuhlrampe ausgestattet ist. Eine spezielle Software regelt Anfragen und Routen.
3 Jahre wurde am Monti-Service gefeilt
Kreis und Stadt investieren somit in den zunächst dreijährigen Testbetrieb eine sechsstellige Summe, natürlich in der Hoffnung, dass durch rege Nutzung Ticketeinnahmen hereinkommen. Erfahrungen anderer Kommunen mit einem „ÖPNV on Demand“ seien schlecht übertragbar, sagt Ovag-Chefin Güllner. Kostendeckend wird aber auch dieser Nahverkehr nicht werden.
Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker weiß, dass die neue Attraktivität des ländlichen Raums durch den mangelhaften Nahverkehr gemindert wird: „Wir müssen Geld in die Hand nehmen, um die Mobilität auf dem Land zu verändern.“ Auch für Landrat Jochen Hagt ist die Leitfrage: „Wie gelingt es, die Menschen in den Dörfern mobil zu machen?“ Drei Jahre lang habe man an dem Projekt gefeilt. Der Monti-Service sei neben Dorfautos, Mitfahrerbänken und Bürgerbussen ein Mosaikstein im Mobilitätskonzept, das der Kreis mit den Kommunen erstellt.