Fehler sind hier kein ProblemGummersbacher Trainingslabor bereitet Pflegeschüler vor
Gummersbach – Hände desinfizieren, Handschuhe überstreifen, Spritze aufziehen, den Patienten für die Injektion vorbereiten: Routiniert geht die angehende Pflegefachfrau Amina Sacirovic im neuen Skills-Lab des Gesundheits- und Bildungszentrum (GBZ) auf dem Gummersbacher Steinmüllergelände den Vorgang Schritt für Schritt durch. Derweil hat es sich ihre Mitschülerin Franziska Gering in einem roten Sessel bequem gemacht und wartet auf den Pieks. „Wenn der Patient mich fragt, ob das weh tut, kann ich ihm nur ehrlich antworten, wenn ich selber weiß, wie es sich anfühlt“, sagt die 20-Jährige.
Weiter rechts im Raum wartet Michaela Geisel im Krankenhausbett darauf, dass ihr Mitschüler Metehan Durdubasoglu hilft, sich in einen Rollstuhl zu setzen, um ins Badezimmer gebracht zu werden. Der 19-Jährige erklärt jeden Schritt, der zu leisten ist, immer auf die eigene und die Sicherheit des Patienten bedacht. „Kommunikation ist dabei sehr wichtig“, so Metehan.
Vorbereitung auf die Praxis
Die Krankenpflegeschüler aus dem ersten und zweiten Ausbildungsjahr befinden sich während der Übung immer unter dem wachsamen Blick ihrer Lehrers Frank Brinkschröder: „Hier dürfen sie noch Fehler machen. Das Ziel ist, diese dann nicht mehr zu wiederholen.“
Gegliedert ist die Ausbildung in Theorie- und Praxisblöcke. Mit dem sogenannten Skills Lab ist neben dem Onlineunterricht ein weiteres Standbein dazugekommen. 100 Quadratmeter misst die Trainingseinrichtung. „Die Schüler sollen hier unter realistischen Bedingungen auf den Einsatz in der Praxis vorbereitet werden“, erklärt Dirk Bross, Leiter des Gesundheits- und Bildungszentrums.
Übungen werden aufgezeichnet
Fünf Übungs- und Demonstrationspuppen, eine Nasszelle, Patientenbetten sowie ein OP- und Narkosebereich sind dort zu Demonstrationszwecken untergebracht. Der Raum verfügt zudem über Audio- und Videotechnik, die es den Mitschülern und Lehrern erlaubt, vom Nebenraum aus die Situation zu beobachten.
Im Anschluss an die Übung kann mit Hilfe der Aufzeichnungen die Situation analysiert und reflektiert werden. „Den Schülern hilft es sehr, sich im Anschluss an die Übung auch noch einmal selber zu sehen“, so Miriam Sischka, stellvertretende Pflegedirektorin am Klinikum Oberberg. Zudem können die Kameras auch für Übungen an realen Einsatzorten oder bein einem Schocktraumatraining mobil genutzt werden.
„Es gibt mir ein sicheres Gefühl, erst hier das Gelernte praktisch umzusetzen und zu verfestigen. Ich kann mir die Aufzeichnungen ansehen, um selbst zu erkennen, was ich falsch gemacht habe“, ist Amina froh ob der Übungseinheiten im Skills Lab. „Wenn man weiß, wie es sich anfühlt, weiß man eher, wie es besser gemacht werden kann“, ist sich ihre Mitschülerin, die 48-jährige Michaela sicher. „Hier wird einem bewusst, wie wichtig eigentlich die Praxis ist“, ergänzt Franziska.
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Begeistert zeigt sich Metehan besonders von der neuesten Technik, die bereits im Skills Lab genutzt wird. „Zur Morgenroutine gehört beispielsweise das Messen des Blutdrucks. Wir verwenden hier eine Manschette, die die Werte direkt an ein Handy oder Tablet sendet. Das finde ich faszinierend“, so der 19-Jährige. Neben dem Skills Lab erleichtern weitere technische Neuheiten den Unterricht am neuen Standort des GBZ. So wurden alle Unterrichtsräume mit Nahdistanzbeamern und weißen Projektionsstafeln ausgestattet, die das Lehrpersonal per Tablet bedient. Alle Lehreinheiten sind in einer Cloud gesichert, auf die die Schüler, die in naher Zukunft ebenfalls mit Tablets ausgestattet werden sollen, nicht nur in der Schule, sondern auch von zu Hause aus Zugriff haben.
Zudem wurde im zweiten Stock ein „Think Lab“ eingerichtet, ein Denklabor, in dem bis zu fünf Gruppen gleichzeitig arbeiten können.