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Friseur in Bergneustadt öffnet wiederDie Maske stört beim Tratsch

Lesezeit 3 Minuten

Nicht nur die Spitzen musste Friseurin Sinem (l.) bei Kunde Dietmar Roth schneiden.

  1. Seit diesem Montag haben die Friseure wieder offen.
  2. Großer Ansturm auch in Bergneustadt - auch wenn die Maske beim gewohnten Tratsch natürlich störte.
  3. Und auch das Ordnungsamt schaute vorbei, ob alle Maßnahmen eingehalten wurden.

Bergneustadt – „Als heute morgen punkt 8 Uhr der erste Kunde kam, war ich so aufgeregt wie bei der Neueröffnung vor neun Jahren“, gesteht Nesrin Sönmez. Kein Wunder, denn nach sechs Wochen Corona-Pause ist für Friseure und Kunden alles anders als vor der Krise.

Sönmez führt zusammen mit ihrem Mann Yusuf das „Haarstudio Star“ in Bergneustadt. „Wir mussten komplett umbauen, damit die Plätze während des Haarschnitts mindestens 2,50 Meter voneinander entfernt sind.“ Jeder zweite Stuhl ist mit Flatterband gesperrt. Ersatzweise haben sie die Wartebereiche abgebaut und dort weitere Frisierstühle aufgestellt. „Zum Glück hatten wir noch einige ältere Möbel im Keller.“

Jeder Kunde muss Namen und Adressen hinterlassen

Wegen der Möglichkeit zur Rückverfolgung von Infektionsketten muss jeder Kunde seinen Namen und seine Adresse angeben, ehe er mit Einmal-Umhang und Mundschutz Platz nehmen darf. Wer zu früh kommt, muss draußen warten. Vor der Tür ist das Werbeplakat, das eigentlich den „neuen Style“ einer Kosmetikfirma preist, mit Hygienemaßnahmen samt entsprechenden Piktogrammen überklebt.

Das Ordnungsamt kontrolliert die Einhaltung der Vorschriften.

Nesrin Sönmez glaubt: „Mit Sicherheit werden wir viel reparieren müssen, was die Kunden mit ihren Haaren zu Hause selbst angerichtet haben.“ Der Ansturm ist groß, Termine gibt’s nur auf Anfrage. Seit Tagen geht bei Star ununterbrochen das Telefon. Deshalb hat der Salon auch ausnahmsweise am Montag, dem traditionellen Ruhetag der Friseure, geöffnet. Viele andere machen erst am heutigen Dienstag wieder auf. Kunde Dietmar Roth aus Gummersbach ist froh, dass Friseurin Sinem sich seiner Haarpracht annimmt. „Ich bin doch inzwischen ziemlich zugewachsen“, seufzt er. Ungewohnt ist, dass alle Kunden eine Haarwäsche im Salon bekommen. So verlangt es die Vorschrift. Einige Männer hätten lieber einen Bartschnitt, die Kundinnen vermissen das Augenbrauenzupfen und Wimpernfärben – doch das ist alles tabu. Jedes Mal müssen die Geräte desinfiziert werden, müssen die Beschäftigten Masken und Kittel wechseln. „Wir werden die Preise etwas anheben müssen“, kündigt die Chefin an.

Kunden zählten die Tage

Im Salon Dick bewundert derweil Rosemarie Bergamin die frische Farbe auf ihrem Kopf: „Hauptsache, meine Haare leuchten jetzt wieder schön rot. Der Ansatz war schon ganz weiß,“ freut sie sich. „Ich bin heute die erste Kundin – meine Friseurin ist mir fast so wichtig wie mein Mann!“ Immerhin kommt sie deshalb seit fast 40 Jahren eigens von Vollmerhausen nach Bergneustadt. Ein bisschen lästig sei die Maske vor dem Mund, findet sie, vor allem störe sie beim „Strungsen“, das zum Friseurbesuch ja gehöre. Klaus Heinen, der als nächster Kunde an der Reihe ist, klagt: „Ich sehe aus wie in den Siebziger Jahren: ziemlich verwildert nach zwei Monaten.“ Er habe schon die Tage gezählt bis zum Friseurbesuch.

Monika Dick sorgt dafür, dass die Haare von Kundin Rosemarie Bergamin wieder ohne Ansatz feuerrot leuchten.

Monika Dick sagt: „Manche Stammkunden haben auch zwischendurch mal angerufen, wie es uns geht.“ Eine kleine Freude während der wochenlangen Durststrecke. „Ohne die finanzielle Hilfe vom Land hätten wir das nicht geschafft.“

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Zwei Mitarbeiter vom Bergneustädter Ordnungsamt sind in der Stadt unterwegs. Gestern morgen haben sie die Anweisung der Landesregierung bekommen, was sie in den Salons kontrollieren sollen: Stehen Desinfektionsmittel bereit? Stimmen die Abstände? Wie klappt es mit dem Haarschnitt beim Maskentragen? Bei ihrem Besuch im Salon Dick haben sie nichts zu meckern: „Alles vorbildlich“, lobt Frank Jesse.