AboAbonnieren

Fusion von Wallerhausen und Holpe„Wir können die sportlichen Kräfte bündeln“

Lesezeit 7 Minuten

Die beiden Vorsitzenden Nico Klein (Holpe, l.) und Marc Krämer (Wallerhausen) trieben die Zusammenlegung voran.

OberbergDie Spielvereinigungen Wallerhausen und Holpe-Steimelhagen werden ab der neuen Saison unter dem neuen Namen SG Holpe-Wallerhausen antreten. Mit Björn Lange sprachen die beiden Vorsitzenden der Fußballvereine Marc Krämer (Wallerhausen) und Nico Klein (Holpe-Steimelhagen) über das ambitionierte neue Projekt.

Wann und wie ist es zur Idee gekommen, Ihre beiden Vereine zu fusionieren?

Marc Krämer: Gedankenspiele gibt es schon recht lange. Anfang des Jahres hat unser Obmann Uwe Wisser die Idee noch einmal aufgegriffen. Im Anschluss sind wir konkreter geworden und ich habe meinen Kollegen Nico Klein kontaktiert.

Nico Klein: Auch bei uns war die Idee nicht neu. Zunächst dachten wir, dass wir die 100 Jahre 2029 noch allein schaffen. Das wäre aber zu ambitioniert. Die Fusion macht Sinn und bietet viele Möglichkeiten. Als mich Marc angerufen hat, war ich sofort gesprächsbereit und mein Vorstand ebenfalls.

Dann ging aber auch alles sehr schnell.

Krämer: Richtig. Der erste Plan war eine Spielgemeinschaft und erst zu einem späteren Zeitpunkt eine neue Vereinsgründung. Das ist aber am Verband gescheitert, der im Rahmen einer Spielgemeinschaft nur zwei Seniorenteams erlaubt. Das war für beide Seiten keine Option, da wir drei Teams stellen möchten. Und folgerichtig sind wir die Vereinsgründung angegangen. Am 2.2.2022 haben wir formell den neuen Verein SG Holpe-Wallerhausen gegründet.

Klein: Neben uns waren die Kassierer Thomas Gelhausen, Eugen Braun, die Geschäftsführer Manuel Becher, Peter Becker sowie die Jugendleiter Patrick Bille und Daniel Lenz bei der Gründung dabei. Wir waren also von Beginn Hand in Hand unterwegs und möchten jedem Spieler die Chance bieten, bei uns Fußball zu spielen. Folgerichtig sollten es auch auf jeden Fall drei Mannschaften sein.

Aktuell stellen Sie zwei Kreisliga B-Teams, eine C-Mannschaft und ein Team in der Kreisliga D. Wie soll die Konstellation in der Saison 2022/2023 aussehen?

Krämer: Wir möchten jeweils eine Mannschaft in der Kreisliga B, C und D stellen. Die Holper Reserve wird vermutlich aus der C-Klasse absteigen. Unser Plan ist, dass wir auf einen Platz in der Kreisliga B verzichten und diesen gegen einen Startplatz in der C-Klasse eintauschen.

Klein: Gerhard Dittich, Vorsitzender des Spielausschusses im Fußballkreis Berg, ist über unser Vorhaben informiert und bemüht sich um eine Umsetzung.

Wie kam es zum Namen SG Holpe-Wallerhausen?

Krämer: Das war naheliegend, zumal unsere Jugendabteilungen bereits seit dem Jahre 2013 unter diesem Namen eine Spielgemeinschaft pflegen. Von den Bambini bis zur C-Jugend haben wir also bereits gemeinsame Teams. Im C- und B-Jugend-Bereich haben wir seit 2019 eine Dreier-Spielgemeinschaft mit dem SV Morsbach. Unser Ziel ist es, dass alle Jugendmannschaften in den neuen Club übergehen. Da sind aber noch Gespräche zu führen. Und wir möchten auch so schnell wie möglich wieder eine A-Jugend stellen.

Klein: Und wir müssen ja auch praktisch denken. Die Jugendteams haben den Schriftzug bereits auf ihrem Equipment. Ansonsten müssten wir alle Spieler und Mannschaften neu ausstatten (lacht).

Die Stammvereine bleiben bestehen und werden durch einen neuen Club ersetzt

Wie wird der Übergang in den neuen Verein genau vonstatten gehen. Und was bedeutet das für die Mitglieder?

Krämer: Zunächst einmal bleiben die Stammvereine ja bestehen und werden quasi durch einen neuen Club ergänzt. Das geht auch gar nicht anders, da beide Vereine noch eigene Vereinbarungen wie Pachtverträge und Verbindlichkeiten in Folge von Investitionen haben. Die Mannschaften aus dem Spielbetrieb werden in den neuen Verein übergehen und die Beiträge sollen gesplittet werden. Die Alten Herren von Holpe und Wallerhausen bleiben autark. Lediglich wenn sie noch aktiv spielen wollen, können sie sich im neuen Verein anmelden und bekommen eine Gastspielerlaubnis. Der Rest ist zu nichts verpflichtet. Die Frauen-Mannschaft SG Hochwald-Holpe bleibt ebenfalls im alten Verein.

Klein: Es ist eine Fusion in mehreren Schritten und beide Clubs behalten auch zunächst ihre Eigenständigkeit und ihre Rituale. Das war uns auch im Gespräch mit den Mitgliedern wichtig. Das Pfingstfest zum Beispiel bleibt ein Wallerhausener Ding und der Holper Löwen-Cup unsere Veranstaltung. Es bringt auch gar nichts, auf Gedeih und Verderb alles auf einmal umzustellen.

Apropos Mitglieder: Gab es denn nicht Widerstände gegen die Fusion in Ihren beiden Vereinen?

Klein: Ich sage es mal so: Es gab die üblichen Bedenken und Befürchtungen, die mit allen neuen Dingen einhergehen. Wir haben die Mitglieder aber von Beginn an mitgenommen und in die Planungen einbezogen. Bei der Mitgliederversammlung am Gründonnerstag gab es keine Gegenstimme und die paar Leute, die gegen die Fusion Stimmung gemacht haben, waren gar nicht anwesend.

Krämer: Bei uns war es ähnlich, wobei ich auch sagen muss, dass unser Thomas Gelhausen und Markus Euteneuer von Holper Seite im Vorfeld unfassbar viel Überzeugungsarbeit geleistet haben. Folglich haben sich die Widerstände dann auch schnell relativiert. Bei der Mitgliederversammlung war mit Alfons Gockel sogar einer der Gründerväter aus dem Jahre 1968 zugeben und auch er war sehr offen für unsere Pläne. Und auch bei uns gab es am Ende zwar acht Enthaltungen, aber keine Gegenstimme.

„Wir haben keine Vorbehalte, wie viele Ältere"

Wo liegen die Vorteile und wo die Risiken einer solchen Vereinsfusion?

Krämer: Die Vorteile, Chancen und Möglichkeiten überwiegen deutlich. Wir werden qualitativ und quantitativ besser aufgestellt sein als jetzt. Und wir müssen ja auch realistisch sein. Beide ersten Mannschaften kämpfen gegen den Abstieg, wir haben aktuell keine A-Jugend und einige Leistungsträger kommen auch schon in die Jahre.

Klein: Bei uns sogar noch mehr. So können wir die sportlichen Kräfte bündeln. Und ganz ehrlich: Ich zum Beispiel habe auch nichts dagegen, in Zukunft nur noch in der zweiten oder dritten Mannschaft zu kicken. Und wir haben mit Mathias Stricker einen externen Trainer, der völlig unvoreingenommen an die Aufgabe herangeht und die Jungs weiterbringen wird.

Krämer: Ich habe auch genug Aufgaben im Verein. Da muss ich nicht auch noch an jedem Training teilnehmen und Erste spielen. Die Reservemannschaft haben wir jetzt mit Marco Caputo und Daniel Lenz auch auf den Trainerposten bestens besetzt. Und für die Dritte werden wir noch eine starke interne Lösung finden.

Sie sind beide erst 29 Jahre alt. War das ein Vorteil bei den Verhandlungen und Überlegungen?

Klein: Ich denke schon. Wir haben diese Vorbehalte, die ältere Generationen teilweise pflegen, nicht. Wir spielen beide in Hobbymannschaften, die sich aus allen Morsbacher Teams rekrutieren. Aber wir sind keine Alleinherrscher. Die Kombination ist wichtig und wir brauchen auch die Erfahrung der anderen Entscheidungsträger. Und manchmal müssen sie uns auch etwas bremsen in unserem Innovationsdrang (lacht).

Krämer: Sicherlich war es auch ein Vorteil, dass wir uns schon ewig kennen und sehr gut verstehen. Wir sind in sehr vielen Dingen auf einer Wellenlänge und haben kein überzogenes Vereinsdenken.

Das könnte Sie auch interessieren:

Eine Sache unterscheidet Sie allerdings von anderen Fusionen, die oft aus der „Platznot“ geboren waren: Sie haben zwei tolle Sportanlagen, die sicher beide erhalten bleiben sollen.

Krämer: Absolut. Das ist neu hier im Kreis. Aber auch hier arbeiten wir an Konzepten, den beiden Anlagen, die sehr schön sind, gerecht zu werden.

Klein: Ich sehe das auch nicht als Problem an, sondern vielmehr als Luxus. Geplant ist, dass wir eine Halbserie auf der einen Anlage spielen und eine auf der anderen. Den Trainingsbetrieb kann man dann nach Bedarf trennen, und die Damen können natürlich weiter in Holpe spielen. Gleiches gilt für die beiden Alten-Herren-Mannschaften der Ü32, die sich dann auch nicht umstellen müssen. Perspektivisch fände ich es schön, wenn wir eine gemeinsame Ü40 oder Ü50 melden würden.

Krämer: Das sehe ich auch so, zumal die älteren Kicker auch ganz wichtig für die Vereinsarbeit und vor allem für das Vereinsleben sind. Es ist unser Anliegen, sie so lange wie möglich im Verein zu behalten und einzubinden.

Klein: Für die ganz Jungen gibt es irgendwann gar keine getrennten Vereine mehr. Hinzu kommt, dass wir durch die Fusion vielleicht auch für neue Spieler aus den umliegenden Orten oder Gemeinden interessant werden. Wir freuen uns auf jeden Fall riesig auf das neue Projekt.