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EM-Fieber auch in OberbergWie Oberbergs Fußballerinen das Turnier erleben

Lesezeit 5 Minuten

Das Turnier in England wird nicht nur wie hier in Berlin, sodern auch in Oberberg mit großem Interesse verfolgt.

Oberberg – Dass es die deutsche Nationalmannschaft der Frauen bis ins Europameisterschaftsfinale geschafft hat, ruft einen Sturm der Begeisterung hervor. Ob das auch bei Oberbergs Fußballerinnen so ist und wie sie das Turnier in England und vor allem das Finale am Sonntag, 18 Uhr, im berühmten Wembley-Stadion gegen Gastgeber England verfolgen, erzählen Spielerinnen des TuS Homburg-Bröltal, des BSV Bielstein und des SV Morsbach, den drei klassenhöchsten Teams.

EM-Finale

Public Viewing im Juligarten

Der Jägerhof in Bergneustadt hat ein Public Viewing für das EM-Finale der Frauen angesetzt. Am Sonntag findet dort ab 11 Uhr ohnehin das Sommerfest im „Juligarten“ statt. Der Veranstalter hat sich dabei kurzfristig entschieden, sein Abendprogramm umzustellen. Der überragende Finaleinzug der DFB-Elf durch Alexandra Popp passe perfekt zu dem Motto der Veranstaltung: „Genüsse für alle Sinne“.

Statt Livemusik soll ab 18 Uhr nun das Endspiel zwischen England und Deutschland live aus dem Wembley-Stadion in London übertragen werden. Für das leibliche Wohl ist gesorgt. Der Eintritt für das gesamte Fest inklusive des Public Viewings ist frei. (lhe)

Eine, die am Sonntag sogar hautnah im Stadion dabei sein wird, ist Tülay Kayadibi, Vertreterin der jungen Generation im Ausschuss für Frauenfußball im Fußball-Verband-Mittelrhein (FVM). Erst am Donnerstag hatte sich die Gummersbacherin für zwei Endspiel-Tickets beworben, die der DFB dem FVM zur Verfügung gestellt hatte. Die Karten sind sicher, nun stellt sich die Frage, wie die Fußballbegeisterte nach London kommt. „Zur Not fahre ich mit dem Auto“, erzählt Kayadibi, die sich am Freitagnachmittag dazu ihre Gedanken machen wollte. Dass sich die aktuelle Begeisterung für die Frauen-EM niederschlägt, da ist sich Kayabidi sicher.

Zwar gebe es aktuell noch keine erhöhte Nachfrage bei den Clubs, aber das Interesse für den Frauenfußball steige an. Der Verband und die Vereine versuchten bereits, die aktuelle Aufmerksamkeit zu nutzen, um durch ihre Social-Media-Accounts das Interesse bei Mädchen und Frauen für den Fußball zu wecken. „Den Schwung sollte man auf jeden Fall mitnehmen“, betont Kayadibi. In der Vergangenheit habe dies nicht immer geklappt. Nun aber setzt die Gummersbacherin auf einen langfristigen Erfolg. Verdient habe das der Frauenfußball in jedem Fall.

Von den Bambini an dabei

Emma Graeve (TuS Homburg-Bröltal) hingegen bedauert es, dass sie die Spiele bis zum Halbfinale nicht sehen konnte. „Tatsächlich habe ich es zeitlich nicht geschafft“, erklärt die junge Spielerin. Sie selbst spielt von klein auf Fußball, hat bei den Bambini angefangen und ist immer dabei geblieben, sodass sie nun beim Landesliga-Aufsteiger antritt. Zum Fußball ist Graeve durch ihre Familie gekommen. Ihre Geschwister und ihr Vater hätten sie mit Fußball großgezogen, berichtet sie.

In der momentan laufenden Saisonvorbereitung habe sie noch keine Wirkung der Europameisterschaft bemerkt. „Die Saison beginnt ja jetzt auch erst“, erklärt die Bröltalerin. Sie hofft, dass in Zukunft zu den Spielen mehr Zuschauer kommen werden. Das Endspiel der Frauen am Sonntag wird Emma Graeve auf Grund der Urlaubszeit nicht mit ihrer Mannschaft verfolgen, aber sie und ihre Mitspielerinnen werden es sich zu Hause vor dem Fernseher gemütlich machen.

BSV Bielstein schaute Halbfinale gemeinsam

Beim BSV Bielstein, wie Bröltal auch mitten in der Saisonvorbereitung, wurde das Halbfinale am Mittwochabend nach dem Training gemeinsam im Vereinshaus geschaut. Wie überall schlägt auch hier die Urlaubszeit zu, demnach waren nur zehn Frauen und ihr Trainer Nils Marschall da. Die Spannung während des Spiels sei kaum auszuhalten gewesen.

Vor allem gegen Ende der Partie hätten einige von ihnen kaum noch hinschauen, geschweige denn ruhig sitzen bleiben können, erzählen die BSV-Fußballerinnen. „Das Spiel war aus, die Freude riesig“, ergänzt Trainer Nils Marschall. Jetzt fiebern die Bielsteinerinnen dem großen Finale entgegen. Das Endspiel wird nach einem Freundschaftsspiel in Bielstein voraussichtlich erneut gemeinsam im Vereinshaus geschaut.

Training rechtzeitig beendet

Auch beim SV Morsbach machte die Ferienzeit dem gemeinsamen Public Viewing einen Strich durch die Rechnung. So wurde das Training am Mittwoch rechtzeitig beendet, damit alle zum Anpfiff wieder zu Hause waren, um die Übertragung zu sehen. „Alle freuen sich über den Einzug ins Finale“, berichtet Trainer Andreas Buchen. Er selbst sei durch die Leistungen der dreimaligen Weltfußballerin Birgit Prinz zu einem großen Fan des Frauenfußballs geworden. Mittlerweile würde er sich mehr Frauenspiele als Männerspiele anschauen, erklärt der Trainer. Über die DFB-Elf äußert er sich durchweg positiv. „Es ist eine junge, gut funktionierende Mannschaft, die ein perfektes Turnier spielt“, lobt Buchen das Team von Trainerin Martina Voss-Tecklenburg. Er hofft nach der EM auf gefülltere Stadien bei den Spielen der Frauen.

Wie Emma Graeve hat aber auch er noch keinen direkten Einfluss der laufenden EM bezüglich erhöhter Nachfrage beim Verein festgestellt. Im Gegenteil, man müsse sich richtig bemühen, neue Spielerinnen zu finden. Für die B-Jugend beispielsweise hätten sich die Morsbacher bereits im Vorfeld für neue Spielerinnen eingesetzt.

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Ob die EM dabei helfe, Mädchen und Frauen für den Verein zu gewinnen, würde erst zum Saisonbeginn erkennbar sein, erklärt Buchen. Zusätzlich wünscht er dem deutschen Frauenfußball ein besseres Trainingsumfeld in den Vereinen und eine faire Bezahlung im Profibereich. Am Sonntag werden die Morsbacherinnen das Spiel gegen England dann erneut jede für sich vor dem Bildschirm verfolgen.