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Während des Kriegs in Gefangenschaft100-Jähriger Wiehler blickt auf sein Leben zurück

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Der Jubilar wurde im siebenbürgischen Kleinschelken geboren und wuchs auf dem Hof der Großeltern auf.

Wiehl – Am liebsten würde er noch auf Reisen gehen und die Welt erkunden, sich so verhalten wie in dem bekannten Film „Der 100-Jährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“. „Aber meine Beine machen da nicht mehr mit“, bedauert Georg Peter, der am heutigen 11. August in bemerkenswert geistiger Frische das 100. Lebensjahr vollendet.

Jubilar freut sich, dass viel unterwegs sein kann

Zurzeit erkundet Peter mit seinem elektrischen Rollstuhl das Gelände rund um das Alten- und Pflegeheim Haus Siebenbürgen, in dem er seit einigen Jahren lebt und freut sich darüber, „dass ich noch ohne fremde Hilfe das Haus verlassen und meine Runden drehen kann“.

Viel Zeit verbringt er vor dem Fernseher, verfolgt täglich die Nachrichten über politische Themen, den Krieg in der Ukraine, die Not der Menschen auf der Welt und den Aktienmarkt, um anschließend über diese Themen mit Besucherinnen und Besuchern zu diskutieren.

Schon als Junge musste er in der Landschaft anpacken

Georg Peter erblickte in Kleinschelken, Siebenbürgen, das Licht der Welt, lebte mit Mutter und Halbbruder auf dem Hof der Großeltern. Er wuchs ohne Vater auf, weil dieser nach Kanada ausgewandert war. Schon als Kind musste er in der Landwirtschaft helfen. Der Großvater war ein strenger Lehrmeister. „Wir waren arm, schliefen mit fünf Personen in einem Raum auf Matratzen, die mit Stroh gefüllt waren. Zum Frühstück gab es oft nur Milch- oder Maissuppe. Ein Brot mit Margarine und Zucker war ein Festtag.“

Mit 14 Jahren begann der Jubilar im 100 Kilometer entfernten Heltau eine Lehre zum Metzger. „Das war eine schwere Zeit, weil ich die Familie verlassen musste.“ Nach der Ausbildung arbeitete er in der Mediascher Wurstfabrik. Peter war 19 Jahre alt, als er im April 1941 beschloss, die siebenbürgische Heimat in Richtung Deutschland zu verlassen.

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Er ging zum Mediascher Bahnhof, sah einen Zug mit deutschen Soldaten, sprang auf und verließ nur mit dem, was er auf dem Leib trug, Siebenbürgen. Er landete in Wien bei der Bahnhofsmission, Mitte Juli 1941 war er als Soldat schon auf dem Weg nach Russland/Richtung Leningrad. Es folgten Einsätze in Frankreich, am Westwall und in den Jahren von 1944 bis 1947 Gefangenschaft in England.

Ein Baum in Kleinschelken als Geschenk aus Drabenderhöhe

Nach dem Krieg kam er nach Duisburg, arbeitete im Bergbau, später als Lastwagen- und Busfahrer. Mit Ehefrau Hannelore, die er 1959 heiratete, übernahm er 1965 ein Haus in Drabenderhöhe und fand Beschäftigung bis zur Rente bei der Firma Kind und Co. in Bielstein sowie einen großen Freundeskreis.

Seine Heimat hat er nie vergessen, oft besuchte er mit seiner Frau Mutter und Bruder in Siebenbürgen. Im vergangenen Jahr ließ er in Kleinschelken einen Baum pflanzen und spendete der Dorfgemeinschaft eine Ruhebank. Nach dem Tod seiner Frau im Mai 2013 verkaufte er das Eigenheim und zog ins Altenheim.