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Zu hoher PreisanstiegZwei Wiehler Eiscafés müssen auf Selbstbedienung umsatteln

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„Wenn die Zeit da ist, wird selbstverständlich auch am Tisch bedient. Das ist aber vor allem am Wochenende meist nicht möglich", sagt Eisdielen-Besitzer Cristofer Zimermann.

Wiehl – Wer sich an heißen Tagen mit einem Eis in den Wiehler Eiscafés Venezia und Bellavista erfrischen möchte, der muss sich derzeit selbst darum bemühen, dass der Eisbecher auch an den Tisch kommt. Große Schilder weisen auf die personellen Änderungen in den Eisdielen hin: „Nur noch Selbstbedienung“ steht darauf. Viele Kunden sind verwundert, waren sie es bisher doch immer gewohnt, dass ihre Eisbestellungen von Personal entgegengenommen und auch an den Tisch gebracht wurde. In Wiehl ist das seit einigen Wochen jedoch nicht mehr der Fall.

Der Grund sind die aktuellen Preissteigerungen durch die Inflation und den Krieg in der Ukraine. Eisdielenbesitzer Cristofer Zimermann blieb schließlich nichts anderes übrig, als Sparmaßnahmen umzusetzen.„Strom und Miete muss ich natürlich weiter bezahlen. Da kann ich nicht sparen“, berichtet der Nümbrechter. Stattdessen an der Qualität seiner Speisen zu sparen, kam für ihn jedoch nicht in Frage. Und das alleine sei schon eine große Herausforderung, berichtet der Besitzer der beiden Eisdielen in Wiehl.

Lebensmittel für Eisherstellung deutlich teurer

Denn alle Lebensmittel, die zum Teil aus Italien bezogen werden und die er zur Herstellung seines selbst gemachten Eises und den dazugehörigen Soßen benötigt, sind deutlich teurer geworden oder gar nicht auf dem Markt verfügbar. Das betreffe auch das Obst. Für ein Kilo Erdbeeren bezahlt der Unternehmer momentan 3,99 Euro, vor Corona lag der Kilopreis bei 2,49 Euro, berichtet Zimermann. Das ist eine Preissteigerung von 60 Prozent. „Bei den anderen Zutaten sieht es ähnlich aus, somit summieren sich die Einkaufspreise.“

Der Eisdielenbesitzer setzt trotzdem auf seine bewährten Rezepte mit frischen Zutaten und ohne künstliche Zusatzstoffe. Im Moment kostet eine Kugel Eis in Wiehl 1,50 Euro. „Das ist ein Schock für viele Kunden. Man muss aber auch wissen, dass sich der Preis für eine Kugel Eis anders verhält, als beim Kilo Fleisch“, erklärt Zimermann.

Selbstbedienung im Eiscafé

So funktioniert's

Beim Betreten des Eiscafés geben die Kunden ihre Bestellungen direkt an der Theke auf und bekommen einen sogenannten „Pager“. Das ist ein Gerät, das vibriert oder klingelt, wenn das Eis fertig ist. Das Eis kann dann am Tresen abgeholt und mit an den Tisch genommen werden. Selbst abräumen müssen die Kunden die Tische aber nicht. Um den Transport der Eisbecher mit dem Tablett für die Kunden leichter zu machen, wurden die hohen Eisbecher außerdem durch niedrige Schüsseln ersetzt. (lhe)

Bedienungskonzept durch Personalausfall umgestellt

Um seinen Kunden keinen Kugelpreis von zwei Euro zuzumuten, blieb dem Nümbrechter nichts anderes übrig, als eine „Notendscheidung“ zu treffen, wie er selbst sagt. Schweren Herzens trennte sich Zimermann von vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, um zu sparen. Zurzeit arbeiten in beiden Wiehler Eiscafés sechs Teilzeitkräfte und bis zu zwölf Minijober. „Viele haben schon als Kinder bei uns Eis gekauft und sind später zu Mitarbeitern geworden“, erzählt der Besitzer. Das habe seine Entscheidung besonders schwer gemacht.

Durch den Personalausfall musste das Bedienungskonzept umgestellt werden. Dieses sorgt bei vielen Kunden für Unzufriedenheit. Vor allem das Eiscafé Bellavista am Weiherplatz sei bei Senioren beliebt. Eine körperliche Beeinträchtigung ist bei dem aktuellen Bestellverfahren jedoch ein Hindernis für den Kunden. Die Stammkunden hingegen wüssten über seine aktuelle Situation Bescheid und hätten auch Verständnis für die Einschränkungen. Dabei hatten bereits die vergangenen Corona-Maßnahmen – wie Glasscheiben – die Atmosphäre in der Eisdiele verändert und den Kunden viel Verständnis abverlangt.

Großbaustelle in Ortsmitte verärgert zusätzlich

Dazu kommt noch eine weitere Baustelle – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Der geschlossene Wiehlpark und die anhaltende Großbaustelle in der Ortsmitte sorgen ebenfalls dafür, dass weniger Kunden vorbeikommen. Denn durch die Baumaßnahmen war der Zugang zu beiden Cafés zwischenzeitlich stark eingeschränkt. „Familien mit Kindern kommen nicht mehr, weil der Park geschlossen ist“, bedauert Zimermann. „Auch Stammtische bleiben aus. Und der Bergische Löwe, mit dem vor allem sonntags Hunderte Gäste gefahren sind und der Kunden in die Eisdiele gelockt hat, fällt aus.“

Cristofer Zimermann, der in Brasilien geboren ist, hat eine so schlechte Situation wie die aktuelle in seiner 22-jährigen Erfahrung als Eisdielenbetreiber noch nicht erlebt. Existenzängste habe er momentan zwar nicht, aber die Pandemie habe auch ihm und seinen Geschäften schwer zu schaffen gemacht. „Ich muss aufpassen, dass ich nicht untergehe“, betont er.

Kostenkalkulation für die nächsten Wochen unmöglich

Für die Zukunft zu planen, sei schwierig. Denn auch der Nümbrechter weiß nicht, wie die Preise in den nächsten Wochen geschweige denn Monaten aussehen. Eine Kostenkalkulation sei so nicht möglich. „Es gibt keine Sicherheit“, sagt Zimermann. Der Brasilianer geht davon aus, dass die aktuellen Schwierigkeiten noch mindestens ein halbes Jahr andauern werden. Er hoffe auf eine stärkere Kaufkraft der Menschen im Oktober, wenn Lohnerhöhungen kommen.

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Bei einer Preisstabilisierung möchte er das entlassene Personal wieder einstellen. „Ich möchte so schnell wie möglich zurück zur Tischbedienung, aktuell ist das aber nicht möglich.“