797 QuadratmeterRat entscheidet sich für kleinsten Anbau für Gesamtschule Marienheide
Marienheide – Vergeblich hat die Gesamtschule Marienheide dafür gekämpft, auch zusätzliche Flächen für die Inklusion von Schülern mit Förderbedarf zu bekommen. Was der Schulausschuss am Dienstag beschlossen hat, ist die Minimallösung: Ein Anbau von 797 Quadratmetern soll entstehen – die vier Planungsalternativen mit größeren Flächen wurden von CDU und FDP aus Sorge um die Gemeindefinanzen nicht mitgetragen.
Mit neun Ja-Stimmen und sechs Nein-Stimmen stellte die Politik fest, dass ein Raumdefizit durch eine Erweiterung behoben werden soll. Auf Antrag der CDU wurde die Größe des Raumdefizits zugleich auf 498 Quadratmeter (das entspricht einer Brutto-Fläche von 797 Quadratmeter) festgesetzt – weswegen nicht alle Ausschussmitglieder dem Beschluss folgen wollten.
Unterschiedliche Ansichten beim Raumbedarf
Bereits im Februar hatte sich die Politik mit dem Thema beschäftigt und damals keinen Beschluss gefasst, weil die Fraktionen von CDU und FDP weiteren Beratungsbedarf sahen. Wie groß die Erweiterung ausfallen soll, war schon damals der Knackpunkt: Gesamtschulleiter Wolfgang Krug sah einen zusätzlichen Flächenbedarf von mindestens 1000 Quadratmetern – CDU-Fraktionschef Carsten Jaeger befürchtete eine erhebliche Belastung für die Gemeindefinanzen.
Jetzt betonte Jaeger abermals, dass seine Fraktion nur einen solchen Raumbedarf beschließt, der sich an der Größenordnung eines Gutachtens von 2017 orientiert. Die beauftragte Beraterfirma VBD hatte damals ein Defizit von 445 Quadratmetern ausgemacht. „Diesen Bedarf erkennen wir an, und auch, dass noch mal 50 Quadratmeter dazu kommen“, sagte Jaeger, „aber nur dann sind wir in einer Größenordnung, die sich die Gemeinde als Stärkungspaktkommune leisten kann. Alles andere ist nicht realisierbar.“
Anbau mit Option auf eine weitere Erweiterung
Dem pflichtete Jürgen Rittel von der FDP bei, der auf die gewünschte „modulare Bauweise“ der Erweiterung hinwies: „Der Anbau soll so gemacht werden, das er bei Bedarf möglichst einfach ein weiteres Mal erweitert werden kann.“ Der Wunsch von CDU und FDP entsprach Variante D – eine von fünf Erweiterungsoptionen. Bei den anderen vier Varianten A, B, C und E war die Verwaltung von größeren Anbauten ausgegangen.
Franz Dohrmann Haus
Die Schulerweiterung ist verknüpft mit der Frage, wie es mit dem alten Rüstzeitheim „Franz Dohrmann Haus“ weitergeht. Es gibt Pläne, dass Jugendzentrum und Gemeindebücherei aus dem Gesamtschulgebäude in das Rüstzeitheim übersiedeln – und die Schule die freiwerdenden Flächen nutzen kann.
Nachdem die Gemeinde das Gebäude und Areal Ende April offiziell in Besitz genommen hat, hätten weitere Nutzungsinteressenten im Rathaus angeklopft. „Die Vermarktung hat mittlerweile eine ganz eigene Dynamik entwickelt“, freut sich Bürgermeister Stefan Meisenberg. Besonders aus den Bereichen Soziales und Pflege gebe es Interessenten. Abgemacht ist bereits, dass sich zum nächsten Kindergartenjahr die DRK-Kita „Heier Strolche“ mit einer fünften Gruppe am Dohrmann-Haus niederlässt. Sie zieht nicht ins Gebäude, sondern als Naturkindergartengruppe in einen Bauwagen.
Als unwahrscheinlich stuft es Meisenberg ein, dass der schlimmste aller angedachten Fälle Realität wird – der aber jetzt im Schulausschuss kurz zur Sprache kam. Meisenberg: „Beim Kauf des Rüstzeitheims haben wir uns auch pflichtgemäß mit der Frage beschäftigt, was geschieht, wenn wir das Gebäude nicht weiternutzen können. In dem Fall könnten wir mit einem Abriss des Hauses und einer Wiedervermarktung des Geländes als Baugebiet die Kosten wieder reinbekommen.“ Die Wahrscheinlichkeit, dass es so kommt, liege aber unter fünf Prozent, betont der Rathauschef auf Nachfrage. (ag)
Zu Sitzungsbeginn hatte Schulleiter Wolfgang Krug vergeblich dafür plädiert, die Schulerweiterung größer anzugehen. Ein weiterer Mehrbedarf an Räumen habe sich seit 2017 durch die Inklusion ergeben. Fünf Sonderpädagogen würden derzeit schon an der Schule arbeiten, mindestens noch mal so viele seien in den kommenden Jahren zu erwarten. Diese Lehrer müssten irgendwo arbeiten, sagte Krug. Zudem brauche es weitere Räume für Beratung und Differenzierung.
CDU und FDP stimmen für die kleinste Variante
Rückendeckung erhielt Krug vom Ausschussvorsitzenden Harald Kramer (SPD): „Wir sollten nicht nur das Raumdefizit beseitigen, das bereits vor der Inklusion feststand – wir brauchen für die Inklusion zusätzliche Räume.“ Auch die sachkundige Bürgerin Stefanie Dißmann (SPD) stellte sich gegen die Minimallösung. Auf Nachfrage zeigt sich Krug gestern froh, dass zumindest die nun realisiert werden soll. Wie die Räume später genutzt werden, sei dann zu überlegen.
In nicht-öffentlicher Sitzung ging es dann unter anderem um die Frage, was diese Variante D kosten wird – die Rede ist von einem Millionenbetrag. Im nächsten Schritt geht es nun an die Bauplanung; Gemeindeverwaltung und Schule müssen ausloten, wie ein Baukörper aussehen kann. Nach Informationen unserer Zeitung ist es gut möglich, dass der Erweiterungsbau von der Firma Goldbeck erstellt wird. Das Bielefelder Bauunternehmen hatte Gesamtschule, Sporthallen und Außenanlagen im Rahmen der „Public Private Partnership“ instand gesetzt und betreibt sie noch weitere 17 Jahre. Dazu sagt Fachbereichsleiter Thomas Garn nur: „Auch über diese Option denken wir nach.“