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Glühender Bronze-StromGlocken für die Bunte Kirche in Marienhagen werden gegossen

Lesezeit 3 Minuten

Die 1100 Grad heiße Bronze fließt in die Glockenform. Die Gruppe aus Marienhagen sieht zu.

Marienhagen – Es ist ein atemberaubender Moment bei völliger Stille. Glühend rot und etwa 1100 Grad heiß strömt die Bronze aus dem Schmelzofen in die Glockenform. Hier, in der Glocken- und Kunstgießerei Rincker, werden die drei neuen Glocken für die evangelische Kirche in Wiehl-Marienhagen gegossen, die alten Metallglocken von 1924 waren marode geworden.

Vibration verrät Glockengießern, ob Bronze gleichmäßig fließt

Die Stille muss sein. Hans-Martin Rincker, Chef der Gießerei in der hessischen Gemeinde Sinn (Lahn-Dill-Kreis) hat nachdrücklich darum gebeten: „Wir haben nur unsere Ohren und unsere Füße, um zu spüren, ob der Guss klappt.“ Denn die Vibration unter den Füßen verrät den Gießern, ob die Bronze gleichmäßig verläuft. Diesmal geht alles glatt, die Arbeit verläuft ohne Probleme. Dafür hat vielleicht auch Pfarrer Achim Schneider gesorgt: Bevor sich die Gießer an ihr Handwerk machen, spricht er in der Werkstatt ein Gebet.

Für die Kirchengemeinde Marienhagen-Drespe ist dieses Projekt so etwas wie ein Jahrhundertereignis: 310.000 Euro kosten die Glocken. Bisher seien allein durch Spenden rund 80.000 Euro bei der Gemeinde eingegangen, berichtet Judith Thies, Sprecherin des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger.

Benefizkonzert am Sonntag soll weitere Spenden für Kirchenglocken bringen

Bei einem Benefizkonzert am Sonntag, 10. Oktober, soll weiteres Geld hinzukommen: Der Theologe und Organist Dr. Alexander Warnke spielt Orgelwerke, Choräle und Volkslieder aus Barock, Romantik und Moderne, von denen einige Bezug zu Glocken haben. Wann die Bunte Kirche in der Wiehler Ortschaft ihre neuen bekommt, stehe derzeit noch nicht fest, sagt Thies. „Im Herbst werden die drei Glocken wahrscheinlich zum ersten Mal in Marienhagen zu hören sein.“

Im hessischen Sinn wird derweil die Bronze hart, die Temperatur liegt immerhin noch bei 444 Grad Celsius. Vier Tage werden vergehen, bis die Gießer zuerst die kleinste der drei Glocken mit einem Gewicht von 190 Kilogramm ausgraben und aus ihrer Form befreien können. In weiteren zehn Tagen können sie dann auch bei den beiden größeren Glocken, 853 und 1439 Kilogramm schwer, Hand anlegen.

Auch Alt-Superintendent Jürgen Knabe verfolgt den Glockenguss

Erst dann können die Fachleute auch erkennen, ob der Guss der Glockenkronen geklappt und die Inschriften zu lesen sind: „Fürchte Dich nicht, denn ich habe Dich erlöst“ (Jesaja 43,1), steht geschrieben auf der größten Glocke. „Die Gnade des Herrn Jesu sei mit allen“ (Offenbarung 22,21) auf der mittleren, der Toten- und Auferstehungsglocke. Und die kleinste Glocke soll die Inschrift tragen: „Folge mir nach!“ (Lukas 5,27). Auch für die Mannschaft um Martin Rincker ist eine diese Arbeit noch immer etwas Besonderes. Eine Gruppe aus der Kirchengemeinde darf bei der Arbeit zusehen, darunter Alt-Superintendent Jürgen Knabe.

Horst Rau hat sie mit dem Gemeindebus gefahren und nicht nur für ihn sind die Glocken eine Herzensangelegenheit: Er kümmert sich als Presbyter um die Finanzierung, die Organisation und die Spendenakquise.

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Unterstützung erfährt seine Gemeinde auch von Kindern im Ort: Unter dem Titel „Bunte Kinderkunst für unsere Bunte Kirche“ haben sie Kunstwerke erstellt, die versteigert werden sollen. Zu sehen sind sie im Internet.

Das Benefizkonzert mit Dr. Alexander Warnke für das Glockenprojekt am Sonntag in der Bunten Kirche in Marienhagen beginnt um 17 Uhr.

www.marienhagen-drespe.de