Per KonzeptvergabeWiehl will sozialen und ökologischen Wohnungsbau fördern
Wiehl – Immer mehr Grünflächen versiegeln und Flusstäler zubauen? Angesichts des Klimawandels und seiner verheerenden Folgen ist der Wohnungsbau schwieriger geworden. Zudem soll Wohnen „bezahlbar“ sein, was in der Regel den Bau von Mehrparteienhäusern erfordert. Doch solch eine Ortskernverdichtung stößt selten auf allgemeine Gegenliebe, wie derzeit beispielsweise in Oberwiehl besichtigt werden kann.
Die freien Kräfte des Marktes können diese Problemlage offenbar nicht lösen. Die Stadt Wiehl will sich vor diesem Hintergrund mehr Einfluss auf den Wohnungsbau sichern. Ein Mittel ist die sogenannte Konzeptvergabe, also die Verpflichtung des Bauherrn auf konkrete städtebauliche, ökologische und soziale Ziele. Voraussetzung dafür ist aber wiederum, dass die Stadt zuvor Eigentümer der zu vergebenden Fläche geworden ist.
Vorgaben und Punktesystem: Wiehl will Wohnungsbau mehr beeinflussen
Die Grünen-Fraktion drängt schon lange darauf, dass die Stadt Konzeptvergaben zum Standard macht. Im Ratsausschuss für Stadtentwicklung erläuterte Laura Hinzel vom städtischen Planungsamt nun das Prinzip: „Qualität ist wichtiger als der zu erzielende Preis. Nicht der Höchstbietende erhält den Zuschlag, sondern der mit dem besten Konzept.“ Im Vorfeld legt die Stadt möglichst konkrete Kriterien fest, deren Erfüllung durch die Konzepte nach einem Punktsystem nachvollziehbar bewertet wird.
Wie Fachbereichsleiter Marcus Köster ergänzte, ergeben sich damit weitreichende Einflussmöglichkeiten, bis hin zur Festlegung des Mobilitätsangebots etwa durch E-Ladestationen. Als Basis für die politische Diskussion über die grundlegenden Ziele möchte Köster für die Ratsmitglieder einen Impulsvortrag durch einen Fachwissenschaftler veranstalten.
Wiehl: Mehr als 500 Sozialwohnungen verlieren bald Mietpreisbindung
Auch die Vertreter der Grünen waren einverstanden, dass ihr Antrag zur Einführung der Konzeptvergabe so lange auf Eis gelegt wird. Köster gab zu bedenken, dass mit den Ansprüchen an ein Wohnbauprojekt auch die Kosten und schließlich die Preise steigen – ein Widerspruch zum Ziel des sozial verträglichen Wohnungsbaus. „Wir dürfen nicht das berühmte Einhorn ausschreiben, also Kriterien festlegen, die niemand erfüllen kann.“
Bürgermeister Ulrich Stücker sieht Handlungsbedarf: Nahezu die Hälfte der rund 500 Sozialwohnungen verlören in den nächsten Jahren die Mietpreisbindung. Angesichts des niedrigen Zinsniveaus seien Investoren von Neubauten derzeit nicht mehr auf eine staatliche Förderung angewiesen.
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Deshalb müsse die Stadt oder die städtische Bau- und Entwicklungsgesellschaft tätig werden und Grundstücke erwerben. Stücker plädierte für „eine konsequente Bodenbevorratung“ und zwar vor allen in den Ortszentren, wo eine Verdichtung sinnvoll ist.