GottesdiensteKirchen halten per Video mit den Gläubigen Kontakt
Gummersbach/Nümbrecht – Corona verändert in diesen Tagen alles, der Virus zwingt zum Umdenken. Auch die Kirchen. Die Gotteshäuser sind geschlossen, die Gemeindemitglieder wollen gerade jetzt aber nicht ohne seelsorgerischen Zuspruch und Kontakt bleiben. „Sieben Wochen ohne“ – fürs Fasten ist das in Ordnung, aber sieben Wochen ohne Gottesdienst, das soll nicht sein.
Gestern Vormittag haben die Evangelische Gemeinde Nümbrecht und der Kirchenkreis An der Agger deshalb erstmals Gottesdienste nicht mehr nur zum späteren Anschauen aufgezeichnet, sondern live übertragen. Den in der Nümbrechter Kirche gab’s auf der Homepage der Gemeinde zu sehen, der in Gummersbach war auf Youtube zu verfolgen.
Wegen Corona besondere Fastenzeit
Mit „Laetare – freue Dich“ überschrieben, ist der vierte Sonntag in der Fastenzeit gestern ohnehin schon ein besonderer. Mit Corona wurde er das erst recht.
Es war ein mehr als ungewohntes Bild: Die Pfarrer mussten vor leeren Kirchenbänken predigen – ohne die für alle Redner so wichtige Reaktion in den Gesichtern ihrer Zuhörer mitzubekommen. In Nümbrecht hatte Matthias Köhler, der sonntags sonst vor 200 Leuten predigt, immerhin die fünf Mitglieder des Musikteams im Kirchenschiff verteilt – alle in Corona-gebührlichem Abstand – so dass er wenigstens ein bisschen Publikum hatte, denn , so sagt er: „Die Predigt ist ja der stärkste Dialog mit der Gemeinde.“ Den auf die Bildschirme zuhause zu bringen, ist eine besondere Herausforderung.
Aufzeichnungen nichts neues für die Gemeinde
Im oberbergischen Dom in Gummersbach hielten Pfarrer Helmut Krüger und Superintendent Michael Braun ihren Gottesdienst vor gänzlichen leeren Rängen – wenn man vom Techniker auf der Empore an der gegenüberliegenden Seite des Kirchschiffs absah.
Das Aufzeichnen von Gottesdienste ist in beiden Gemeinden nicht neu. In Gummersbach gibt’s eine feste eine Datenleitung hinüber ins Gemeindehaus, in Nümbrecht können die Bewohner des Ernst-Christoffel-Hauses am Geschehen in der Kirche teilhaben.
Durch drei Kameras unterschiedliche Blickwinkel
Aber live und über Youtube theoretisch in aller Welt zu sehen zu sein, das ist doch noch etwas anderes. Ausführlich wurde deshalb schon am Samstagnachmittag in der Nümbrechter Kirche geprobt. Wer steht wo, in welcher Reihenfolge treten die Akteure vor den Altar, ist der Abstand groß genug, damit sich nur ja niemand ansteckt? Jedem aus dem Musikteam war ein markiertes Mikrofon zugeordnet, um die Infektionsgefahr durch Vertauschen zu verhindern. Scheinwerfer waren aufgebaut, damit später auf dem Bildschirm auch alle gut zu sehen waren. Die drei festinstallierten Kameras in der Kirche ermöglichten unterschiedliche Blickwinkel auf das Geschehen. Küster Jürgen Hein hatte die Leitung des dreiköpfigen Technikteams mit Lars Zumpe und Mathias Steimel.
Für die Zuschauer daheim gab es noch einen besonderen Service: Wer wollte, konnte sich die Liedtexte schon vor ab ausdrucken. Sie wurden aber auch während der musikalischen Darbietungen auf dem Bildschirm eingeblendet.
Zur Zuversicht aufgerufen
Soweit war man gestern in Gummersbach noch nicht: „Live ist es unser ersten Mal“, lächelt Pfarrer Helmut Krüger. In der Kirche ist auch nur eine Kamera installiert. Man muss sich an die neue Situation erst noch gewöhnen, „mal sehen, wie es in den nächsten Wochen wird“, sagt Krüger.
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Natürlich geht es den Predigten auch um Corona und darum, wie es aller Menschen Leben verändert. Superintendent Braun rief zur Zuversicht auf, damit „sich die Angst nicht schneller verbreitet als der Virus.“