Jahrestag des Hömerich-BrandsGummersbacher Wald wird sich völlig verändern
Gummersbach – Mischwald, breite Wege, Löschwasserbehälter an strategischen Stellen – am ersten Jahrestag des verheerendsten Waldbrands der oberbergischen Geschichte haben Vertreter des Regionalforstamts, Waldbesitzer und Feuerwehrleute auf dem Gummersbacher Hömerich beschrieben, wie dort in den nächsten Jahrzehnten ein neuer Wald entstehen soll. Und wie verhindert werden kann, dass sich ein Brand wie der vor einem Jahr wiederholt.
Am 20. April 2020 verursachte eine Zigarettenkippe ein Feuer, das 22 Hektar Wald vernichtete und das die Feuerwehr erst nach sechs Tagen für gelöscht erklärten konnte. Der Hömericher Kopf gehört zum Bereich der 400 Mitglieder starken Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Gimborn.
Nicht alle 30 Waldbesitzer waren vom Brand betroffen. Dass die, die es traf, ihre durch den Sturm Kyrill, Trockenheit und Borkenkäfer massiv geschädigten Flächen für viel Geld gerade erst aufgeforstet hatten, vergrößerte ihren Schaden.
Und mache es schwerer, sie zu motivieren, ein drittes Mal in den Wald zu investieren, sagt der Leiter des Forstbezirks, Michael Cescotti. Zumal es mehrere Generationen dauern wird, ehe aus den Setzlingen von heute ein Wald wird, der seinem Besitzer auch einen Ertrag einbringt.
In der FBG Gimborn sind trotz aller Widrigkeiten inzwischen 100 der 700 Hektar Freiflächen wieder aufgeforstet, berichtet Rolf Kritzler. Das Land bietet finanzielle Hilfen an. Antragsverfahren und Bedingungen aber gelten als viel zu bürokratisch. Erst am Montag habe man das in einer Telefonkonferenz mit dem Düsseldorfer Umweltministerium noch einmal deutlich kritisiert, berichtete Hans-Friedrich Hardt aus Hückeswagen, der zweite Vorsitzende des Waldbauernverbands NRW.
Mischwald der Zukunft
Das Pressegespräch fand gestern an einer gerade aufgeforsteten Fläche statt. Zwischen den letzten verkohlten Überresten des vorherigen Bestands wurden drei Laubbaumsorten gesetzt: Lärche, Buche sowie – als Versuch – die Baumhasel. Eigentlich in Südosteuropa und Kleinasien beheimatet, kann sie Hitze und Kälte gut ab.
Zwar hat die Buche inzwischen auch ihre Probleme in Oberberg, aber die seien noch nicht so gravierend, dass man die Baumart nicht noch anpflanzen könnte, sagt der Leiter des Forstbezirks, Michael Cescotti.
3000 Exemplare der drei Baumarten sind pro Hektar gepflanzt worden. Jeder Setzling kostet den Besitzer 1,50 bis 2 Euro, spätere Pflegekosten kommen dazu. Durch natürliche Verbreitung werden sich auch Kiefer und Birke ansiedeln und alle zusammen irgendwann einen Mischwald bilden. (kn)
Wohl auch wegen der Bürokratie beobachtet man beim Landesbetrieb Wald und Holz, dass sich viele Eigentümer von ihren Waldparzellen trennen wollen. Zum Glück gebe es aber genug Waldbesitzer, die ihre Flächen durch Zukäufe arrondieren wollten, sagt Forstamtschef Kay Boenig.
Sperrig verhält sich das Land offenbar auch beim Wegebau. Neue werden gefördert, die Verbreiterung vorhandener aber nicht. Dabei habe sich gerade auf dem Hömerich gezeigt, wie wichtig im Notfall ein gut ausgebautes Waldwegenetz im Brandfall ist, sagt Boenig, der das Forstamt in Sachen Wegebau dicht an der Seite der Feuerwehren sieht: „Allein diese Wege frei zu halten, ist eine Riesenaufgabe.“ Stichwege in einzelne Bestände hinein helfen bei der Brandbekämpfung nicht.
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In der Bevölkerung kommen die breiten Wege im Wald oft nicht gut an. „Und für das Argument der Waldbrandgefahr wurde man bislang nur belächelt“, ergänzt Cescotti. Forstamtsleiter Boenig hofft trotzdem, noch in diesem Jahr erste Mittel für den Wegebau und die Errichtung der ersten Löschwasserbehälter im Wald zu bekommen.
Denn die Wasserversorgung ist neben der Erreichbarkeit der Waldgebiete essenziell bei der Brandbekämpfung, sagt Gummersbachs stellvertretender Feuerwehrchef Lars Hohmuth. Die ersten Feuerwehren haben seit dem Feuer auf dem Hömerich die Anschaffung geländegängiger Löschfahrzeuge verstärkt in den Blick genommen. Alte Unimogs werden mit Hingabe gepflegt und erst ausgemustert, wenn geländegängiger Ersatz im Gerätehaus steht.