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„Gefängnis nichts dagegen“Gummersbacher Lehrerin muss zum dritten Mal in Quarantäne

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Ein Schüler der Abschlussklasse führt einen Corona-Schnelltest durch. (Symbolbild)

Gummersbach – „Es reicht! Jetzt ist die Grenze überschritten, ich kann das nicht länger stillschweigend mitmachen.“ Birgit Nolte macht ihrem Zorn Luft. Die Lehrerin an der Realschule auf dem Gummersbacher Hepel ist frustriert und enttäuscht: „Am Freitag nach der zweiten Stunde kam die Nachricht, dass eine Schülerin der Abschlussklasse, die nach wie vor in der Schule unterrichtet werden, einen positiven Befund beim PCR-Test hatte, nachdem sie am Mittwoch beim Schnelltest in der Schule bereits positiv getestet worden war.“

Das bedeutet 14 Tage Quarantäne für Schüler, Schülerinnen und acht Lehrkräfte. Für Birgit Nolte ist dies das dritte Mal seit Beginn der Pandemie. Die 59-Jährige will geimpft werden, am liebsten sofort. „Damit spricht sie ihren Kolleginnen und Kollegen aus der Seele“, erzählt Schulleiterin Angela Harrock. Fünf Lehrkräfte an ihrer Schule werden in diesem Jahr 60 Jahre alt. Aber bisher gibt es seitens der Politik nur vage Ankündigungen. „Ich habe versucht, einen Impftermin zu bekommen – aussichtslos“, berichtet Nolte.

Vom Hausarzt vertröstet

„Zu jung, noch nicht dran, der Hausarzt vertröstet mich. Es gibt nicht mal eine Warteliste. Aber mein Sohn, 29 Jahre alt, Referendar in Hessen, ist bereits geimpft, ebenso wie Kölner Lehrkräfte an weiterführenden Schulen. Wieso nicht im Oberbergischen Kreis?“ Eine Ungerechtigkeit, auch in den Augen des stellvertretenden Schulleiters Josef Schumacher. Denn im Präsenzunterricht mit der Vielzahl der Kontakte, auch beim Hantieren mit Schnelltests, bestehe hohe Ansteckungsgefahr.

Auch Nolte beklagt: „Wie man sieht, verhindern die Tests eine Ansteckung nicht. Das heißt: wieder mal das Haus nicht verlassen, kein Joggen zum Ausgleich, kein Fahrradfahren, kein Einkaufen.“ Ihre 92 Jahre alte Schwiegermutter, die auf Hilfe angewiesen ist, muss auf die Unterstützung Birgit Nolte verzichten. Freunde, Bekannte, Kinder und Enkelkinder habe sie seit einem Jahr nicht mehr gesehen, sagt die Gummersbacherin. „Ich will sie ja nicht gefährden, als Lehrerin bin ich ja eine potenzielle Super-Spreaderin.“

Einige Corona-Fälle an Oberberger Schulen

Tatsächlich sei es an der Schule – wie auch an anderen Schulen Oberbergs – einige Male zu Corona-Fällen gekommen, bestätigt Schumacher. Zum Teil seien auch nur die Schülerinnen und Schüler der betroffenen Klassen vom Gesundheitsamt in Quarantäne geschickt worden, während Lehrerinnen und Lehrer mit FFP2-Masken weiter arbeiten sollten. Zurzeit müssen sie wegen der ansteckenderen Virusmutationen wieder zu Hause bleiben.

„Andere beschweren sich über die Ausgangssperre nach 22 Uhr – darüber kann ich nur lachen“, sagt Birgit Nolte. „Ich habe Ausgangssperre von 0 bis 24 Uhr. Gefängnis ist nichts dagegen, ich darf ja von zu Hause aus weiterarbeiten“, beschreibt sie bitter ihren Alltag. „50-Stunden-Wochen im Distanzunterricht, einschließlich der Wochenenden, die Aufgaben von 150 Schülern korrigieren, dann wieder Wechselunterricht mit der Versorgung von drei Klassen gleichzeitig, Präsenzunterricht für die Abschlussklassen und gleichzeitig Homeschooling für die anderen.“

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Bisher habe sie alles kommentarlos mitgetragen. „Aber jetzt ist das Maß voll: Wo bitte bleibt die Fürsorgepflicht uns Lehrern gegenüber?“ Viele Kolleginnen und Kollegen könnten einfach nicht mehr, sagt auch Schulvize Schumacher. Und Harrock beklagt die große Verunsicherung durch wöchentlich neue Verordnungen: „Die Geduld ist zu Ende.“ Dabei sei die Situation im Kreis mit seinen sehr hohen Infektionszahlen besonders schlimm. „Wie soll man so zum Präsenzunterricht zurückkehren?“, fragt Nolte. „Das Risiko, schwer zu erkranken, ist mir zu hoch, ich fühle mich nicht sicher, sondern ausgebeutet.“ Deshalb hat sie jetzt auch einen Brandbrief ans NRW-Schulministerium geschrieben.