Pfarrer im InterviewDarum stockt die Sanierung der evangelische Kirche Gummersbach
Gummersbach – Die Corona-Pandemie ist ein Grund dafür, dass die Baustelle an der evangelischen Kirche in Gummersbach ins Stocken geraten ist. Viele Gummersbacher fragen sich mit gutem Grund, warum sich auf der Baustelle nichts mehr tut.Damit bald wieder gearbeitet kann, fand am Mittwoch dieser Woche ein wichtiger Termin mit den Verantwortlichen der evangelischen Kirchengemeinde mit Sachverständigen, Zimmerleuten und Architekt statt. Wir haben mit Pfarrer Markus Aust und Baukirchmeister Frank Vogt darüber gesprochen.Worum ging es in dem Termin am Mittwoch?Eine Runde von Experten hat sich hoch oben im Kirchturm das Gebälk im Bereich der sogenannten Glockenstube angeschaut. Dort müssen Balken erneuert werden, so dass am Mittwoch ein erster Probeschnitt durchgeführt wurde. Auf diese Weise wollte man klären, ob und wie die beschädigten Balken ausgetauscht bzw. erneuert werden können.
Wie alt sind die ältesten Balken oben im Turm?
Ein dendrochronologisches Gutachten hat ergeben, dass die ältesten Balken aus dem Jahr 1450 stammen. Für dieses Gutachten wurden Holzteile entnommen, die in einem Fachlabor ausgewertet und auf ihr Alter bestimmt wurden, wie Pfarrer Aust erläutert. Für ihn ist das Alter des Dachstuhls eine Sensation.
„Der Turm selbst ist aus dem 12. Jahrhundert und wir haben in Gummersbach Glück gehabt, dass kein Blitzeinschlag, kein Brand und kein Weltkrieg für großen Schaden gesorgt hat.“
Ist der Austausch einzelner Balken technische aufwändig und wer bestimmt, was repariert werden kann und was ausgetauscht werden muss?
Oben im Turm ist eigens eine Stützkonstruktion errichtet worden, die das Balkenwerk entlasten soll, wie Baukirchmeister Vogt erläutert. Nur die Denkmalbehörde kann entscheiden, welche Balken erneuert werden dürfen und welche repariert werden müssen.
Und was ist daran so kompliziert?
Die Denkmalbehörde macht schon seit Monaten mit Hinblick auf Corona keine Ortstermine, wie Pfarrer Aust erläutert. Und ob ein Video von der Baustelle Basis für eine Entscheidung sein kann, ist aktuell ungewiss. „Doch ohne ein klares Ja des Landeskonservators können wir hier nicht weitermachen“, schildern Aust und Vogt die prekäre Situation.
Wie weit sind die übrigen Arbeiten am Kirchturm?
Das Mauerwerk ist komplett saniert. Was jetzt noch fehlt, sind die Putzarbeiten. Diese können aber erst dann in Angriff genommen werden, wenn das Gebälk in der Turmspitze saniert worden ist. Weil bislang nicht klar ist, ob auch von außen an der Kirchturmauflagerung gearbeitet werden muss und ob von außen weitere Balken in das Innere gebracht werden müssen, kann der Putz erst zum Schluss aufgetragen werden.
Trotzdem musste das Gerüst während des Stillstands stehen bleiben. Was ist mit den Kosten?
Pfarrer Aust spricht von einer „dummen Situation“, hofft aber, dass die Arbeiten bald weitergehen können. Derweil hat sich der aktuelle Spendenstand auf fast 380 000 Euro erhöht. Im kommenden Gemeindebrief gibt Aust den Betrag von 500 000 Euro aus, den es als neue Marke zu knacken gelte. Kein Wunder, denn aus den ursprünglich kalkulierten Baukosten in Höhe von 800 000 Euro sind inzwischen zwei Millionen geworden.
Wie sieht der weitere Bauzeitenplan aus?
Für November sind laut Auskunft von Pfarrer Aust mehrere Termine angesetzt, an denen Mustersanierungen dem Bauherren und den Fachleuten vorgestellt werden. „Wenn dann endlich auch das Landesdenkmalamt seine Zustimmung gibt, wird die Innensanierung in Angriff genommen“, so der Pfarrer.
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In einen demnächst erscheinenden Gemeindebrief wird Architekt Peter Wirsing zitiert: „Die Sanierungs- und Instandsetzungsarbeiten werden bis Ende 2021 gehen. Danach wird die Fassade verputzt. Da dies temperaturabhängig ist, werden diese Arbeiten voraussichtlich ab Frühjahr/Sommer 2022 erfolgen. Im Herbst 2022 könnten dann die Glocken wieder läuten“, lautet die Einschätzung des Gummersbacher Architekten.
Und was hat es mit dem neuen Banner auf sich, dass am Gerüst des Kirchturms hängt?
Es übernimmt als Interimslösung die Aufgabe der Glocken, die Gläubigen aber auch alle anderen zum Gottesdienst einzuladen, wie Aust sagt. Die Aufschrift „Wir müssen miteinander reden!“ soll Menschen daran erinnern, dass Gott den Kontakt zu seinen Menschen sucht.