„Meine besondere Begegnung“Segen für das Kulturleben in Gummersbach
Gummersbach – „Gus Anton ist ein absoluter Könner und war jahrzehntelang ein Segen für das kulturelle Leben in Gummersbach“, ist Ute Koch überzeugt. Er sei ein Mensch großer Zurückhaltung, der nie böse oder ungeduldig wurde, blickt die 77-Jährige auf ihre Zeit im Gummersbacher Theaterchor zurück. Dass sie mit ihrem Beitrag zum Sommerwettbewerb dieser Zeitung dem bekannten Gummersbacher Kulturschaffenden auch nach dem Rückzug ins Privatleben ein weiteres kleines Denkmal setzt, habe sie Gus Anton übrigens nicht verraten.
Gus Anton wird sich über diese Überraschung bestimmt freuen
„Ich bin aber sicher, er freut sich über diese Überraschung“, sagt Ute Koch und lacht. Für sie war es diese Begegnung, die ihr Leben 20 Jahre lang mit Klängen, Gesang, Aufregung und freudigem Lampenfieber füllte. Der von Anton geleitete Theaterchor rettete sie außerdem vor dem doch sehr schmerzhaften Gefühl des Heimwehs nach Heidelberg. „Ich bin aus Liebe zu meinem Mann und sehr gerne 1967 nach Oberberg gekommen“, berichtet Ute Koch.
Doch Ende der 1960er war es um hochklassige Kultur in der Kreisstadt noch nicht sonderlich gut bestellt. Das Bühnenhaus eröffnete erst 1974. Ute Koch, selbst als Sopranistin jahrelang Schülerin eines Heidelberger Konservatoriums, fehlten Oper und Operette. Als dann im Gummersbacher Theater dann endlich Premiere war, war sie hellauf begeistert. „Mozarts ,Don Giovanni’ riss mich absolut mit“, erinnert sie sich.
Aus der Zeitung von der Gründung des Chores erfahren
Wie riesig war außerdem die Freude, als dann in der Zeitung stand, dass ein Theaterchor gegründet werden sollte. „Im Galopp raste ich in den Keller: die Noten von ,Figaros Hochzeit’ hervorholen – und üben!“ Gus Anton schickte ihr allerdings Noten für die Lortzing-Oper „Der Waffenschmied“ für das Vorsingen. Ute Koch überlief es eiskalt: „Ich war nie besonders gut im Notenlesen.“
Im Foyer des Theaters half Gus Anton ihr, am Flügel sitzend und spielend, mit großer Geduld durch diese schweißtreibende Stunde. „Ich war schrecklich aufgeregt und er unendlich freundlich.“ Ute Koch schaffte es in den Chor – allerdings im Alt. „Gus sagte, da könnten sie mich brauchen. Ich war glücklich! Stimmen verändern sich nun einmal im Laufe des Lebens.“
20 Chorjahre voller Hingabe
Und dann folgten 20 Jahre der Hingabe an den Chor, beeindruckende Bühnenbilder, üppige Kostüme und die höchst kreative Zusammenarbeit mit Regisseur Siegfried Grote sowie Gus Anton. Die Sängerin erinnert sich gerne: „,Anatevka’, 1987 aufgeführt, zum Beispiel ist besonders, weil uns die Geschichte so berührte. Auch ,La Traviata’ war eine Wahnsinnsaufführung.“
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Ihre Hingabe zum Chor ging sogar so weit, dass sie unmittelbar nach einem Aufenthalt im Krankenhaus – sie war bei der Kostümprobe auf der Bühne gestürzt – zur Premiere von „Die lustigen Weiber von Windsor“ auf der Bühne stand. Bei dieser Geschichte muss die Gummersbacherin heute noch schmunzeln, wenn sie davon berichtet: „Ich wurde morgens entlassen und war abends im Theater.“ Und sie erzählt, dass sie zugunsten der Chorproben sogar Klassentreffen in Heidelberg absagte – auch, weil eben das Heimweh in dieser Zeit schlummerte.
Nun ist das Heimweh wieder da: Gus Anton, der Chor und das Theater fehlen. Doch die wunderbaren Erinnerungen bleiben.