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60 Monate bis zur FacharztprüfungKlinikum Oberberg kann in allen Fachbereichen ausbilden

Lesezeit 4 Minuten
Prof. Franz Blaes, Chefarzt der Neurologie, (r.) mit Assistenzärztin Dina Lizziek.

Prof. Franz Blaes, Chefarzt der Neurologie, mit Assistenzärztin Dina Lizziek.

Das Klinikum Oberberg bildet in allen Fachbereichen angehende Fachärzte weiter. Hier einige Fragen und Antworten zum Verfahren.

Das Klinikum Oberberg mit seinen Krankenhäusern in Gummersbach und Waldbröl sowie dem Zentrum für seelische Gesundheit in Marienheide kann in allen Fachbereichen, in denen Menschen aus der Region medizinisch versorgt werden, zugleich auch den Ärztenachwuchs bis zur Facharztprüfung ausbilden und vorbereiten. Ein Status, auf den man im Klinikum auch stolz ist.

Nicht umsonst hatte sich Geschäftsführer Sascha Klein unlängst im Rahmen der Debatte über die Krankenhausreform und drohender Verluste beim Angebot dafür beim Düsseldorfer Gesundheitsministerium stark gemacht, dass Gummersbach unter anderem die Versorgung von Frühgeborenen im Angebot behält. Und das mit Erfolg.

Entsprechend froh sind auch die beiden Klinikdirektoren Prof. Franz Blaes, Chefarzt der Neurologie, und Roland Adelmann, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin. Sie gaben einen Einblick in die Ausbildung zum Facharzt.

Wie lange dauert die Ausbildung zum Facharzt?

Unabhängig von den Fachbereichen dauert es 60 Monate, ehe ein Mediziner als Facharzt gilt.

In welchen Fachbereichen wird weitergebildet?

Blaes und Adelmann zählen Neurologie, Pädiatrie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Allgemeinchirurgie, Viszeralchirurgie, Gefäßchirurgie, Innere Medizin und Gastroenterologie, Nephrologie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Radiologie, Strahlentherapie, Psychiatrie und Psychotherapie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Anästhesie und Pathologie auf. Hinzu kommen noch Zusatz-Weiterbildungen wie zum Beispiel spezielle Unfallchirurgie, Handchirurgie, Palliativmedizin, Intensivmedizin, Geriatrie und Sozialmedizin.

Wie funktioniert die Ausbildung?

Im Kern ähnelt sich der Ablauf bei allen Fachbereichen, doch es gibt auch Unterschiede. Der Neurologe Blaes berichtet, dass seine „Azubis“ in den ersten drei Monaten bei jedem Notfall in der Notaufnahme dabei seien. „Danach lassen wir sie nach und nach los.“ Ähnlich ist es bei Kinderarzt Adelmann. In den ersten Monaten wird bei ihm nur unter Aufsicht gearbeitet, das Kennenlernen der Grundlagen dauert insgesamt sechs Monate. Erst danach geht es dann in die verschiedenen Abteilungen.

Was gehört bei den Kinderärzten dazu?

Die Behandlung von Kindern aller Altersgruppen vom Frühchen bzw. Säugling bis hin zu Schulkindern, die Chirurgie, der infektiologische Bereich und die Apparatemedizin.

Was umfasst die Ausbildung der Neurologen?

Gleich zu Beginn kommen sie auf Station und nach einem Monat in die zentrale Notaufnahme. Und zwar so lange, bis sie Notfälle versorgen können, wie Blaes erläutert. In der Folge lernen angehende Neurologen Untersuchungsmethoden wie die Elektroenzephalographie, kurz EEG, bei der elektrische Ströme in den Nerven erfasst werden. Weitere Stationen der Ausbildung sind die Stroke-Unit, wo Schlaganfall-Betroffene in den ersten Tagen nach ihrem Schlaganfall behandelt werden. Hinzu kommen die Felder Ultraschall-Diagnostik, alle elektrischen Untersuchungen und zu guter Letzt die Psychiatrie, die auch von den Neurologen abgedeckt werden muss, wie Blaes erläutert.

Wie läuft nach Ende der fünf Jahre die Prüfung?

Die angehenden Fachärzte müssen sich einer mündlichen Prüfung unterziehen. Prüfer sind Uni-Professoren und niedergelassene Ärzte. Gefragt werden kann nach einem Diagnoseweg oder einem Therapieweg bei einem Patienten. Adelmann und Blaes berichten, dass am hiesigen Klinikum in den vergangenen Jahren alle diese schwierige Prüfung auf Anhieb bestanden haben, was auch ein Beleg dafür sei, wie gut die Ausbildung ist, sagen sie.

Wie viele fertige Fachärzte bleiben im Oberbergischen?

Adelmann erklärt, dass das Klinikum auch akademisches Lehrkrankenhaus der Uni Köln sei und daher der Verbleib in Oberberg nicht das einzige Ziel sein könne. Von Vorteil sei auch, dass Uni-Absolventen immer wieder mit frischem Wissen aus dem Studium kämen, was wiederum für das Klinikum ein Gewinn sein könne. Allerdings sagen beiden Klinikdirektoren auch, dass das Klinikum bestrebt sei, für die jungen Kolleginnen und Kollegen ein attraktiver Arbeitgeber zu sein und diese so für ein Bleiben zu gewinnen.

Und wie oft gelingt das in der Praxis?

Blaes berichtet, dass die Motivation schon dahin gehe, sich Richtung Großstadt zu orientieren, obwohl es dort nicht immer leicht sei, einen Sitz als niedergelassener Arzt zu bekommen. In Oberberg sei der Weg in die Niederlassung im Grunde kein Problem. Viele Ärzte, auch Neurologen, würden aktuell Nachfolger suchen. Und das sei schon ein Problem in der ambulanten Versorgung, wenn diese Stellen nicht nachbesetzt würden.

Wie ist die Lage bei den Kinderärzten

Im Grunde dramatisch, wie Adelmann bestätigt. Zum Glück hätten sich im Jahr 2023 vier fertige Kinderärzte in der Region niedergelassen.

Können ausländische Ärzte das Klinikum unterstützen?

Schwer wird es mit den Kollegen aus dem Nicht-EU-Ausland, sagt Blaes. Hier sei eine Vielzahl von Hürden zu nehmen. So müsse der RP Münster prüfen, ob die Abschlüsse der Kolleginnen und Kollegen einem deutschen Studium entsprechen. Und so eine Einzelfallprüfung dauere immer 9 bis 15 Monate. Im Klinikum gebe es etwa ärztliche Kollegen aus Syrien, die dort im Oberbergischen arbeiten, ohne zu wissen, ob oder wann sie eine deutsche Approbation bekommen. Und im schlimmsten Fall werde ihnen die Zeit im Klinikum nicht angerechnet. Eine Vorgehensweise, die Blaes sehr deutlich kritisiert, denn am Ende gehe es auch um die medizinische Versorgung der Menschen in der Region.