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Alte VogteiRiesentablet als Gummersbacher Geschichtsbuch

Lesezeit 3 Minuten
Ansicht der Tabletoberfläche.

Mit dem Tablet kann man auf Zeitreise in Gummersbach gehen. Ansicht

In der Gummersbacher Vogtei kann man mit einem riesigen Tablet in die Geschichte der Stadt eintauchen.

Ein weißer Tisch und eine Glasoberfläche, auf der man die Umrisse des Gummersbacher Stadtgebietes erkennen kann. Dazu ein schwarzer Ring und drei schwarze Scheiben, die an einen Eishockeypuck erinnern. Was erst einmal wie ein überdimensionales iPad anmutet, ist tatsächlich die Gummersbacher Stadtgeschichte, wie sie so noch nicht abgebildet worden ist.

Jeder kann während der Öffnungszeiten kommen

Zu finden ist der Multi-Touch-Tisch in der Alten Vogtei. Und wer während der Öffnungszeiten in die Anfänge und die Entwicklung der Kreisstadt eintauchen will, ist herzlich willkommen. Wer erst einmal an der Oberfläche „gekratzt“ hat, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr loskommen und immer tiefer eintauchen wollen. Bereits beim Pre-Opening der Vogtei mit NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach war die Politikerin vom dem Mega-Tablet begeistert. Verantwortlich für den historischen Inhalt sind mit dem langjährigen Stadthistoriker und Kreisarchivar Gerhard Pomykaj und dessen Nachfolger Manfred Huppertz zwei ausgewiesene Experten.

An dem großen Tablet (v.l.): Gerhard Pomykaj, Manfred Huppertz und Vogtei-Chef Nils Berg.

An dem großen Tablet (v.l.): Gerhard Pomykaj, Manfred Huppertz und Vogtei-Chef Nils Berg.

Pomykaj berichtet, dass er bereits bei den ersten Überlegungen, in der Vogtei Stadtgeschichte abzubilden, darauf gedrungen habe, kein typisches Heimatmuseum zu schaffen. Und er berichtet, dass die Vogtei bereits in den 1920er Jahren im Fokus für das Museum des Oberbergischen Kreises gewesen sei. Das ist nun bekanntlich seit Jahrzehnten im Schloss Homburg, und Gummersbach kann sich am alten Sitz des Vogts auf seine Geschichte konzentrieren. Das Publikum, das Pomykaj und Huppertz mit ihrem Multi-Touch-Tisch erreichen wollen, reicht von der Stadtgesellschaft über Touristen bis zu Schulklassen, die in der Vogtei als außerschulischem Lernstandort ihre Heimat kennenlernen sollen.

600 Beiträge und 1000 Bilder sind hinterlegt

Obwohl Gerhard Pomykaj bei der Stadt vor sechs Jahren in den Ruhestand ging, blieb er dem Projekt„Medientisch“ erhalten. Er sagt rückblickend allerdings auch, dass das Projekt ohne die Zusammenarbeit mit Manfred Huppertz nicht so möglich gewesen wäre. Nach vielen Überlegungen, wie viele Informationen in das Mega-Tablet gehören, verständigte man sich am Ende auf 600 Beiträge. Und die bestehen aus einem Bild und einem kurzen Text. Insgesamt wurden 1000 Fotos abgelegt. Was besonders interessant ist: Das, was jetzt den Datenbestand ausmacht, kann jederzeit ergänzt werden. Also nach oben ist noch viel möglich, vor allem aber bleibt der Medientisch so immer aktuell.

Zu finden sind Themenbereiche wie Persönlichkeiten, Infrastruktur, Ortschaften, Bauwerke, Vereine, Unternehmen oder Hotspots. Diese Aufzählung lässt bereits erahnen, dass in der Ebene darunter viel zu finden, vor allem aber zu erfahren ist über die Bürgermeister, Unternehmer, Sportler, Theater und Kino, Straßen und Eisenbahn oder die vielen stadtbildprägenden Gebäude; ob Denkmal oder nicht. Als Hotspots deklariert sind zum Beispiel die Kirche in Hülsenbusch, Steinmüller, die Aggertalsperre oder die Eisenbahn im Aggertal. Umgeben ist das Super-iPad von acht großen Displays, auf denen Stadtgeschichte auf großformatigen Tafel und mit 2000 Zeichen mit dem Jahr 600 beginnend kurz und knapp beschrieben wird. Wobei die erste urkundliche Erwähnung von Gummersbach auf das Jahr 1109 zurückgeht. Die entsprechende Urkunde ist natürlich auch digital hinterlegt.

Wer nach dem ersten Appetithäppchen nun mehr erfahren will, der wechselt von dem Display zum digitalen Riesentablet und kann unter der jeweiligen Nummer weiter in die Tiefe gehen. 2000 Stunden Arbeit, so Pomykaj, seien bei der Herstellung aufgewendet worden. „Und ohne die fachlichen Voraussetzungen, die Manfred Huppertz und ich mitgebracht haben, wäre das gar nicht zu realisieren gewesen.“ Und noch etwas war den beiden Historikern wichtig: Nicht zu schreiben wie ein Wissensachafter, sondern lesbar für jedermann. „Und das Interesse für die Geschichte von Gummersbach und der Region zu wecken“, wie die beiden Macher hinter dem iPad sagen.