Das Jobcenter Oberberg steht vor einer massiven Mittelstreichung und niemand weiß warum.
Angst um ArbeitsplätzeOberberg vor sozialem Kahlschlag
Die Situation ist dramatisch. Eine massive Kürzung von Bundesmitteln für die Jobcenter führt dazu, dass im kommenden Jahr für die Eingliederung von besonders benachteiligten Menschen in den Arbeitsmarkt keine Mittel zur Verfügung stehen. Eine Null-Runde droht. Entsprechend in Sorge ist die Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege im Oberbergischen Kreis, die in einem an viele Adressaten versendeten Brandbrief auf die drohenden Konsequenzen aufmerksam macht. „Die weitreichenden Kürzungen der Finanzmittel auf Bundesebene führen im Oberbergischen Kreis – anders als in anderen Regionen – in 2025 zu einem Kahlschlag“, heißt es in dem Schreiben. Offenbar ist es so, dass das hiesige Jobcenter mehr Abstriche hinnehmen soll als andere.
Das bestätigt auch der Erste Beigeordnete der Stadt Gummersbach, Raoul Halding-Hoppenheit, der als Vertreter der 13 Oberbergischen Kommunen in der Trägerversammlung des Jobcenters sitzt (siehe Kasten). Nach einem gemeinsamen Gespräch Anfang November 2024 mit den Arbeitsmarkträgern und dem Jobcenter Oberberg sei klar, dass die verbleibenden Mittel im Bereich der Eingliederungshilfe laut Aussage von Geschäftsführer Rainer Drescher für andere Zwecke gebunden seien, sagt Caritas-Direktor Peter Rothausen im Gespräch mit dieser Zeitung. „Alle Angebote und Maßnahmen zur Unterstützung besonders benachteiligter Zielgruppen laufen in 2025 aus bzw. stehen nicht mehr zur Verfügung“, so Rothausen.
Massive Einschränkungen für die Einrichtungen
Schon jetzt sei klar, dass die Träger unter den starken Mittelkürzungen ihre Angebote massiv einschränken oder Einrichtungen vor Ort komplett schließen müssten. Die soziale Infrastruktur werde danach nicht mehr dieselbe sein und ein über Jahrzehnte aufgebautes und gut funktionierendes Hilfesystem im Oberbergischen Kreis werde zerschlagen. „Zivilgesellschaftliches Engagement und professionelle und verlässliche Unterstützung werden durch die angekündigten Sparmaßnahmen zerstört“, warnt Rothausen.
Dem Brandbrief angefügt, der dieser Zeitung vorliegt, ist eine Auflistung der besonders stark betroffenen freien Träger und deren Maßnahmen, denen das Aus droht. So berichtet die Ökumenische Initiative Wipperfürth-Radevormwald: „Das geplante Ende der Förderung für das Start-Projekt verbaut vielen Jugendlichen und Heranwachsenden ihre Zukunftsperspektive. Die Ökumenische Initiative e.V. hat in den vergangenen zehn Jahren das Projekt entwickelt und so zu einem Programm geformt, welches jungen Menschen eine echte Perspektive bietet. Durch einen möglichen Wegfall würde eine Lücke entstehen, die durch kein Angebot im Sozialraum gefüllt werden kann.“ Der Caritasverband sieht neben dem Aus für etliche Maßnahmen wie etwa in der Berufsvorbereitung vor allem sein Sozialkaufhaus an der Gummersbacher Wilhelmstraße und die Caritas-Wohnwelt im Mühlenseßmar im Fortbestand massiv bedroht.
25 Menschen drohe der Verlust ihres Arbeitsplatzes, sagt Rothausen. Und er erinnert daran, dass in den letzten beiden Jahren auf Bitte von Drescher hin auf eine Lohnsteigerung verzichtet worden sei. „Und jetzt das Aus“, so der Caritas-Chef. Massiv betroffen ist auch die Gummersbacher VSB gGmbH als regionaler Bildungsträger oder die Diakonie Michaelshoven, die sich im Südkreis um Langzeitarbeitslose Menschen mit psychosozialen Problemen kümmert. Inge Lütkehaus, Kreisgruppengeschäftsführung bei „Der Paritätische“, sagt, dass die Vielfalt des Angebots in Oberberg erhalten bleiben müsse. Und sie wundert sich, wie auch Rothausen und Halding-Hoppenheit, darüber, dass ausgerechnet das Jobcenter in Oberberg derart starke Kürzungen bei den Mitteln hinnehmen soll. Woran das liegt, hat ihr bis dato niemand beantwortet. Und so stellt sich für sie auch die Frage, ob man die Struktur in Oberberg überhaupt noch aufrecht erhalten soll, wenn man dafür keine Maßnahmen mehr schaffe.
Aus der Trägerversammlung des Jobcenters
Für die 13 Oberbergischen Kommunen sitzt Raoul Halding-Hoppenheit, Gummersbachs Erster Beigeordneter, in der Trägerversammlung des Jobcenters Oberberg. In der Novembersitzung sei offenbar geworden, dass der Bund seine Mittel massiv streicht und dass das Center in Oberberg besonders betroffen sei. Bis dato hätten weder die Geschäftsführung des hiesigen Jobcenters noch die Vertreter der Arge das aufklären können.
Im Ergebnis fehlten Oberberg kommendes Jahr 2,6 Millionen Euro. Dass das Jobcenter an seinen kreisweit 224 Beschäftigten festhalte, könne er verstehen. Dennoch sei die Geschäftsführung beauftragt worden, zu prüfen, wo sie noch Einsparpotenziale in ihrem Verwaltungshaushalt sieht und diese Geld in den Haushalt für die bedrohten Maßnahmen umschichtet. Im Januar werde es eine Sondersitzung der Trägerversammlung geben. Dann müsse alles auf den Prüfstand – auch die 13 Standorte des Jobcenters, die über den gesamten Oberbergischen Kreis hinweg verteilt sind.