Das Oberbergische ist nach der Borkenkäferplage vielerorts nicht mehr zu erkennen. Viele Bäume mussten gefällt werden. Jetzt geht es darum, wie die Flächen aufgeforstet werden können.
BorkenkäferWie sich der Wald bei Gummersbach wieder erholen soll
„Ich fühle mich als Kahlschlagsförster“, sagte Michael Hesse, Bergneustadts Revierförster beim Landesbetrieb Wald und Holz, jetzt vor rund 40 Besitzern von privatem Wald am Wanderparkplatz Genkeltalsperre bei Gummersbach-Lantenbach. Dorthin hatte Siegmar Kasemann, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Lieberhausen, zu einer Begehung eingeladen. Hesse schilderte, dass von rund 560 Hektar Waldfläche im Revier mit einem Fichtenanteil von ehemals 60 Prozent inzwischen etwa 250 Hektar abgeholzt worden seien.
An einer fußläufig erreichbaren Kahlschlagsfläche zeigte er mit Forstingenieur Guido Hennig vom Aggerverband, welche Möglichkeiten zur Wiederaufforstung nach der Borkenkäferkalamität bestehen und wie dabei Naturverjüngung, also die Wiederbewaldung ohne Nachpflanzung, in diesen Prozess integriert werden kann. Dort seien im Frühjahr 800 Lärchen und 200 Douglasien gepflanzt worden – ohne Einzäunung oder Einzelschutz der jungen Bäume. Trotz des trockenen Sommers hätten nur etwa 15 bis 20 Prozent der Neuanpflanzungen nicht überlebt.
Adlerfarn ist das Problem
Hesse führte das gute Ergebnis auf den recht feuchten Standort zurück. Allerdings sei dort Adlerfarn das Problem, der bei einer weiteren Ausbreitung mit einer Wuchshöhe von annähernd zwei Metern den Jungpflanzen das Licht wegnehme. Eine vollständige Mulchung der Fläche hält er jedoch für nachteilig, da neben den hohen Kosten für den Einsatz einer Mulchraupe von etwa 100 Euro pro Stunde dabei das gesamte Bodenleben zerstört werde. Zudem würden auch Himbeeren vernichtet, die vom Wild ebenfalls verbissen werden und so die Neuanpflanzung schützen.
„Die Wiederaufforstung an den Talsperren hat für uns oberste Priorität, da der Wald als Erosionsschutz dient“, betonte Hennig. Die sei unter Verwendung von Lärchen, Tannen, Eichen und Buchen bereits weit gediehen, und so konnte er seine Erfahrungen mit unterschiedlichen Schutzmaßnahmen weitergeben. Wuchshüllen etwa erzeugten geradezu ein Treibhausklima, müssten aber anschließend wieder aufwendig entfernt werden, da sonst nicht auszuschließen sei, dass Kunststoffreste in den Boden gelangen. Außerdem seien die Hüllen teuer – bei einem Preis von rund 2,50 Euro pro Stück kämen so schnell ein paar Tausend Euro zusammen. Besser seien selbstgebaute Wuchsgitter, die preiswert aus Abfallholz hergestellt werden könnten und anschließend rückstandslos verrotten.
Gute Erfahrungen mit Eigenwerbung
Gute Erfahrungen habe er mit „Eigenwerbung“ gemacht, dem Ausgraben von Jungpflanzen im eigenen Wald, die anschließend wieder auf die Kahlflächen gepflanzt werden: „Da haben wir eine Anwachsquote von mehr als 90 Prozent.“ Weniger gut geklappt habe die Aussaat von Eicheln: „Die haben sich Mäuse und Schwarzwild gemopst.“
Sorgen bereitete den Waldbesitzern eine zunehmende Population von Wild, das in frisch verjüngten Flächen gute Verstecke finde und die Spitzen von neu gepflanzten Bäumen verbeiße, also abfressen könnte. Fachmann Michael Hesse erklärte, dass ein Jäger in den sogenannten Dickungen das Wild nicht einmal mehr sehen könne. Abhilfe schafften etwa Jagdschneisen oder Wildwiesen, auf denen die Tiere sich ernähren könnten. Dazu müssten aber alle Beteiligten eingebunden werden: „Am besten funktioniert die Wiederaufforstung mit einem Dreigestirn aus Waldbesitzern, Förstern und Jägern.“