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Gegen RechtsaußenNetzwerk in Oberberg verleiht Jugendkulturpreise an Schüler

Lesezeit 3 Minuten

Im Gummersbacher Lindenforum nahmen die jungen Leute ihre Preise aus den Händen von Nadine Lindörfer (links am Plakat) entgegen.

„Bunt statt braun – heute, gestern und morgen“, das war der Titel, unter dem die Koordinierungsstelle Netzwerk gegen Rechts im Gummersbacher Lindenforum den Jugendkulturpreis verliehen hat.

In diesem Jahr hatte es neun Beiträge von Schülerinnen und Schülern der Gummersbacher Jakob-Moreno-Schule, der Gummersbacher und der Waldbröler Gesamtschule sowie der Gymnasien in Nümbrecht und Wiehl gegeben. Davon wurden nun drei prämiert.

Motivation für die Jugendlichen ist die Auseinandersetzung mit dem Thema Demokratie. Nadine Lindörfer, Leiterin der Koordinierungsstelle, erklärte: „Gerade in Zeiten eines so gravierenden, gesellschaftlichen und politischen Umbruchs ist es enorm wichtig, jungen Menschen zu signalisieren, dass wir sie hören, an ihren Perspektiven interessiert sind und nicht über ihre Köpfe hinweg handeln, sondern sie miteinbeziehen und ihnen Anerkennung dafür zollen, dass sie sich einbringen und sich für unsere Demokratie und Menschenrechte positionieren.“

Einsatz an der Waldbröler Friedensmauer

Sie äußerte sich begeistert über die Kreativität und Vielfalt der eingereichten Beiträge. So sei die Aufgabe der Jury, bestehend aus ihr selbst, dem Schulpsychologischen Dienst, dem Kommunalen Integrationszentrum, der Volkshochschule in Gummersbach und Gudrun Martineau als ehemaliger Leiterin des Netzwerks gegen Rechts nicht leicht gewesen. Auch wenn sie nicht unter den Gewinnern waren, so hatte die Koordinierungsstelle die Klasse 5c der Städtischen Gesamtschule in Waldbröl dennoch eingeladen, ihren Beitrag zu präsentieren.

Erst in der vergangenen Woche hatten die Kinder unter Leitung von Lehrerin Nina Heinrichs den Schriftzug „Nie wieder Krieg!“ auf der Friedensmauer in der Marktstadt erneuert. Das im Jahr 1938 als Stützmauer für eine sogenannte Kreisburg mit Eliteschule, Theater und Traktorenwerk errichtete rund 700 Meter lange Bauwerk hatten junge Waldbrölerinnen und Waldbröler 1982 mit diesem Text versehen, seither wird dieser mahnende Aufruf gepflegt. Mit einer Delegation von vier Kindern waren die Mütter Anna Culina und Esther Grassow ins Lindenforum gekommen und boten den Versammelten dort die Möglichkeit, vorbereitete Friedenstauben mit einer eigenen Botschaft zu versehen und dann auf ein Foto der Mauer zu heften.

Poetry-Slammerin Jana Goller gab ein eigenes Gedicht zum Besten

„Jugendliche zu motivieren, die plakativen Phrasen rechts gerichteter Parteien zu hinterfragen, ist in der heutigen Zeit unbedingt erforderlich“, lobte Helga Auerswald, stellvertretende Bürgermeisterin der Kreisstadt, die Intention des Jugendkulturpreises. „Die Grundrechte sind ein wichtiger Bestandteil unserer Staatsform und müssen erhalten werden.“ Musikalisch begleitete Rebecca, im vergangenen Jahr Zweitplatzierte, die Verleihung mit ihrer Gitarre und Songs, die sie teils selbst geschrieben hatte. Zuvor gab die Wipperfürther Moderatorin und Poetry-Slammerin Jana Goller ein selbst geschriebenes Gedicht über „Blasen, in denen die Menschen leben und wo Normen geschneidert werden, die alles erklären“ zum Besten, worin sie dazu ermunterte, einen persönlichen Weg zur Freiheit zu suchen.

Den mit 500 Euro dotierten ersten Platz des Jugendkulturpreises gewannen Leon, Gabriel und Michel von der Jakob-Moreno-Schule mit ihrem knapp dreiminütigen Video „Mein Gummersbach“ gegen Rassismus. Durch die Kreisstadt rappend, schildert Gabriel: „Ich bin 13 Jahre alt, geboren, so wie ich bin, Mutter schwarz, Vater schwarz und ich, ein schwarzes Kind“. Manchmal höre er Sätze, dass er dahin gehen soll, wo er hergekommen ist: „Ich bin schon angekommen. Nix Schlauchboot. Heimat, weil das hier mein Gummersbach ist.“ Der Clip dazu findet sich bei YouTube. Der zweite Platz (300 Euro) ging an Beyza von der Gesamtschule in Gummersbach für Wortwerk „Wacht endlich auf“. Als gläubige Muslima mit Kopftuch sei sie oft genötigt, sich dafür zu rechtfertigen.

In ihrem Text fordert sie Toleranz und hofft auf ein friedliches Zusammenleben. Die Gestaltung einer Litfaßsäule als „Demokratiememo“ auf dem Schulhof des Homburgischen Gymnasiums in Nümbrecht durch Juliette, Melina, Yaren, Fritz, Jonas, Phil und Tilo aus dem Leistungskurs Sozialwissenschaften belohnte die Jury mit dem dritten Platz und 200 Euro.