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WerkstattgesprächAus Oberberg stammende Regisseurin Claudia Müller beim Forum XXelle zu Gast

Lesezeit 3 Minuten
Die Fernsehjournalistin und Dokumentarfilmregisseurin Claudia Müller im Porträt. Neben ihr steht eine Kamera.

Die Wahlberlinerin Claudia Müller machte unter anderem Filme über Elke Heidenreich, Loriot, Annette Humpe und Hape Kerkeling.

In der Reihe Forum XXelle gibt Claudia Müller in Gummersbach Einblicke in ihre Arbeit, ihren Werdegang und zeigt Ausschnitte aus ihren Filmen.

Was hat die Dokumentarfilmregisseurin und Fernsehjournalistin Claudia Müller aus ihrer Heimatstadt Wiehl mit nach Berlin und ihre dortige Arbeit genommen? „Vor allem die Bestärkung durch meine damalige Kunstlehrerin Jutta Frey am Dietrich Bonhoeffer-Gymnasium, ihr habe ich sehr viel zu verdanken“, sagt die 59-jährige Wahlberlinerin. Denn die mittlerweile verstorbene Lehrerin habe es verstanden, sie zu motivieren und ihre Leidenschaft für die bildende Kunst zu wecken.

In der Reihe Forum XXelle gibt Claudia Müller jetzt in ihrer Heimat Oberberg bei einem Werkstattgespräch am morgigen Donnerstag in Gummersbach einen Einblick in ihre Arbeit, sie zeigt Ausschnitte aus ihren Filmen und erzählt von ihrem Werdegang und ihrer 2001 in Berlin gegründeten Firma „Phlox Films“. Claudia Müller arbeitet seit 1988 als freie Fernsehautorin und produzierte ihre Filme unter anderem in Co-Produktion mit Arte, mit ZDF, WDR, SWR oder NDR. Für ihren aktuellen Kinofilm „Elfriede Jelinek – die Sprache von der Leine lassen“, der im September bereits in Gummersbach gezeigt wurde, erhielt sie unter anderem den Deutschen Filmpreis 2023.

Claudia Müller bracht von Oberberg aus zu einer Rucksack-Tour auf

Ihren Aufbruch aus Oberberg startete Claudia Müller erst einmal mit einer Rucksack-Tour durch Südamerika. Eine abenteuerliche Reise, die sie damals ohne Airbnb, ohne Online-Buchungen und begleitende Jugendprogramme unternahm. „Meine Eltern fanden das nicht ganz so lustig“, erinnert sie sich. In Berlin studierte sie dann Germanistik, Publizistik und Philosophie. Auch das war eine herausfordernde Erfahrung: „Die Hauptstadt vor dem Mauerfall empfand ich als ein hartes Pflaster, auf dem gefühlt alle um mich herum Journalistin oder Journalist werden wollten.“

Als sie nach drei Jahren nach Köln zurückkehrte, war ihr erster Schritt in die Medienbranche ein Studierendenjob beim WDR als Komparsin bei der Lindenstraße, später folgte die Mitarbeit bei einer Unterhaltungssendung. Der Zufall brachte sie dann über eine Mitfahrerzentrale ins Auto von Theo Kroll bei einer Fahrt nach Hamburg. „Er vermittelte mir die Mitarbeit beim NDR und hat mich bei meiner Entwicklung gefördert.“

Claudia Müller war mit eigenen Beiträgen bei den Tagesthemen tätig

Claudia Müller war daraufhin mit eigenen Beiträgen bei den Tagesthemen und der Aktuellen Stunde des WDR tätig. In ihren späteren Filmen über Helmut Lang, Elke Heidenreich, Loriot, Annette Humpe oder Hape Kerkeling porträtierte sie viele Künstlerinnen und Künstler, die auf ihren jeweiligen Gebieten neue Töne, Sicht- und Denkweisen in die Welt gebracht haben. Sie erstellte Kulturbeiträge für ZDF-Aspekte, Kulturzeit oder Kulturweltspiegel und beleuchtete mit ihrer Serie „Künstlerinnen kuratieren“ die weibliche Kunstgeschichte aus der Perspektive von Künstlerinnen.

Die Sorge, dass die von ihr porträtierten Menschen sich in den Filmen nicht wiederfinden oder gar falsch beschrieben fühlen, hat sie nicht: „Ich arbeite nicht investigativ, indem ich Schwachstellen oder Unzulänglichkeiten aufdecke, sondern gebe viel mehr das wieder, was mich selbst an diesen Menschen fasziniert.“ Für ihre Filme arbeitet die Regisseurin daher eng mit den Porträtierten zusammen, begleitet sie und bindet sie ein. Und so beschrieb die Schriftstellerin Elfriede Jelinek den über sie gedrehten Film von Claudia Müller als ein Werk „der mein Leben sanft herumschleudert, damit endlich was draus wird, bevor es zu spät ist“.

Wenn Claudia Müller nun zu der Veranstaltung nach Gummersbach kommt, unterbricht sie dafür die Recherche- und Dreharbeiten zu ihren derzeit entstehenden Filmen über die US-amerikanische Schriftstellerin Carson McCullers und die deutsche Bildhauerin Heidemarie Rebecca Horn. Sie freut sich auf das oberbergische Publikum und dessen Fragen, findet jedoch eines furchtbar traurig, wann immer sie über die Autobahn in Richtung Wiehl fährt: „Das Sterben der Bäume und die abgeholzten Fichtenwälder treiben mir jedes Mal die Tränen in die Augen.“

Zum Werkstattgespräch mit Regisseurin Claudia Müller lädt das „Forum XXelle“ für den morgigen Donnerstag, 9. November, um 18 Uhr in die Halle 32 in Gummersbach ein.