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Mutter soll sich untersuchen lassenSäugling aus der Babyklappe in Gummersbach ist wohlauf

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Babyklappe, Klinikum Oberberg Babyklappe GM, Foto: Börsch

In der Babyklappe in Gummersbach wurde vergangene Woche ein Säugling abgelegt.

Nachdem am Freitag in der Babyklappe in Gummersbach ein Kind abgelegt worden war, geht nun der Hinweis an die Mutter, sich untersuchen zu lassen.

„Dem Baby geht es gut“, versichert Thomas Hein, Leiter des Gummersbacher Fachbereichs Jugend und Familie, und führt aus. „Es hat eine leichte Beeinträchtigung beim Atmen, wahrscheinlich bedingt durch die Kälte, vielleicht während der Geburt, vielleicht auch auf dem Weg zur Babyklappe, aber das ist nicht weiter Besorgnis erregend.“ Am vergangenen Freitag wurde das Kind in der Babyklappe des Kreiskrankenhauses Gummersbach gefunden.

Ohne Preisgabe der Identität

Mehr Informationen gibt es nicht – aus gutem Grund. Denn die Babyklappe soll es Müttern in einer Notsituation ermöglichen, ihr Neugeborenes in die Sicherheit des Krankenhauses abzugeben, ohne ihre Identität preiszugeben. Deshalb wird nicht mitgeteilt, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist, weitere Details gibt es nicht.

„Wir suchen auch nicht aktiv nach der Mutter. Allerdings bitten wir sie dringend, sich in medizinische Behandlung zu begeben, weil es Hinweise darauf gibt, dass sie bei der Geburt sehr viel Blut verloren hat“, appelliert Hein an die Unbekannte. „Darüber hinaus bitten wir die Mutter, die sich ja offenbar in einer schwierigen Situation befindet, sich bei uns zu melden, damit wir Hilfen anbieten können. Das geht auch per Telefon und auch anonym.“ Sie habe in diesem Fall nichts zu befürchten, betont der Jugendamtsleiter.

Keine strafrechtlichen Konsequenzen

„Die Mutter muss keine Angst vor strafrechtlichen Konsequenzen haben, die Babyklappe ist eine legale Möglichkeit, sie hat ja im Rahmen ihrer Möglichkeiten das Beste getan und ihr Kind in Sicherheit gebracht.“ Voraussichtlich bleibt das Baby noch bis Ende der Woche im Krankenhaus und ist dabei in der Obhut des Jugendamts. Einen Namen bekommt es vom Standesamt, manchmal hätten auch schon die Krankenschwestern eine Idee, schildert Thomas Hein.

„Der Familienname könnte zum Beispiel Winter sein, weil es so kalt war, als es gefunden wurde“, überlegt er. Auf jeden Fall ist der Familienname ein vorläufiger, denn die potenziellen künftigen Adoptiveltern stehen schon bereit, um das Baby in einigen Tagen im Empfang zu nehmen. „Sie müssen natürlich wissen, dass die Mutter sich noch anders entscheiden kann und sie das Kind dann wieder abgeben müssen“, schränkt Hein ein. „Im Interesse des Kindes sollte sie das dann aber möglichst bald tun, um es nicht nach Wochen oder gar Monaten aus der neuen Familie herauszureißen.“

Säugling in Babyklappe abgegeben: Mutter hat ein Jahr lang Anspruch

Theoretisch hat die Mutter nun ein Jahr lang die Möglichkeit, Anspruch auf ihr Baby zu erheben. Erst dann wird aus der Adoptionspflege eine Adoption. „Falls sie dann später etwas über Kind erfahren will, erhält sie nur noch allgemeine Auskünfte.“

Das Kind selbst hat einen Anspruch darauf, etwas über seine Abstammung zu erfahren, wenn es 16 Jahre alt wird. Ob es dann erfährt, dass es ein Findelkind aus der Babyklappe ist? Das müsse man dem Fingerspitzengefühl der neuen Eltern überlassen, sagt der Jugendamtsleiter und betont, dass es in jedem Fall für das Kind besser sei, wenn die Mutter sich noch melde – sie könnte dann einer eventuellen Adoption zustimmen, auch ohne dass ihr Name öffentlich wird, und damit ihrem Kind das Schicksal einer ungeklärten Herkunft ersparen.

Vater erst einmal ohne Rechte

Der Vater, falls er nicht mit der Mutter verheiratet ist, hat dagegen erst einmal keinerlei Rechte. „Das Sorgerecht liegt allein bei der Mutter“, stellt Hein klar. Mehrere Paare, die sich dringend ein Kind wünschen, haben sich inzwischen beim Gummersbacher Jugendamt gemeldet, auch Paare, die einspringen und ihm vorübergehend ein Zuhause bieten möchten.

In diesem Fall habe man bereits künftige Eltern, die alle notwendigen Überprüfungen der Voraussetzungen für eine Adoption bereits bestanden hätten, sagt Thomas Hein. Er bittet aber dringend die anderen Paare, zu überlegen, ob sie nicht ein anderes Kind in Pflege nehmen möchten. „Wir haben viel zu wenige Pflegeeltern, es gibt immer weniger Menschen, die bereit sind, sich für andere einzusetzen.“