Das Kürzel "SAPV" steht für "spezialisierte ambulante Palliativ-Versorgung". Die SAPV Oberberg ist einer der Anbieter, die Todkranken helfen.
Hilfe für TodkrankeDie Palliativpflege kommt auch nachts
„Ich habe keine Angst vor dem Tod, aber ich fürchte mich vor einem qualvollen Sterben.“ Ein Satz, den viele Menschen unterschreiben würden. Doch wer weiß, dass seine verbliebene Lebenszeit sich dem Ende zuneigt, kann als Palliativ-Patient Hilfestellung bekommen.
Seit 2006 ist in Deutschland die spezialisierte ambulante Palliativ-Versorgung (SAPV) als kassenärztliche Leistung anerkannt. In Gummersbach-Dieringhausen hat die 2016 gegründete SAPV Oberberg ihren Sitz. Seit kurzem hat die GmbH außerdem eine Zweigstelle in Wipperfürth. Vincent Jülich ist Geschäftsführer der GmbH, seine Mutter Elisabeth Jülich ist ärztliche Leiterin, Cathrin Schmitt arbeitet als Prokuristin. Sie erläutern die Arbeitsweise der SAPV Oberberg.
Für Kassenpatienten kostenlos
Kernaufgaben sind eine umfassende ärztliche und pflegerische Betreuung von todkranken und sterbenden Patienten, sei es im eigenen Zuhause oder in einem Seniorenheim. Voraussetzung ist, dass der Hausarzt, ein Facharzt oder ein Arzt im Krankenhaus eine entsprechende Versorgung verschreibt. „Sobald diese vorliegt, können wir tätig werden“, erklärt Vincent Jülich. Die Leistungen würden zu 100 Prozent von der Krankenkasse übernommen, und zwar unabhängig vom Pflegegrad.
Falls nötig, kommen die Mitarbeiter der SAPV mehrmals täglich vorbei, außerdem nachts und am Wochenende. Können Menschen ihre letzten Monate und Wochen zu Hause verbringen, dann entlastet das die Krankenhäuser und -kassen. Die SAPV Oberberg hat gut 30 Angestellte, darunter sind sieben Ärzte, die allesamt eine Fortbildung als Palliativmediziner vorweisen können. Sie übernehmen auch stets den ersten Besuch bei einem neuen Patienten, um dessen Bedarf möglichst zielgenau abzustimmen. „Das geschieht in enger Abstimmung mit dem Hausarzt“, erklärt Elisabeth Jülich.
Oberbergs Hausärzte waren anfangs etwas skeptisch
Anfangs seien viele Hausärzte noch etwas skeptisch gewesen. „Mittlerweile sagen viele ,ohne Euch könnten wir gar nicht mehr',“ ergänzt Vincent Jülich. Die SAPV Oberberg versteht sich als Ergänzung zur hausärztlichen und pflegerischen Versorgung, betont Elisabeth Jülich.
Auch der Wipperfürther Arzt Axel Kirch arbeitet für die SAPV Oberberg, nach dem er über 30 Jahre als Hausarzt in Wipperfürth mit eigener Praxis tätig war. Auf der Internetseite der SAPV Oberberg erklärt er in einem Video, dass er die Arbeit als angestellter Palliativmediziner als sehr erfüllend empfindet. „Endlich habe ich Zeit für meine Patienten“, sagt Kirch.
Seit kurzem hat die SAPV Oberberg eine Zweigstelle in Wipperfürth eingerichtet. Dort ist zum einen ein Sekretariat als Ansprechstelle untergebracht. Zum anderen dient die Geschäftsstelle an der Lüdenscheider Straße 5 als Zentrale für den Kreisnorden, hier werden etwa Hilfsmittel und Materialien gelagert.
Außerdem soll in Wipperfürth eine Akademie eingerichtet werden, wo sich Pflegekräfte zu Palliativkräften fortbilden lassen. Das geschehe in enger Abstimmung mit der kreiseigenen Akademie Gesundheitswirtschaft und Senioren (Agewis), betont Elisabeth Jülich. Der Unterschied: Die SAPV wolle den Schwerpunkt auf die praktische Ausbildung richten, auch, um weiterhin genügend eigene Kräfte einsetzen zu können. Bei der SAPV Oberberg ist man außerdem stolz darauf, mit Ulrike Heßlenberg eine Physiotherapeutin mit entsprechender Zusatzausbildung unter Vertrag zu haben.
Neben der SAPV Oberberg gibt es im oberbergischen Kreis außerdem die SAPV Homburger Land mit Sitz in Wiehl. Auch die SAPV Bergisch Land mit Sitz in Remscheid bietet ihren Service in Oberberg an. „Wir arbeiten mit allen Dreien gut zusammen“, sagt Regina Löhr, Koordinatorin des Ökumenischen Hospizdienstes Wipperfürth-Kürten. Die SAPV kümmere sich um die medizinische und pflegerische Betreuung von Palliativpatienten, während die Hospizdienste psychosoziale Hilfe leisten.
Wünsche-Bus Der SAPV Palliativ-Verein Oberberg setzt sich für die Unterstützung und Begleitung schwerst erkrankter Menschen, ihrer Familien und begleitender Ehrenamtler ein. Einmal jährlich veranstaltet er eine Gedenkfeier für verstorbene Patienten.
Zu den Projekten, die der Verein fördert, gehört ein „Wünsche-Bus“ – ein barrierefreier Bus, mit dem schwer erkrankte Menschen mit ihren Angehörigen kostenlos verreisen können. Die Betroffenen sollen die Möglichkeit haben, in ihrem letzten Lebensabschnitt besondere Momente der Freude zu erleben. Der „Wünsche-Bus“ ist ein umgebauter Camper, der von verschiedenen Sponsoren unterstützt wird, dazu zählen die Versicherung LVM und der Rotary-Club Gummersbach-Oberberg.