Der Aggerverband wurde vor 100 Jahren anlässlich des Baus der Aggertalsperre gegründet. Hier einige Fragen und Antworten zur Historie und den Aufgaben des Aggerverbands.
AggerverbandHochwasser war schon vor 100 Jahren ein Thema in Oberberg
Welchen Stellenwert hat das Jubiläum für den Verband?
Der Aggerverband will das Jubiläum und seine Feier dazu nutzen, um zu zeigen, dass er ein wichtiger und zuverlässiger Partner in der Region ist, wenn es um das Thema Trinkwasser geht. Deshalb habe das Jubiläum einen hohen Stellenwert, wie Pressesprecher Axel Blüm sagt. Was vielfach nicht bekannt ist: Der Aggerverband ist der einzige Versorger in Nordrhein-Westfalen, der alle Themen rund ums Wasser bespielt. Und: Die Ausrichtung ist „nicht Gewinn orientiert“, wie Blüm betont.
Wie kam es zur Gründung vor 100 Jahren?
Die Idee zur Gründung des Verbands kam unter anderem von Unternehmer Bernhard Krawinkel. Ihm ging es darum, dass die Firmen entlang der Agger durchgängig Wasser hatten zur Stromgewinnung. Dieser Strom sollte die Maschinen antreiben. Daneben, so Blüm, sei es aber auch um den Hochwasserschutz gegangen. Die Lösung war der Bau der Aggertalsperre. Gegründet wurde die Aggertalsperrengenossenschaft. 1941 folgte eine Umstrukturierung und es entstand eine Körperschaft des Öffentlichen Rechts.
Haben die Ideen von damals heute noch Bestand?
Die Stromerzeugung spielt nicht mehr die Rolle, aber der Hochwasserschutz nach wie vor und vielleicht auch eine noch größere. Dabei hat sich auch das Herangehen an Anstau und Ablassen der Sperre komplett geändert. Bis vor 25 Jahren wurde die Aggertalsperre so bewirtschaftet, dass man im Sommer den Stand bewusst verringert hat, um für Herbst und Winter Raum für Regen und Schneeschmelze zu haben. Heute indes werden die Sperren mit sogenannten Lamellenplänen betrieben. Das bedeutet, dass sowohl Platz für Hochwasser vorhanden sein soll, in Trockenphasen die Sperre aber nicht so weit absackt, dass Flussläufe trocken fallen und Ökosysteme Schaden nehmen.
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Wie viele Menschen werden mit Trinkwasser versorgt?
Der Aggerverband hat zwei Trinkwassertalsperren, die Wiehltalsperre in Reichshof und die Genkeltalsperre in Gummersbach. Mit dem Rohwasser werden 500 000 Menschen versorgt. Das Gebiet des Verbands erstreckt im Norden bis an die Grenze zum Märkischen Kreis, im Süden bis in den Kreis Altenkirchen (Rheinland Pfalz) und in der West-Ost-Ausrichtung von Overath bis Bergneustadt.
Welche Aufgaben hat der Verband?
Neben der Versorgung mit Trinkwasser und der Entsorgung des Abwassers gehören dazu die Energieerzeugung. Die Zuständigkeit für das Trinkwasser hat der Verband nach dem Zweiten Weltkrieg bekommen. Zunächst wurde das Wasser der Aggertalsperre im Wasserwerk Erlenhagen aufbereitet. Seit 1956 kam das Wasser dann aus der neu gebauten Genkel. Dem steigenden Bedarf geschuldet war der Bau der Wiehltalsperre, der mit der Inbetriebnahme des Wasserwerks Auchel 1975 abgeschlossen wurde. Heute kommen zwei Drittel des Trinkwassers von dort.
Und wie wurde das Wasser geklärt?
Bereits Ender der 1950er Jahre wurde der Bau der Kläranlage in Rodt-Müllenbach beschlossen. In den folgenden Jahrzehnten kamen immer mehr Anlagen hinzu. Heute macht die Abwasserreinigung den größten Teil des Umsatzes beim Aggerverband aus, wie Blüm berichtet. Das liegt unter anderem auch dran, dass in den Anlagen wesentlich mehr Technik verbaut ist.
Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf die Arbeit?
Vor allem im Bereich der Gewässerunterhaltung muss der Verband reagieren. So werden Fluss- und Bachläufe regelmäßig kontrolliert und von Gehölzen befreit, die bei einem Anstieg der Gewässer zu ungewollten Stauungen führen würden.
Wie sieht er mit der Energiegewinnung aus?
Das Thema ist im Grunde alt, denn bereits bei der Gründung des Verbands ging es ja darum, Wasser für die Erzeugung von Strom zu nutzen. In den 1960er Jahren wurden die so geplant, dass jeder Liter Rohwasser wie etwa an der Wiehltalsperre erst einmal durch eine Turbine läuft. Mittlerweile werden auf immer mehr Flächen des Verbands PV-Anlagen aufgestellt.
Was haben die Mitarbeiter von einem solchen Arbeitgeber?
Blüm betont, dass der Aggerverband auch in diesem Bereich ein zuverlässiger Partner sei, der sich immer weiter entwickle. So werde die Arbeitszeit flexibilisiert, es gebe Eingliederungshilfen und das Thema Arbeitsschutz werde groß geschrieben. Dass der Aggerverband damit auf einem guten Kurs sei, werde auch durch die geringe Fluktuation belegt.
Wie viele Menschen werden beim Verband beschäftigt?
Insgesamt sind es 400 Menschen, die sich auf die Bereiche Abwasser (180), Trinkwasser (50), Gewässerunterhaltung (45) sowie Verwaltung, die Talsperren und Vermessung verteilen.
Was wäre, wenn es den Aggerverband noch nicht gäbe?
„Dann müsste man ihn noch erfinden“, sagt Axel Blüm. Der Aggerverband sei wichtig, weil er den Bürgern in Oberberg und Nachbargebieten Sachen Wasser ein „Rundum-sorglos-Paket“ liefere. Und dabei ein Höchstmaß an Sicherheit, wie der Pressesprecher betont.
Jubiläum
Zur Feier seines 100-jährigen Bestehens lädt der Aggerverband für den morgigen Samstag von 11 bis 17 Uhr zu einem Tag der offenen Tür an der Wiehltalsperre ein. Führungen durch den Damm, das Wasserwerk, eine Wanderung durch den Forst, Radtouren mit Blick auf die Krombacher Insel, ein buntes Kinderprogramm werden an diesem Tag für die Bevölkerung geboten. Außerdem präsentieren einzelne Abteilungen ihre unterschiedlichen Arbeitsbereiche.
Besucher sollen beachten, dass bei Interesse an folgenden Aktionen eine Voranmeldung erforderlich ist unter LST@aggerverband.de oder 02261-361012: Führung durch das Wasserwerk (halbstündlich ab 12 Uhr, Kinder ab zehn Jahren). Informative Forstwanderung (zirka 3,5 Kilometer) zum Thema Wald- und Gewässerschutz (Start 12.30 Uhr und 15 Uhr), Radtour mit eigenen Rädern zur „Krombacher Insel“ (Start 13 und 15 Uhr, es besteht bitte Helmpflicht). (ar)