Gutachter haben den Wohnungsmarktbericht für 2023 vorgelegt. Danach sind vor allem Senioren-Wohnungen rar.
WohnungsmarktHohe Zinsen und Baukosten hemmen in Oberberg die Lust am Bauen
Die Nachfrage nach altersgerechtem Wohnraum bleibt ungebrochen hoch und weiter das bestimmende Thema auf dem oberbergischen Wohnungsmarkt. „Barrierefreies Wohnen auf einer Etage“ stellt die im Kreis derzeit gefragteste Wohnform dar, gefolgt von „kostengünstigem Wohnen mit Förderung“, Wohnen mit Betreuung im Alter und ökologischem Wohnen. Kinderfreundliches Wohnen landet auf der aktuellen Popularitätsskala erst auf dem sechsten Platz.
Nur drei Prozent der oberbergischen Wohnungen sind barrierefrei
Für den Wohnungsmarktbericht 2023 hat der Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Oberbergischen Kreis erneut ermittelt, wie, wo und mit wie vielen Personen die Oberberger unter einem Dach leben, aus welchem Baujahr ihre Häuser stammen und wie sich die Bautätigkeit in den einzelnen Städten und Gemeinden entwickelt hat. Zudem befragte der Ausschuss Vertreter von Banken, Immobilienmakler und Hausverwalter, um einen Ausblick zusammenzustellen.
Die hohe Nachfrage nach alterstauglichen Wohnungen lässt sich dem Bericht zufolge allerdings schon mit der nackten Statistik begründen: So sei in Oberberg ein Drittel der Bevölkerung, nämlich rund 83 000 Menschen, älter als 60 Jahre. Schätzungen gingen aber davon aus, dass nur etwa drei Prozent aller Wohnungen im Kreisgebiet auch barrierefrei seien – dort stünde mithin lediglich Raum für rund 7700 Senioren zur Verfügung.
Die meisten Neubauten gibt es in Lindlar
Folglich müsste im großen Stil gebaut werden, nicht nur für Senioren. Doch genau das halten die Experten für unwahrscheinlich, die große Mehrheit befürchtet sogar das Gegenteil: 88 Prozent der Makler sehen in immer weiter steigenden Baukosten momentan das größte Risiko der Wohnungsmarktentwicklung in Oberberg und einen damit einhergehenden Angebotsrückgang an preisgünstigen Mietwohnungen. Aber auch zu lange Planungs- und Genehmigungsverfahren werden als Hindernisse besonders oft genannt.
Allerdings ist in Oberbergs Kommunen zuletzt auch unterschiedlich fleißig gebaut worden, wie der 90-seitige Bericht deutlich macht. So ist in Lindlar die Zahl der Wohngebäude seit dem Jahr 2007 um 21 Prozent gestiegen, dahinter folgen die Gemeinden Nümbrecht (plus 15 Prozent), Engelskirchen und Marienheide (je plus 14 Prozent). Die wenigsten Neubauten gab es in Morsbach (plus sechs Prozent). Berücksichtigt man jedoch nur die Jahre 2021 und 2022, liegt Waldbröl mit 71 fertiggestellten Wohnungen vorn, dahinter Nümbrecht (70), Wiehl (67) und Gummersbach (62).
Einig sind sich die Experten jedenfalls, dass auch in Oberberg viel zu wenig neuer Wohnraum entsteht – und dass sich das auch auf den Wert bestehender Unterkünfte auswirken wird. So gehen die Fachleute bis 2027 von weiter anziehenden Preisen in allen Teilen des oberbergischen Immobilienmarktes aus. Bei den Mieten wird eine Preissteigerung von im Schnitt sechs Prozent – abhängig von Lage und Zustand der Wohnung – erwartet.
Zum Jahreswechsel hat auch der Immobilien-Zweig der Kreissparkasse Köln (KSK) eine Bilanz zum Marktgeschehen 2023 gezogen. Danach hat die KSK-Immobilien im abgelaufenen Geschäftsjahr zehn Prozent mehr Immobilien als 2022 vermittelt. Das Unternehmen berichtet von einem anfänglichen Umsatzrückgang aufgrund eher verhaltener Nachfrage, zum Jahresende habe sich das Geschäft dann aber wieder merklich erholt. Vor allem die politische Diskussion um Modernisierungspflichten habe verunsichert, inzwischen sei bei diesem Thema allerdings wieder Ruhe eingekehrt.
Für 2024 erwartet die KSK-Immobilien wieder steigende Immobilienpreise durch die anziehende Nachfrage, steigende Einkommen sowie eine breitere Akzeptanz des aktuellen Zinsniveaus. Eine weitere Erhöhung der Bauzinsen hält das Unternehmen aktuell allerdings für immer unwahrscheinlicher, für Ende 2024 rechnet das Unternehmen sogar mit ersten Zinssenkungen.