Winfried Mercene und Jessica Ziegler haben ein großes Wiedersehen in der Schützenhalle in Gummersbach-Windhagen organisiert.
WiedersehenAls Pflegefachkräfte kamen einst viele Menschen von den Philippinen nach Oberberg
„Du bist Deutscher mit einer besonderen Hautfarbe.“ Das habe seine Mutter ihm oft gesagt, und das habe ihn geprägt, erzählt Winfried Mercene. „Ich fühle mich durch und durch als Gummersbacher“, sagt der Sohn philippinischer Eltern lachend. Seine Mutter Rosita Mercene kam 1970 in die Kreisstadt, um als Krankenschwester im Gummersbacher Krankenhaus zu arbeiten. Die damals 29-Jährige gehörte zu den ersten Fachkräften, die wegen des Pflegenotstands in Deutschland auf den Philippinen angeworben wurden.
Zahlreiche Philippinnen reisten in das 10.000 Kilometer entfernte Oberberg
Wie Rosita Mercene reisten in den 70er Jahren zahlreiche Philippinnen ins mehr als 10.000 Kilometer entfernte Oberberg: Hebammen, Krankenschwestern und medizinisch-technische Assistentinnen, die in den Krankenhäusern in Gummersbach, Wipperfürth, Ründeroth oder Bergneustadt arbeiteten. „Ihr Leben ist ein Stück oberbergische Geschichte“, meint Winfried Mercene.
Zusammen mit Jessica Ziegler, deren Mutter Teresita Baylon-Jürgens 1974 nach Bergneustadt kam, hatte er jetzt ein großes Wiedersehen in der Schützenhalle in Gummersbach-Windhagen organisiert: Bei der Feier sahen sich die vor 50 Jahren eingereisten Fachkräfte wieder, die meisten von ihnen brachten ihre Kinder und Enkel mit.
„Wir hatten alle einen Vertrag über drei Jahre in der Tasche“, blickt Teresita Baylon-Jürgens zurück: „Und wir planten, danach wieder nach Hause zu fliegen.“ Doch vielfach machte ihnen die Liebe einen Strich durch die Rechnung: Die Frauen lernten in Deutschland ihre Ehemänner kennen und blieben in der neuen Heimat. Die mittlerweile 83-jährige Rosita Mercene lernte ihren philippinischen Mann über Freunde kennen, die jetzt 76-jährige Teresita traf ihren deutschen Mann im Krankenhaus-Aufzug.
Von den Philippinen nach Oberberg: Start in einem völlig fremden Land
Doch erst einmal war der Start in dem für sie völlig fremden Land nicht einfach: „Das Wetter war kalt, das Essen ungewohnt, die Sprache fremd“, fasst es Teresita Baylon-Jürgens zusammen. „Wir Frauen haben zusammen Weihnachten gefeiert und dabei vor lauter Heimweh sehr viel geweint“, erinnert sich Rosita Mercene. „Kontakt zur Familie gab es nur mit teuren und daher kurzen Ferngesprächen.“
Geholfen habe der Zusammenhalt, die katholische Glaubensgemeinschaft und die sehr freundliche Aufnahme durch die deutschen Kolleginnen und Kollegen. „Unser Beruf half uns im Alltag, denn er hatte schon damals einen guten Ruf“, sagt Rosita Mercene. „Und wir waren sehr gut ausgebildet, da die meisten von uns auf den Philippinen ein fünfjähriges Pflegestudium absolviert hatten“, ergänzt Teresita Baylon-Jürgens.
Bei der Feier in Windhagen mit den rund 100 Gästen aus drei Generationen gab es philippinische Spezialitäten wie die „Puto“, violette Reismuffins mit Yamswurzel, oder das „Adobo“, in Essig und Sojasauce mariniertes Hühnchen mit Lorbeer, Zwiebeln und Knoblauch. „Dazwischen beleben wir mit Spielen und Vorführungen alte Kontakte und wollen bei den Jüngeren neue Begegnungen ermöglichen“, sagt Winfried Mercene, der seiner Mutter beruflich folgte und als Krankenpfleger in der psychiatrischen Klinik in Marienheide arbeitet.
Hochzeit in Wiehl und Manila
Zwei Welten trafen mit ihnen aufeinander: Klaus Dieter Jürgens aus dem Wiehler Dorf Weiershagen und die Philippinin Teresita Baylon aus der Millionenstadt Manila heirateten im Jahr 1978. Als er einen Freund im damaligen Bergneustädter Krankenhaus besuchte und im Aufzug auf die medizinisch-technische Angestellte traf, sei es für ihn Liebe auf den ersten Blick gewesen, erzählt Jürgens. „Mir war er aber zu jung, immerhin war ich acht Jahre älter“, sagt Teresita Baylon-Jürgens.
Nach einem Jahr des Werbens ließ sie sich überzeugen. „Ich war hartnäckig, und das hat sich gelohnt“, sagt ihr Ehemann. Nach der Eheschließung im Wiehler Standesamt vor 46 Jahren fand die katholische Trauung auf den Philippinen statt. Zwar hatte sein Schwiegervater dem Paar eine Stretchlimousine besorgt, doch Klaus Dieter Jürgens wünschte sich etwas anderes: „Ich komme doch vom Land und fand es daher großartig, dass wir mit einer Kutsche vorgefahren sind, die von einem Wasserbüffel gezogen wurde.“