Eine Gruppe Wissenschaftler mit Oberberg-Beteiligung geht verschiedenen Fragen der globalen Kreislaufwirtschaften auf der Grund.
Interdisziplinäre ArbeitsgruppeOberberger forschen für globale Kreisläufe der Zukunft
Die Ressourcen der Erde sind endlich. Lagerstätten sind erschöpft, manche Rohstoffe sind zudem aufgrund von geopolitischen Monopolen und Abhängigkeiten zunehmend nur eingeschränkt verfügbar. Obwohl sich Themen wie Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft zunehmend ins Bewusstsein schieben, ging die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) 2019 davon aus, dass sich der Ressourcenverbrauch von 2011 (79 Milliarden Tonnen) bis 2060 (167 Milliarden Tonnen) verdoppelt. Und nun?
Eine resiliente Kreislaufwirtschaft im Blick
Anfang Januar hat sich ein hochkarätig besetzter wissenschaftlicher Arbeitskreis gegründet, der zu diesen hochkomplexen Zusammenhängen forscht. Drei der Akteure sitzen im Oberbergischen: Professor Christian Wolf und Himanshu Himanshu vom Campus Gummersbach der TH Köln sowie Monika Lichtinghagen-Wirths, Geschäftsführerin des Bergischen Abfallwirtschaftsverbandes (Bav) und Metabolon-Projektleiterin. Hinzukommen Vertreter des Wuppertal-Instituts, der Universitäten in Bonn und Bremen sowie der Technischen Unis in Hamburg und München.
„Resiliente Kreislaufwirtschaft 5.0 im globalen Kontext“ ist der Titel der Arbeitsgruppeninitiative, und Prof. Wolf ist einer der beiden Sprecher. Er sagt: „Für uns ist die Teilnahme an dieser Arbeitsgruppe beim Deutschen Komitee für Nachhaltigkeit eine große Sache. Sie wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert, und die fördert Fachhochschulen nur selten.“
Auf welche Fragen suchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Antworten? „Wie sind wir abhängig von Stoffströmen und Sekundärrohstoffen, die aus dem Ausland kommen? Die Wechselwirkungen sind noch nicht klar. Wie würde sich ein Einmarsch Chinas in Taiwan auf unsere Rohstoffversorgung auswirken? Welche Strukturelemente werden gebraucht, um die Kreislaufwirtschaft widerstandsfähig, also resilient zu machen?“, gibt Wolf einige Beispiele?
Und es lohne sich auch, auf vorhandene Kreisläufe zu schauen. Ist Kreislaufwirtschaft denn nicht per se nachhaltig? „Es wäre total cool, wenn es so wäre, es ist aber nicht so“, sagt Wolf. „Wenn deutscher Kunststoff zum Teil in europäischen Nachbarländern und in Schwellenländern recycelt wird, dann ist das nicht mehr nachhaltig, denn für den Transport werden zusätzliche Ressourcen verbraucht“, erklärt er. „Am Ende werden die recycelten Kunststoff-Fraktionen wieder importiert. Deshalb lohnt es sich, die Netzwerke zu analysieren und zu schauen, ob diese Prozesse wirklich nachhaltig hinsichtlich der Auswirkungen auf die Gesellschaft, die Umwelt und die Wirtschaft sind.“
Betrachtung aus unterschiedlichen Blickwinkeln
Die ganze Thematik ist offensichtlich hochkomplex und berührt ganz unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen, was einen mehrdimensionalen Blick auf das Ganze erforderlich mache, so Sprecher Wolf: „Das Besondere an der Arbeitsgruppe ist ihre Zusammensetzung, die bunte interdisziplinäre Mischung.“ Expertinnen und Experten aus den Ingenieurwissenschaften arbeiten dort Hand in Hand etwa mit Kolleginnen und Kollegen aus den Sozialwissenschaften, der Kreislaufwirtschaft, den Politischen Wissenschaften. „Die Perspektiven sind sehr unterschiedlich, aber das sollen sie ja auch sein.“
Neben den technischen Lösungen sei auch immer die ökologische, ökonomische, soziologische und rechtlich-politische Dimension einzubeziehen, betont Christian Wolf. Eine solche resiliente Kreislaufwirtschaft 5.0 mit diesen fünf Betrachtungsdimensionen gebe es bisher noch nicht.
Die ersten Schritte sind jetzt aber erst mal organisatorischer Natur, zurzeit wird ein erstes Präsenztreffen der Arbeitsgruppe abgestimmt. Schon in wenigen Wochen stellt sich die Gruppe dann in Berlin beim „Sustainability Science Summit 2025“ vor.
Die Förderung der Arbeitsgruppe ist zunächst auf zwei Jahre begrenzt. Am Ende soll eine Veröffentlichung stehen. Und danach? „Nach Abschluss der Förderung plant die Arbeitsgruppe, zu dem Thema einen Sonderforschungsbereich zu beantragen, sodass für mehrere Jahre vertieft an der resilienten Kreislaufwirtschaft im globalen Kontext gearbeitet werden kann“, so Wolf.