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Interview mit Frank Helmenstein„Jetzt geht es in der Tat ans Eingemachte in Gummersbach“

Lesezeit 3 Minuten
Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein mit einer Delegation aus Thüringen auf dem Steinmüllergelände.

Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein (3.v.l.) mit einer Delegation aus Thüringen auf dem Steinmüllergelände.

Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein schaut im Interview auf das aktuelle Jahr 2024 und auf wichtige Projekte in der Kreisstadt.

In Gummersbach ist zuletzt viel passiert. Frank Helmenstein ist seit dem Jahr 2004 Bürgermeister von Gummersbach. Im Interview spricht er mit Andreas Arnold über die großen und kleineren Vorhaben für das Jahr 2024.

Was muss bis Ende des Jahres erledigt sein?

Bis Juni wollen wir die umgebaute Vogtei eröffnet haben, die ich als weiteres Leuchtturmprojekt für Gummersbach sehe. Die Gastronomie steht schon in den Startlöchern und wir als Stadt haben bereits einen Veranstaltungsmanager angestellt. Ein weiterer Meilenstein ist der Umzug der Kreis- und Stadtbücherei in das EKZ Bergischer Hof. Die ehemals von Karstadt genutzten Räume werden jetzt umgebaut.

Die neue Bücherei bedeutet einen Quantensprung zu dem, was wir bisher haben. Was das Wohnen in Gummersbach angeht, wollen wir am Standort Strombach auf dem Areal rund um die ehemalige Hauptschule ein neues Wohngebiet mit 60 Wohneinheiten schaffen. Wohnraum, den Gummersbach dringend braucht.

Die Vogtei könnte man auch als vorläufigen Schlusspunkt der Stadtentwicklung der letzten gut 20 Jahre sehen. Was kann noch kommen?

Das Steinmüllergelände war eine Jahrhundertaufgabe. Es wird generell für die Kommunen und Kreise eng werden, wenn Bund und Land uns hier vor Ort immer mehr Aufgaben aufbürden, ohne für einen angemessenen Ausgleich zu sorgen. Und dann noch die Fördermittel für Projekte eindampft. Das, was der Bürger als Staat wahrnimmt, ist das, was sich hier vor Ort tut. Ich kann nur davor warnen, insbesondere die Städtebauförderung deutlich zu erschweren oder zu reduzieren.

Was ist aktuell in der Planung oder bereits in der Umsetzung?

Eine ganze Menge. Demnächst bezugsfertig ist die neue Kita in Hülsenbusch. In Strombach entsteht eine neue fünfgruppige Kita mit einem privaten Investor. Für das neue Feuerwehrgerätehaus der Löschgruppe Homert läuft die Erschließungsplanung. Vielleicht beginnen noch in diesem Jahr die Bauarbeiten. Daneben investieren wir in Aus- und Umbau unserer Grundschulen. So wird in Hülsenbusch ein Erweiterungsbau für drei OGS-Räume geschaffen.

Oder in Dieringhausen an der GGS wird das dortige Hochhaus saniert. Weiter auf der Agenda stehen zwei neue OGS-Räume an der GGS in Derschlag, in Derschlag wollen wir zudem einen Jugendsozialarbeiter an den Start bringen. Und in Dieringhausen wollen wir mit der evangelischen Kirche einen Seniorentreff etablieren. So gesehen ist das Jahr 2024 auch ein Jahr der Außenorte.

Wenn Sie 2025 in Gummersbach aufhören, könnte man mutmaßen, dass 2024 das letzte Jahr für Sie unter Vollgas ist, weil die Politik vor einer Kommunalwahl bisweilen dazu neigt, Entscheidungen den neuen Parlamenten zu überlassen.

Der Bürger würde uns zurecht das verübeln. Wir stehen unter einem hohen Handlungsdruck. Eine angezogene Handbremse wird es mit mir nicht geben. Im Gegenteil: Ich werde die Schlagzahl noch erhöhen.

Finanziell sind Sie trotz Rekordeinnahmen bei der Gewerbesteuer aber nicht auf Rosen gebettet. Selbst Teile des Tafelsilbers mussten dran glauben und die Steuern erhöht werden.

Leider, aber in den fünf Jahren davor haben wir die Steuern nicht erhöht. Jetzt geht es in der Tat ans Eingemachte. Das liegt auch dran, dass die Kommunen dauernd unterfinanziert sind und es von Bund und Land trotz immer neuer Aufgaben keinen auskömmlichen Kostenausgleich gibt. Wir mussten also für dieses Jahr auf manche Dinge verzichten, auf andere, wie die kostenlose Geschwisterkindregelung in Kita und OGS, indes nicht.

Alle Jahre wieder stellt sich auch die Frage nach der Nachnutzung des alten Theatergebäudes. Wie sieht es aus?

Wir haben aktuell keine Veranlassung, uns damit noch einmal zu befassen.

Im vergangenen Jahr hat der Rat der Stadt die Einführung einer Verpackungssteuer abgelehnt. Wollen Sie an das Thema noch einmal drangehen?

Ich habe dafür alles gegeben. Der Rat hat mit Mehrheit seine Entscheidung dagegen getroffen. Ich respektiere das. Das war es für mich.