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Klares ZeichenSozialamt Gummersbach beschäftigt privaten Sicherheitsdienst

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt einen Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes an der Tür des Sozialamtes.

Schon am Eingang zeigt die Security Präsenz – und das wirkt deeskalierend, hat man im Sozialamt festgestellt.

Im Sozialamt kommt es immer wieder mal vor, dass Kunden aggressiv werden. Gummersbach setzt deshalb einen privaten Sicherheitsdienst ein.

Im Wartebereich des Sozialamts der Stadt Gummersbach herrscht Betrieb. Es ist Auszahlungstag im größten kommunalen Sozialamt des Oberbergischen Kreises. Für Volker Althoff und seinen Kollegen von der Security bedeutet das erhöhte Aufmerksamkeit. Die beiden haben alles im Blick: Wer hereinkommt, wer in welches Büro geht. Sie zeigen Präsenz, deutlich erkennbar an Uniform und Abzeichen.

„Und das ist gut so“, sagt Sandra Kaufmann, Leiterin des Fachbereichs Soziales und Integration. Die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes, der Mitte 2023 von der Stadtverwaltung engagiert wurde, sollen deeskalierend wirken. „Die Menschen, die hierher kommen, befinden sich ja alle in besonderen Lebenslagen, manche im emotionalen Ausnahmezustand“, sagt Kaufmann. „Da wird es dann schon mal richtig laut.“

Alle paar Tage rastet jemand aus

Auch wenn die meisten Besucher sich unauffällig verhielten – alle paar Tage komme es vor, dass jemand ausrastet, in manchen Wochen beinahe täglich. Da werden Türen geknallt, es wird gebrüllt und geflucht. Wenn ein Klient in einem Büro aufspringt und drohend um den Schreibtisch auf die Sachbearbeiterin zustürmt, dann kann das durchaus Angst machen. Die mit der besonders kurzen Zündschnur sind den Mitarbeitenden oft bereits bekannt, auch diejenigen, die betrunken oder unter Drogen im Amt erscheinen. „Die Leute sind ja teilweise jahrelang im Leistungsbezug“, merkt Kaufmann an.

„Es geht fast immer ums Geld“, sagt die Soziamtsleiterin. „Sie nehmen es persönlich, zum Beispiel, wenn ihnen nicht die gesamte Leistung im Monat auf einmal ausbezahlt wird, weil sie erfahrungsgemäß nicht mit Geld umgehen können.“ Manche Klienten träten dann sehr fordernd auf. Kaufmann: „Sie glauben, wenn sie laut werden, können sie was erreichen. Anderen muss man klar machen, dass es um Steuergelder geht und ihnen eine Leistung nicht zusteht.“

Die Tür zum Büro bleibt einen Spalt breit offen

Da bleibt dann die Tür zum Büro vorsorglich einen Spalt breit offen stehen, die Wachleute beziehen daneben Stellung, damit sie notfalls gleich eingreifen können. „Meistens genügt es dann, wenn sie das Büro betreten. Dann wird manchen Leuten erst klar, was sie von sich geben.“ Falls die Situation dennoch eskaliere, werde die Polizei gerufen. „Die Hemmschwelle der Menschen hat sich insgesamt verringert“, glaubt Stadtsprecher Siegfried Frank. „Aber das betrifft nicht nur Gummersbach, es ist ein allgemein gesellschaftliches Problem.“

Einen konkreten Auslöser für das Engagement des Sicherheitsdienstes habe es nicht gegeben. Dafür beobachte man seitdem etliche positive Effekte. Daher wurde auch das Engagement nach einer Testphase in 2023 verlängert. „Wir haben ältere Klienten und Klientinnen, denen die Rente nicht reicht und die sich aber schwer tun, überhaupt Leistungen zu beanspruchen, weil ihnen das peinlich ist“, berichtet Sozialamtsleiterin Kaufmann. „Viele von diesen Leuten äußern sich positiv über das erhöhte subjektive Sicherheitsgefühl. Die Atmosphäre ist insgesamt ruhiger geworden. Und ich muss auch an die 45 Mitarbeitenden in der Abteilung denken.“

Wer im sozialen Bereich tätig sei, arbeite mit Menschen und nicht nur mit Akten – mit allen Herausforderungen, die das mit sich bringt. „Ich habe ein junges Team, und ich möchte, dass alle möglichst lange hier arbeiten.“ Einmal sei ein Mann quer durchs Sozialamt und Richtung Treppenhaus gestürmt, erinnert sich Stadtsprecher Frank, „es sah so aus, als hätte er eine Schusswaffe.“ Zum Glück war es ein falscher Alarm: Die vermeintliche Waffe entpuppte sich als Wasserpistole, die der Mann seinem Kind bringen wollte, das gerade im Jugendamt betreut wurde. „Aber es war gut, dass gleich der Sicherheitsdienst aufmerksam wurde.“ „Es ist sinnvoll, präventive Maßnahmen zu ergreifen, ehe tatsächlich etwas passiert“, findet Sandra Kaufmann. „Das ist mit Sicherheit gut angelegtes Geld.“


Was machen die anderen Verwaltungen? Wer das Straßenverkehrsamt des Kreises in Gummersbach besucht, wird gleich am Eingang von Security-Mitarbeitern aufgehalten, die kontrollieren und in einer Liste abgleichen, ob man einen Online-Termin gebucht hat. Erst dann wird man eingelassen – und bleibt unter Beobachtung.

Auf Anfrage teilt die Kreisverwaltung mit: „Die Sicherheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat oberste Priorität. Erfahrungen haben gezeigt, dass es leider immer wieder zu Situationen kommt, die nicht alleine entschärft werden können. Zur Sicherstellung des größtmöglichen Schutzes der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist daher an einigen Standorten ein Sicherheitsdienst erforderlich.“ Solch einen Sicherheitsdienst gebe es auch im Kreisordnungsamt.

Anders sieht es in den kleineren Rathäusern aus: In Marienheide war Sicherheit bisher kein Thema, so Stefanie Hörster, die in der Verwaltung für das Thema zuständig ist. „Bisher wurde hier niemand gewalttätig“, sagt auch Christoph Thiel vom Fachbereich Innere Verwaltung in Waldbröl. „Engelskirchen hat keinen Sicherheitsdienst – noch nicht“, stellt Norbert Hamm, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters, fest. „Allerdings erleben wir Situationen, wo man es sich wünschen würde.“