Die Zahl der Kinder als Opfer sexueller Straftaten steigt in Oberberg weiter an.
KriminalitätsstatistikImmer mehr Straftaten mit Messern in Oberberg

Der Mord am Gummersbacher Trinkerbüdchen, Nähe Busbahnhof, war 2024 das mit Abstand brutalste Verbrechen im Oberbergischen.
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Das Oberbergische ist zum zweiten Mal in Folge der sicherste Kreis in Nordrhein-Westfalen. Das jedenfalls belegen die Zahlen der Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2024. Die hat Landrat Jochen Hagt am Donnerstag mit Carolin Hosius, Leiterin der Direktion Kriminalität, und David Clemens, Leiter Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz, vorgestellt. Dennoch reicht die Palette der Vergehen vom Diebstahl über Sexualverbrechen bis hin zu einem brutalen Mord am Gummersbacher Busbahnhof.
Sieben Straftaten gegen das Leben wie Mord oder Totschlag
Über das gesamte Jahr gesehen gab es sieben Straftaten gegen das Leben. Das entspricht exakt der Zahl des Vorjahrs. „Das Ergebnis bedeutet ja nicht, dass im Oberbergischen nichts passiert“, sagt Hagt sehr deutlich und betont, dass das Thema Sicherheit für die Bürger ein Standortfaktor sei. Im Oberbergischen läuft man demnach alle 24 Jahre Gefahr, das Opfer eine Straftat zu werden. Mehr SexualstraftatenBei allen guten Nachrichten – es gibt auch die Schattenseiten. So auch die seit Jahren zunehmende Zahl der Sexualstraftaten. Hier besonders schlimm sei die steigende Zahl von Kindern als Opfer. „Das macht uns Sorge“, sagt Landrat Hagt. Laut Statistik ist die Zahl der Fälle im Vergleich zu 2023 von 50 auf 60 gestiegen. Der Besitz und die Verbreitung von Kinderpornografie ist um vier Fälle (-2,5 Prozent) auf 157 gesunken. Dieses Deliktfeld macht 33,8 Prozent aller Sexualdelikte aus.
Weiter nach oben geht die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen. Deren Anteil an der Gesamtzahl ist im Vergleich zum Vorjahr mit 1,3 Prozentpunkten auf 26,7 Prozent leicht gestiegen. In absoluten Zahlen sind das 1395 Tatverdächtige. Nichtdeutsche machen einen Anteil von 11,7 Prozent der Bevölkerung aus. Hagt sprach von einem „überproportionalen Anteil“. Auf die Gewaltkriminalität eingehend, bestätigte Hagt auf Nachfrage, dass auch er den Eindruck habe, dass immer mehr Straftäter, wenn sie vor Gericht stehen, nicht mehr verurteilt, sondern in die Forensik eingewiesen würden, weil sie zum Zeitpunkt der Tat psychisch krank gewesen seien.
Präventive Dienststelle
Polizistin Carolin Hosius berichtete in diesem Zusammenhang von einer seit drei Jahren bestehenden Dienststelle bei der Polizei, die sich mit der Frage beschäftige, ob und welche Personen mit Blick auf ihr auffälliges Verhalten unter Umständen gefährlich werden können. Dabei arbeite die Polizei auch mit psychiatrischen Kliniken zusammen. Und Landrat Jochen Hagt berichtete, dass hier auch die Ausländerbehörde mit involviert sei. Allerdings zeige die Praxis in jüngerer Vergangenheit in Deutschland auch, dass diese präventive Arbeit nicht immer gelinge. Auffällig ist auch eine weitere Zahl. Und zwar die der Straftaten, bei denen ein Messer im Spiel gewesen ist. Damit folgt auch das Oberbergische weiter einem bundesweiten Trend. Im Jahr 2023 wurden noch 51 Straftaten mit einem Messer registriert, ein Jahr später waren es 89. „Das ist ein Thema, das uns sehr beschäftigt“, sagte die Kriminalbeamtin. In der Mehrzahl der Fälle seien Männer die Tatverdächtigen.
Erfreulich nicht nur aus polizeilicher Sicht ist die Entwicklung bei den Wohnungseinbrüchen. Die hatte im Jahr 2015 noch bei 717 gelegen. Im Jahr 2024 waren es 196. Diese Entwicklung sei für die Bevölkerung wichtig, sagt der Landrat. Er erinnerte noch einmal daran, dass an Häusern und Wohnungen mit relativ wenig Aufwand ein guter Schutz gegen Einbrecher zu gewährleisten sei.
Zahlen zur Kriminalitätsstatistik
Die Anzahl der Straftaten ist im Vergleich zum Vorjahr um 428 Delikte gesunken (-3,7Prozent). Die Entwicklungen der Deliktbereiche sind unterschiedlich. So sind im Vergleich zum Jahr 2023 Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persön- liche Freiheit (-9,3 Prozent), Wohnungseinbruchdiebstähle (-17,3), Rauschgiftdelikte (-3,8), Tatmittel Internet (-1,5) und die Gewaltkriminalität (-2,7) gesunken. Dagegen gestiegen sind Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (13,4 Prozent), Vermögens- und Fälschungsdelikte (6,0), Straßenkriminalität (2,5), Diebstahl an/aus Kfz (20,3) und Diebstähle von Kfz (9,1).
Das Deliktfeld „Straftaten gegen das Leben“ ist im Vergleich zu 2023 mit sieben Fällen gleich geblieben. Bei diesen Delikten handelt es sich um Tötungsdelikte im engeren Sinne wie Mord, Totschlag, die Tötung auf Verlangen und die fahrlässige Tötung. Einen leichten Anstieg gab es bei Diebstählen ohne Ladendiebstahl (0,8). Die Schadenssumme insgesamt beträgt laut Polizeistatistik 14,3 Millionen Euro, was im Verhältnis zum Jahr 2023 (12 Millionen) einen Zuwachs von 2.4 Millionen Euro bedeutet.