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Evangelischer KirchenkreisNeue Schulreferentin kommt aus der Praxis

Lesezeit 3 Minuten
Eine junge Frau vor Bücherregalen.

Schulreferentin Janine Orth in den Räumen der Mediothek des Kirchenkreises An der Agger.

Die neue Schulreferentin des Kirchenkreises möchte Religionslehrer unterstützen. Zum Beispiel mit Fortbildungen zum Umgang mit Jugendlichen, die sich radikalisiert haben.

Langeweile im Job kommt bei Janine Orth nicht auf. Jeden Tag warten auf die 38-Jährige neue Aufgaben: Hier nimmt die Schulreferentin des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger an einer Lehrprobe teil, dort besucht sie einen Kindergarten. Zwischendrin organisiert sie eine Fortbildung für angehende Religionslehrer, entweder online oder im Kreiskirchenamt in Gummersbach-Dieringhausen. Dort hat Janine Orth auch ihr Büro.

Eine Tür weiter ist die Mediothek des Kirchenkreises angesiedelt, die einzige religionspädagogische Fachbibliothek zwischen Köln und Siegen. Mehr als 13 000 Medien zum Themengebiet Religion und Philosophie – Bücher, viele aktuelle Zeitschriften, DVDs, aber auch eine Playmobil-Kirche und eine Martin-Luther-Handpuppe – können hier ausgeliehen werden. Und zwar von jedem, der sich dafür interessiert. Hauptnutzer sind aber natürlich Religionslehrer und Referendare. „Es gilt das Versprechen der Kirche, die Religionslehrer zu unterstützen“, sagt Orth. Dazu steht sie in engem Austausch mit dem Lehrerseminar in Engelskirchen.

Konfessionsübergreifender Unterricht auch in Oberberg

Orth ist als Ratgeberin gefragt, wenn an den Schulen rechtliche Fragen zum Religionsunterricht auftauchen. Zum Beispiel, wenn eine Schule konfessionsübergreifenden Religionsunterricht anbieten möchte. Die Qualität des Fachunterrichts liegt Janine Orth sehr am Herzen. Schließlich ist der Religionsunterricht im Grundgesetz verankert. Der Unterricht biete darüber hinaus die Möglichkeit zu zeigen, wie sich das Verständnis von Religion gewandelt hat, ergänzt Judith Thies, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis.

Es gilt das Versprechen der Kirche, die Religionslehrer zu unterstützen.
Janine Orth, Schulreferentin des Kirchenkreises

Fortbildungen zu organisieren und durchzuführen, zählt zu den Kernaufgaben der Schulreferentin. Das Angebot ist breit gefächert: Es reicht von der Gesprächsführung mit Jugendlichen, die sich radikalisiert haben, über Stressabbau und Spiritualität bis zum Weihnachtsworkshop mit Tee und Gebäck. Auch eine Lesung und ein Gespräch mit Andrea Karimé, der Autorin der diversitätssensiblen „Alle-Kinder-Bibel“, zählt zum Programm. Einige Fortbildungen stehen allen Interessenten offen, andere sind nur für Lehrkräfte.

Religionslehrer sind knapp in Oberberg

Wie wohl in jedem Beruf, muss sich auch Janine Orth mit Problemen auseinandersetzen. „Es gibt zu wenig Lehrkräfte“, sagt die 38-Jährige, und so ist Unterrichtsausfall ein leidiges Thema. Zumal ein Lehrer für Mathematik oder Englisch nicht einfach vertretungsweise Religion unterrichten darf. Die Schulreferentin versucht, Lehrer mit anderen Fächern für eine berufsbegleitende, einjährige Fortbildung, den sogenannten „Z-Kurs“, zu gewinnen. Weil Religionslehrer aber knapp sind, werden sie häufiger als andere Lehrkräfte an andere Schulen verschickt. Das macht den Beruf nicht attraktiver.

Manchmal ist Janine Orth bei Notfällen gefordert – wenn etwa plötzlich ein Schüler stirbt und die Mitschüler seelischen Beistand brauchen. „Bei schweren Fragen kommen die Kinder zur Religionslehrerin“, so Orths Erfahrung.

Daneben gibt es aber auch Termine, die der 38-Jährigen viel Freude machen. Sei es ein Schulgottesdienst, sei es ein Treffen mit den Pfarrern des Kirchenkreises, die schon im Ruhestand sind, sich aber weiter einbringen möchten.

Der Kirchenkreis An der Agger umfasst 22 Gemeinden. Wie die Referentin alle diese Aufgaben bewältigt, obwohl sie im Kirchenkreis derzeit auf eigenen Wunsch hin nur eine halbe Stelle hat, das bleibt Janine Orths Geheimnis.


Zur Person

Janine Orth, geboren 1986 in Engelskirchen, machte das Abitur am Aggertal-Gymnasium und studierte ein Semester Chemie, danach Mathematik und Evangelische Religion auf Lehramt. Nach dem Referendariat arbeitete sie unter anderem an den Grundschulen in Lindlar-Süng und Ründeroth. Seit 1. September ist sie Schulreferentin des Kirchenkreises An der Agger, als Nachfolgerin von Pfarrer Matthias Weichert. Orth lebt mit ihrem Mann und einem kleinen Sohn in Ründeroth. Zu ihren Hobbys zählt das Backen.