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Gefragte BerufePhilipp Hagedorn ist beim Rettungsdienst Oberberg Azubi zum Notfallsanitäter

Lesezeit 3 Minuten
Der angehende Notfallsanitäter Philipp Hagedorn an einer Übungspuppe.

Der angehende Notfallsanitäter macht seine Ausbildung bei der Agewis in Gummersbach.

Philipp Hagedorn gehört zu den gefragten Azubis. In seiner Ausbildung zum Notfallsanitäter lernt er, viel Verantwortung zu tragen.

„Wenn ich meinen Dienst antrete, weiß ich nie, was der Tag bringt. Manchmal ist es ein totaler lebensbedrohlicher Notfall, manchmal hat jemand einfach Angst und ist mit der Situation überfordert und braucht vor allem ein verständnisvolles Ohr.“ Es ist diese Abwechslung im Alltag eines Notfallsanitäters, die Philipp Hagedorn gefällt. Und die Verantwortung: Innerhalb von Sekunden Entscheidungen treffen bei Schlaganfällen, Herzinfarkten, Verkehrsunfällen oder auch wenn ein Kind an einem verschluckten Legostein zu ersticken droht.

Der 24-Jährige ist im dritten Ausbildungsjahr, und er hat schon jede Menge Erfahrungen gesammelt, seit er nach dem Abitur einen Praktikumstag im Rettungsdienst erlebte. „Die medizinischen Aspekte haben mir besonders gefallen“, schildert er, ließ sich drei Monate lang zum Rettungssanitäter ausbilden und begann nach einem freiwilligen sozialen Jahr ein Studium im Rettungswesen. Das sei ihm aber zu theoretisch gewesen, ihm habe das praxisnahe Arbeiten gefehlt, sagt er.

Viel Abwechslung zwischen Schule, Rettungswagen und Krankenhaus

Deshalb macht er jetzt seine Ausbildung bei der Agewis und freut sich über den Wechsel zwischen Theorie und Praxis, zwischen Schule, Rettungswagen und Krankenhaus – und darüber, dass das Berufsbild des Notfallsanitäters sich von der einfachen Hilfskraft, die nur Handreichungen macht, zum verantwortungsvollen Teammitglied entwickelt hat. „Gerade im Rettungsdienst gibt es flache Hierarchien, der Notarzt fragt nach meiner Meinung, wir übernehmen mehr Aufgaben, die früher dem Arzt vorbehalten waren. Auch wenn es um die Entscheidung geht, eine Reanimation zu beenden, wird das komplette Team gefragt“, erzählt er.

Ob solche Situationen ihn belasten? „Natürlich komme ich immer wieder mit dem Tod in Kontakt. Der Tod gehört zum Leben. Es gibt eine gewisse Distanz, ich kenne die Menschen ja nicht persönlich. Ich frage mich jedes Mal, habe ich alles gegeben? Und wenn das so ist, dann komme ich damit klar.“ Man lerne auch in der Ausbildung, nicht alles zu nahe an sich heranzulassen, und dann könne er auch jederzeit auf Unterstützung durch das Psychosoziale Notfallteam des Kreises zählen.

Ich frage mich jedes Mal, habe ich alles gegeben?
Philipp Hagedorn

Helfen zu können auch in extremen Situationen - dafür brennt Philipp Hagedorn . Und wenn die Retter angepöbelt, bedroht, beschimpft und sogar angegriffen werden? Zum Glück habe er das noch nicht erlebt, sagt er. „Ich weiß noch nicht, wie ich mich in so einer Situation fühle. Ich sage mir, es richtet sich ja nicht gegen mich als Person.“

Verstehen kann er das nicht. Aber er lässt sich davon auf keinen Fall in seiner Berufswahl beeinflussen. Deeskalationstraining stehe demnächst auf dem Ausbildungsplan, und dann hätten sie bei Angriffen auch Anweisung: sich zurückziehen und der Polizei die Klärung der Situation überlassen.

Auch 24-Stunden-Dienste schrecken den angehenden Notfallsanitäter nicht ab. „Es kommt nur äußert selten vor, dass man die ganze Zeit durcharbeitet, manchmal fährt man sogar nur zweimal in der Schicht raus. Es ist ganz unterschiedlich.“ Wie sich die Arbeitszeiten später mal mit der Familie vertragen, das müsse man sehen. Aber dann könne man sich auch fortbilden und gegebenenfalls organisatorische Aufgaben übernehmen. „Ich bleibe auf jeden Fall im Rettungsdienst“, sagt er voller Überzeugung. „Nach der Prüfung geht erst das richtige Lernen auf der Straße los!“ Darauf freut er sich.