Wie geht es bei Café Hecker in Gummersbach nach der Insolvenz weiter?
Raus aus der InsolvenzHandarbeit bei Café Hecker in Gummersbach hat ihren Preis
Die Insolvenz des Gummersbacher Traditionsunternehmens Café Hecker hat viele Menschen in der Region betroffen gemacht. Nicht selten bekam man bei Heckers mitten in der Gummersbacher Fußgängerzone keinen Platz. Und dann die Insolvenz? Wie berichtet wollen Wolfgang und Ellen Hecker sowie Sohn Philip und dessen Frau Jill weitermachen. Das allerdings mit einem neuen Konzept. Was das nun im Detail heißt, daran wird aktuell gefeilt und die Details bleiben noch „unter Verschluss“.
Gleich nach Bekanntwerden der Insolvenz hatte die Familie hohe Energiekosten und die Rückkehr zur alten Mehrwertsteuer als Knackpunkte benannt. Allerdings auch die Kosten für frische und hochwertige Lebensmittel, etwa Sahne, Butter, Milch und Mandeln, und nicht zuletzt die Personalkosten für das Café und die Backstube. Gerade hier ist Handarbeit gefragt. Wir haben uns mit den Heckers getroffen, um einen Eindruck davon zu bekommen, was die Kostentreiber in einer Konditorei mit eigener Pralinenherstellung sind.
Blick hinter die Kulissen
In den „heiligen Hallen“ arbeitet Mitarbeiter Axel Mayer an diesem Vormittag an einer Torte. Beinahe von Zauberhand entstehen aus mehreren Schichten Teig und Füllung und mit einigen gekonnten Griffen eine leckere Torte. Gewusst wie! Nebenan hat Philip Hecker zeitgleich die Maschine für Printen und Spekulatius in Betrieb. Nachdem der Teig gut durchgeknetet ist, füllt er diesen in das Spezialgerät. Sind genügend Bleche beschickt, wandern diese in den Ofen.
Was auf den ersten Blick fast schon spielerisch ausschaut, ist Zeugnis großer Expertise. Ein Beutel mit Spekulatius kostet dann im Verkauf zehn Euro. „Das müssen wir haben, drunter geht das nicht“, sagt Wolfgang Hecker und weiß, dass dieser Preis bei vielen Menschen auf kein Verständnis stößt. Hecker erklärt zudem, dass der Preis für Butter pro 500 Gramm von 2,50 auf vier Euro gestiegen sei. „Und die verarbeiten wir an vielen Stellen.“ Hinzu komme Sahne, die in den vergangenen Jahren von 1,90 pro Liter auf 3,25 Euro gestiegen sei. Und am Beispiel der Milch kann man dann sehen, was Kostensprünge ausmachen: Bei einem Verbrauch von 25 000 Litern Milch im Jahr macht eine Preiserhöhung von 60 auf 98 Cent je Liter schon einen Batzen aus.
Danach gefragt, ob diese Entwicklung in seinem Laden nicht schon länger vorhersehbar gewesen wäre, sagt Wolfgang Hecker: „Ganz klar nein.“ Vor Corona sei das alles eine andere Welt gewesen und danach seien die Umsätze nie mehr so gewesen wie vor der Pandemie. Was den Weg in die Insolvenz dann noch beschleunigt habe, sei das schlechte Wetter im Sommer gewesen. Da habe man 4000 bis 6000 Euro pro Woche an Umsatz eingebüßt. Dabei räumen die Eheleute auch ein, dass auch andere Betriebe und nicht zuletzt der Endverbraucher mit höheren Kosten zu kämpfen hätten.
Attraktiver Beruf Konditor
Für Wolfgang Hecker ist daher auch klar, dass es Cafés wie das seine in zehn Jahren wohl nicht mehr geben wird. Dabei sei der Beruf des Konditors einfach nur toll, betont er. Mann könne seinen Meister machen und im Grunde auf der ganzen Welt arbeiten, wenn man das wolle. Für die Heckers ist die Insolvenz allerdings auch ein ganz persönlicher Schlag. Im Jahr 1984 haben die Eheleute das Café übernommen. „Am 3. Dezember feiern wir 40-Jähriges in Gummersbach“, sagt Wolfgang Hecker und fährt fort, dass man in all den Jahren „vielleicht auch Fehler gemacht“ habe. Allerdings habe man die aktuelle Situation nicht beeinflussen können.
Das Café an der Kaiserstraße hat dabei eine noch viel längere Tradition. Bereits seit 1886 war dort ein Café, wie der Gummersbacher Historiker Jürgen Woelke weiß. Gegründet wurde dieses von Ernst Schmalenberg aus Hülsenbusch, der 1876 seine erste Konditorei am Alten Markt eröffnete, ehe er an die Hauptstraße umzog. „Sein Sohn Paul fiel 1942 in Russland im Krieg, sodass das Geschäft 1952 von Walter und Lilo Meisloch übernommen wurde“, erläutert Woelke weiter. Nach einem weiteren kurzen Intermezzo eines weiteren Betreibers übernahmen im Jahr 1984 schließlich die Heckers.