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SchieflageCafé Hecker in Gummersbach soll trotz Insolvenz weitergeführt werden

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Café Hecker in Gummersbach gibt es bereits seit dem Jahr 1984.

Erst die Corona-Pandemie, dann die Rückkehr zum alten Mehrwertsteuersatz und drastisch gestiegene Energiekosten. Für Café Hecker in Gummersbach war das zu viel.

Café Hecker in Gummersbach ist insolvent. Das Kölner Amtsgericht hat Henning Dohrmann zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt, wie der Gummersbacher Rechtsanwalt gegenüber dieser Zeitung bestätigt hat.

Von der Insolvenz nicht betroffen ist das Eiscafé/Bistro mit dem Namen Giovanni's, das ebenfalls von der Familie Hecker betrieben wird. Henning Dohrmann und die Eheleute Ellen und Wolfgang erklärten gegenüber dieser Zeitung, dass das Café weitergeführt werden soll. Positiv ist sicher auch das Signal, dass es für die Beschäftigten rückwirkend zum 1. September Insolvenzausfallgeld geben wird, sodass die Gehälter für drei Monate gesichert sind.

Mit der Pandemie fing die Schieflage an

Ellen und Wolfgang Hecker beschäftigen in ihrem Unternehmen 13 Menschen in Voll- und Teilzeit. Darunter auch drei Azubis. Seit 1984 sind die Eheleute mit ihrem Café an der Gummersbacher Kaiserstraße und gelten in der Kreisstadt nach der Schließung der Süßen Ecke an der Ecke Kaiserstraße/Moltkestraße als das letzte noch typische Café.

Doch wie konnte es zu der finanziellen Schieflage kommen? Ellen Hecker schildert die Situation ohne Wenn und Aber. Los gegangen sei es mit der Corona-Pandemie. „Die Hilfe, die es gab, war aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt sie. Und nach der Pandemie seien die Umsätze nie wieder die gewesen, die man vor Corona gemacht habe. Erschwerend sei hinzugekommen, dass die Preise für Energie und Lebensmittel drastisch nach oben gegangen seien, berichtet Ellen Hecker weiter. „Diese Preissteigerung konnten wir aber nicht an unsere Kunden weitergeben, wie es erforderlich gewesen wäre“, sagt die Geschäftsfrau.

Mehrwertsteuer war ein zusätzliches Problem

Und dann sei auch noch die Mehrwertsteuer, die während Corona gesenkt worden war, um die Lasten in der Gastro zumindest etwas abzufedern, wieder auf das alte Niveau angehoben worden. In der Summe sei das zu viel gewesen, berichten die beiden, denn ihr Café sei sehr personal- und energieintensiv, verarbeitet zudem sehr hochwertige Rohstoffe. Jetzt gehe es darum, gemeinsam mit Insolvenzverwalter Henning Dohrmann ein Konzept zu entwickeln, mit dem der Betrieb neu aufgestellt und zugleich zukunftsfähig gemacht werde.

Das Café der Heckers an der Kaistraße hat eine lange Tradition. Bereits seit 1886 war hier ein Café, wie der Gummersbacher Historiker Jürgen Woelke weiß. Gegründet wurde das Café von Ernst Schmalenberg aus Hülsenbusch, der 1876 seine erste Konditorei am Alten Markt eröffnete, ehe er in die Hauptstraße umzog. „Sein Sohn Paul fiel 1942 in Russland im Krieg, so dass das Geschäft 1952 von Walter und Lilo Meisloch übernommen wurde“, wie Woelke weiter erläutert.

Nach einem weiteren kurzen Intermezzo eines weiteren Betreibers übernahmen dann 1984 die Heckers das Café und sind seitdem wegen ihrer Kuchen, Torten, Pralinen oder Baumkuchen zu einem Begriff geworden auch über Gummersbach hinaus.